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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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was es bedeutete, die Verantwortung für ein ganzes Land zu tragen. Wenn Fürst Averon von Riniel ein paar menschliche Sklaven forderte, um den Frieden in Elvion zu wahren, so war Liadan willig, ihm diese zu geben. Averon war einer der ersten Elfen Elvions, und Liadan gehörte einer weitaus jüngeren Generation an. Es gäbe genügend Elfen, die sich in einem Krieg um den Thron auf Averons Seite schlagen würden, zudem beherrschte Averon den Handel und könnte ganz Elvion von der Versorgung abschneiden. In gewisser Weise war Liadan von jedem Einzelnen ihrer Fürsten abhängig, und sie war lediglich das Bindeglied, das alle miteinander vereinte. Sie musste den Frieden wahren, und darin hatte sie bereits einmal versagt. Dies würde ihr nicht noch einmal passieren.
    »Wollt Ihr mich beeindrucken?«, fragte der Korallenfürst und wies mit einer knappen Kopfbewegung hoch zum Deck, von woher das leise Trippeln unzähliger Füße zu vernehmen war. »Mich mit einer selbstlosen Tat erweichen? Dafür hättet Ihr Euch nicht die zarten Finger schmutzig machen müssen. Ein paar freundliche Worte zu den Menschen machen Euch noch nicht zu einer gerechten Königin. Jedenfalls nicht auf diesem Schiff.«
    Liadan zuckte mit den Schultern und sah an dem Korallenfürsten vorbei aufs Meer hinaus, auf diese hellblaue Decke, die sich sanft hin und her wiegte. Die offene See war ein wunderbarer Ort, das musste sie zugeben, und doch sehnte sie sich zurück in die Sicherheit von Lurness. Es zehrte an ihren Kräften – nicht zu wissen, was sie am nächsten Tag, in dernächsten Stunde erwartete. Der Kampf gegen die Händler hatte sie zutiefst erschüttert. Fast genauso sehr wie der Zustand der menschlichen Fracht, die die Piraten befreit hatten.
    »Ihr habt Eure Kapitäne nicht unter Kontrolle«, sagte sie beim Gedanken an die jüngsten Ereignisse, die sich unter den Piraten zugetragen hatten. Über ihr Verhalten den Menschen gegenüber wollte sie nicht sprechen. Es hatte keinen Sinn, dem Korallenfürsten zu erklären, dass sie nicht anders handeln konnte, wenn sie leidende Kreaturen vor sich hatte. Sie musste helfen – es zumindest versuchen. Wichtiger war es, zu verstehen, weshalb die Piraten unbedingt an der Magie festhalten wollten. Und noch wichtiger war es, sie von der Magie abzubringen, sodass sie ihren Kampf aufgaben. »Ihr seid der Fürst der Piraten, und Eure Kapitäne sind allesamt dem Wahnsinn verfallen.« Sie dachte an die kreischende Nayla, die wie wild ihrem davonsegelnden Bruder hinterhergeschimpft hatte. Ihre schrillen Schreie waren vom Wind aufs Meer hinausgetragen worden, und ihr lächerlicher Kampf gegen den Feuerprinzen hatte Liadan lediglich ein Kopfschütteln entlockt. Anders als die nächste Tat des Feuerprinzen. Bang hatte sie den Korallenfürsten gefragt, ob er denn nichts gegen die Feuersbrunst auf dem Schiff seines Kapitäns unternehmen wolle. Die gesamte Mannschaft war in Gefahr gewesen. Unfähig, etwas auszurichten, hatte sie zusehen müssen, wie ein Elf zu einem Feuerball geworden und die Menschenfrau auf eben jenen zugegangen war. Liadan hatte auf den Korallenfürsten eingeredet, ihm gesagt, er müsse verhindern, dass Nayla ins Feuer ging. Schließlich konnte sie nicht einfach tatenlos zusehen, wie eine Frau lebendig verbrannte! Doch der Fürst hatte sie ignoriert. So, wie er jetzt ihre Worte ignorierte und sie lediglich gefühllos ansah. Augenscheinlich wollte er nicht darüber sprechen, doch Liadan war noch nicht fertig.
    »Es ist Wahnsinn«, sagte sie, denn das musste der Korallenfürst doch begreifen! »Dieses Mädchen … habt Ihr nicht die Angst in ihrem Gesicht gesehen? Wie oft muss sich Nayla noch verbrennen, ehe Ihr etwas gegen die Magie Eurer Piraten unternehmt? Wie könnt Ihr da nur tatenlos zusehen?«
    »Ich werde Nayla nicht sterben lassen.«
    Liadan hielt bei diesen bestimmten Worten inne. Sie hatte etwas erwidern wollen, doch jetzt sah sie dem Fürsten prüfend ins Gesicht. Es ging um mehr. Einen Moment lang waren die silbernen Augen aufgeflackert. »Wieso nicht?«
    »Weil Avree mit ihr sterben würde.« Der Korallenfürst erhob sich und wandte ihr den Rücken zu. Seine breiten Schultern waren deutlich angespannt, er wirkte fast schon wie eine Statue. Sein Zopf, der ihm bis zur Taille fiel, sah aus wie aus Goldfäden geflochten. Einen Moment lang blickte er schweigend durch die Glaselemente hinaus, ehe er fortfuhr: »An dem Tag, an dem Nayla stirbt, wird Avree sich das Leben nehmen.«
    Liadan

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