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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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freundliche Worte auszusprechen. Keine Poesie, keine Spielchen, nur die reine Wahrheit. Seine bloße Nähe hatte sie dazu gebracht, ebenso ehrlich zu sein und das heiße Brodeln in ihrem Inneren zu beruhigen. Sie kannte ihn nicht, wusste fast nichts über ihn, und doch schien er ihr schon jetzt so viel vertrauter als viele andere, die sie seit Jahren kannte und die nie die Wahrheit aussprachen. Sie wollte ihm helfen, wollte ihm mitteilen, was in ihrem Inneren vor sich ging. Das, was sie in seiner Nähe empfand, während er sie festhielt und sie mit seiner Ehrlichkeit in Erstaunen versetzte. Kein Spiel, kein Herantasten, sondern ein ehrlichesAuf-sie-Zugehen, so wie bei seinen Worten und diesem Tanz. Nur die Wahrheit.
    Sie entzog ihm ihre Hand. Arn wollte sie zuerst nicht freigeben, aber Marinel sah ihm eindringlich in die Augen, und so blieb er stehen, die hellen Brauen fragend in die Stirn gezogen.
    Ihr Herz klopfte sonderbarerweise so schnell, als hätte sie gerade einen Schwertkampf hinter sich, und als sie beide Hände auf seine glatten Wangen legte, kümmerte es auch sie nicht, dass ihre rechte Hand nur noch drei Finger hatte. Sie sah ihm in die Augen, in denen Verwirrung, aber auch freudige Erwartung stand, sie spürte das wilde Prickeln in ihrem Bauch und das Zittern beider Knie – nicht nur des kaputten. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, und als sie mit ihren Lippen fast die seinigen berührte, schlangen sich seine Arme um sie und er kam ihr mit einem hörbaren Seufzer das letzte Stück entgegen.
    Sanft legte er seine Lippen auf die ihrigen, während sein ganzer Körper in Anspannung verfiel, sodass selbst seine Schultern zitterten. Er umarmte sie gerade so fest, dass sie sich in seine Arme fallen lassen konnte, ohne ihr Knie belasten zu müssen. Seine Hände hielten still, seine Lippen lagen weiterhin auf den ihrigen, und als Marinel die Augen öffnete, sah sie, wie fest er die seinigen zusammenpresste.
    »Arn?« Sie löste sich ein wenig von ihm, beobachtete, wie er die Lider hob und sie mit einem zärtlich verschleierten Blick ansah. Der Hass war aus seinen Augen gewichen, einzig Hingabe stand darin. Sie hatte gesiegt.
    Langsam löste er seine Umarmung, sah sie immer noch wie ein wundersames Wesen an, und dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände. »Ich kann es nicht fassen, dich gefunden zu haben«, flüsterte er, seine Daumen strichen über ihre Lippen. »Wir beide wurden in ein Leben hineingeboren, das nicht unsererNatur entspricht. Du bist zu Höherem bestimmt, Marinel, als im Stall zu arbeiten oder einem Ritter zu dienen, und ich bin kein Pirat.« Sein Gesicht kam noch näher, der Geruch der See stieg ihr in die Nase und hüllte sie ein. »Uns beiden ist Unrecht widerfahren, wir tragen denselben Hass, dieselbe Bitternis, dieselbe …«, er sah sie ungläubig und fasziniert an, »… Liebe. Ich habe dich gefunden.« Einen Moment lang schloss er die Augen, atmete tief ein, und als er sie wieder ansah, war sein Blick verschleiert, als stünden Tränen in seinen Augen. »Wir sind gleich, Marinel.« Seine Hände strichen über ihre Wangen. »Wir sind eins.«
    Marinel wollte etwas erwidern, wusste aber nicht, wie sie seine Worte verstehen sollte, wie er so etwas nach so kurzer Zeit zu wissen glauben konnte. Doch noch ehe sie etwas zu sagen imstande war, zog er sie wieder an sich, küsste sie erneut, diesmal fordernder als zuvor, ganz so, als gehöre sie nun tatsächlich ihm. Seine Zunge öffnete ihre Lippen, und Marinel vermochte plötzlich keinen klaren Gedanken mehr zu fassen. Diese neuen Empfindungen beherrschten sie vollkommen, denn nie zuvor hatte sie einen Mann geküsst. Jetzt begann sie zu verstehen, dass das Schwert nicht das Einzige auf der Welt war.
    Ihre Münder verschmolzen miteinander, ihre Körper waren so fest aneinandergepresst, dass sie tatsächlich eins zu werden schienen, und die Art, wie er ihren Kopf in seiner Hand hielt, gab ihr das Gefühl, etwas sehr Wertvolles zu sein. Alles an diesem Kuss, seiner Art, sich ihr ohne Vorbehalt hinzugeben, zeugte von derselben Ehrlichkeit wie seine Worte. Plötzlich war sie kein verkrüppeltes, elternloses Stallmädchen mehr, sondern eine Elfe, eine Frau.
    Er flüsterte zärtlich ihren Namen, vergrub seine Hand noch tiefer in ihrem Haar und gab seinen Worten dadurch nochmehr Gewicht. Sein Herz schlug schnell unter ihrer Hand, und Marinel genoss das Spiel seiner Muskeln unter ihren Fingern. Sie spürte jede seiner Bewegungen und war sich ihres

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