Elfenmeer: Roman (German Edition)
Flotte nähert sich.«
»Ja, das passt dir ausgezeichnet, nicht wahr? Ihr alle seid so vollkommen verrückt, dass ich nicht glauben kann, wie ihr eure Schiffe geradeaus segeln könnt! Euch ist langweilig und deshalb zieht ihr in den Kampf! Der Krieg ist ein reiner Zeitvertreib für euch!«
»Geht.« Mit ruhiger Stimme unterbrach der Korallenfürst das Gezeter, während dem Liadan sich an den Mast zurückgezogen hatte, um alles zu überblicken. Je länger die Piraten uneins waren, desto besser für sie. Doch nun schien der Korallenfürst wieder Ordnung einkehren zu lassen. Er gab Befehl, den Anker zu lichten, und wandte sich an seine Kapitäne. »Jeder auf sein Schiff.« Mit diesen Worten drehte er sich um und stand Liadan gegenüber. Einen Moment lang schien er über ihre Anwesenheit überrascht zu sein, doch dann nickte er nur knapp in Richtung Treppe. »Ich ersuche Euch, Majestät,unter Deck auszuharren. Hier oben wird es bald sehr gefährlich.«
»Ich bleibe.«
»Vergebt mir, aber ich kann es mir nicht erlauben, Euch durch einen verirrten Pfeil zu verlieren.« Plötzlich umschloss er mit festem Griff ihren Arm und zog sie vom Mast weg. Liadan war einen Moment lang derart verblüfft, dass sie ihm nur hinterherstolpern konnte, doch dann erwachte sie wieder zum Leben.
»Wie könnt Ihr es wagen!« Sie versuchte ihren Arm zurückzuziehen, doch der Korallenfürst hielt sie unbarmherzig fest.
»Lasst los. Sofort.« Ihre Worte blieben ungehört, denn der Korallenfürst schob sie wie eine Puppe einem anderen Elfen zu und forderte diesen auf, sie in ihre Kabine zu bringen und dort einzusperren. Der fremde Elf mit dem Säbel an der Hüfte gehorchte unumwunden und zerrte sie unnötig grob die steile Treppe in die Dunkelheit hinab, während der Korallenfürst Befehle rufend bereits wieder davoneilte. Liadan wehrte sich nicht, sah sich jedoch nach Fluchtmöglichkeiten um. Sie musste es schaffen, auf ein Rinieler Schiff zu gelangen, dann wäre jedes Blutvergießen verhindert. Nur wie?
Ihr Blick fiel auf den Säbel an der Hüfte des Elfen, als er sie durch einen weitläufigen Raum führte, in dem sich Hängematten nebeneinander reihten. Genauso wie der Korallenfürst und viele andere Piraten trug der Elf lediglich eine offene Weste, die seine Brust bedeckte, und Liadan graute davor, gegen diesen Mann mit den deutlich abgezeichneten Muskeln zu kämpfen. Doch wenn es ihr gelänge, ihn außer Gefecht zu setzen, könnte sie fliehen – über Bord springen und zu ihren Leuten schwimmen. Sie musste verhindern, dass der Elf sie einsperrte, denn dann wäre es für ihre Leute umso schwieriger, sie zu retten.
Ein Ruck ging durch das Schiff, als der erste Windstoß in die gesetzten Segel fuhr. Liadan kannte diese Schiffsbewegung mittlerweile und doch fiel sie zur Seite, wo sie sich an der Wand abstützte. Auch den Elfen traf das plötzliche Schwanken des Bodens unerwartet, und er strauchelte. Diesen Moment nutzte Liadan. Ohne nachzudenken fuhr sie herum, versetzte dem wankenden Elfen einen Stoß und griff nach dessen Säbel. Ihre Finger schlossen sich um den Griff, doch da verlor der Elf endgültig das Gleichgewicht und fiel fluchend rückwärts auf eine der Hängematten. Liadan wurde mitgerissen und landete hart auf seiner Brust. Im nächsten Moment brachen sie gemeinsam zwischen zweien der Schlafstätten zu Boden. Das Schiff bewegte sich, schaukelte hin und her und Liadan hatte Mühe, erneut den Säbel zu ergreifen. Sie rangelte mit dem Fremden darum und war fest entschlossen, für ihre Freiheit zu kämpfen. Die Hängematten über ihr behinderten sie, ständig war sie in Gefahr, sich darin zu verheddern, doch dem Fremden ging es nicht anders, und er schaffte es nicht, sie abzuschütteln. Ihre Kraft erstaunte sie selbst, doch da sie ihre Leute derart nah wusste, die Freiheit beinahe greifen konnte, war eine Stärke in ihr erwacht, von der sie vorher gar nichts gewusst hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung gelang es ihr, sich über den Elfen zu knien und ihre Hand gegen seinen Hals zu pressen. Dieser starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an, in denen blanker Zorn glomm. Ein Anblick, der sie ängstigte und ihr zugleich auch Stärke verlieh. Sie war nicht wehrlos. Sie konnte sich selbst befreien.
Im nächsten Moment packte der Elf sie an den Schultern und schleuderte sie mit solcher Wucht von sich, dass sie mit dem Kopf gegen einen der hölzernen Stützpfeiler prallte. Schmerz explodierte hinter ihren Augen, doch als sie die
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