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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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starrte ungläubig auf den Rücken des Korallenfürsten. »Aber das ist Wahnsinn.« Sie hatte immer gewusst, dass eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Elfen nur tragisch enden konnte, und sie hatte sich bei der Frage ertappt, wie die beiden Piratenkapitäne wohl mit dem Wissen um die Sterblichkeit der Menschen umgingen. Niemals hätte sie jedoch vermutet, dass ein jahrtausendealter Elf sein Leben einfach so wegwerfen wollte.
    »Er liebt sie«, war die knappe Antwort des Korallenfürsten, woraufhin Liadan sich ebenfalls erhob. Es gefiel ihr nicht, zu seinem Rücken zu sprechen, und so schritt sie an seine Seite.
    »Dies könnt Ihr nicht gutheißen«, sagte sie und lehnte sich ein wenig vor, um in das angespannte Gesicht des Elfen zu blicken. Seine Wangenknochen traten scharf hervor, und die von der Sonne beschienenen Augen funkelten beunruhigend.
    Plötzlich wandte er sich ihr zu, und auf Grund seines forschen Ausdrucks hätte sie beinahe jede Haltung verloren und wäre zurückgewichen. »Habt Ihr denn nie geliebt … Majestät?«, wollte er wissen und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Sein prüfender Blick durchbohrte sie, doch Liadan fiel es nicht schwer zu antworten. Zwar verspürte sie ein leises Ziehen in der Bauchgegend, doch sie hatte Übung darin, solche Gefühlsregungen zu ignorieren. Genauso wie das plötzliche Aufflackern eines Bildes vor ihrem geistigen Auge: der Weiße Ritter, leblos und kalt auf der Plattform in Acre. Ihr Bruder über ihn gebeugt und dieser reißende Schmerz in ihrer Brust.
    »Ich habe es mir nie erlaubt zu lieben«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie hielt seinem Blick stand und wollte nicht als Erste wegsehen.
    »Liebe ist keine Sache des Erlaubens«, erwiderte er gedehnt und schien irgendetwas in ihrem Gesicht zu suchen, das ihm seine Worte bestätigte, doch Liadan musste ihn enttäuschen.
    »Für mich schon.«
    Der Korallenfürst sah sie noch einen Moment lang an, dann wandte er sich abrupt ab und ging zurück an den Tisch, wo er ein Dokument in die Hand nahm.
    »Ich möchte, dass Ihr dies unterschreibt. Flosse hat den Text verfasst.«
    »So ist er zweifellos in Reimen geschrieben.«
    »In der Tat.« Er wandte sich ihr zu und reichte ihr das Schriftstück.
    Liadan warf einen Blick darauf.
    »Damit bestätigt Ihr, dass jedem Elf freier Wille gebührt«, sagte der Korallenfürst und lehnte sich gegen den Tisch. »Jeder entscheidet frei, ob er der Magie entsagen will oder nicht.«
    Welch Unsinn! Wenn ganz Elvion der Magie entsagte und nur eine Handvoll von dem Recht Gebrauch machte, frei zuentscheiden, wäre rein gar nichts gewonnen. Außer dass jeder Elf der Willkür dieser mächtigen Magier ausgesetzt wäre. Nein, jeder einzelne Elf musste seine magischen Fähigkeiten verlieren, ansonsten gäbe es keinen Frieden.
    Wortlos sah sie dem Korallenfürsten ins Antlitz, und so fuhr er fort: »Zudem befreit Ihr mit diesem Schreiben jeden einzelnen Menschen auf Elvions Boden aus der Sklaverei, schließt die Minen zum Abbau der Schattenkristalle und garantiert uns – den Piraten – freien Zugang zu den Häfen, um Waren für die menschlichen Flüchtlinge zu erwerben, die wir beherbergen.« Er reichte ihr eine Feder, doch Liadan rührte sich nicht. Sie sah ihn nur an und knüllte schließlich das Schreiben mit einer Hand zusammen. Sie hielt es vor ihn hin und ließ es zu seinen Füßen fallen. Der Unmut über diese Tat zeigte sich nur einen flüchtigen Augenblick am Zucken eines Muskels, gleich neben dem Auge, doch ansonsten verharrte er reglos.
    Liadan verzog ihre Mundwinkel zu einem Lächeln, sah den Fürsten noch einmal kurz an, wandte sich dann ab und schritt zur Tür, ohne zurückzublicken.
    »Wir brechen auf zum Korallenpalast«, erklang plötzlich seine Stimme hinter ihr.
    Liadan blieb stehen und blickte auf die schwere Tür vor sich. Sie hatte schon einiges über diesen versteckten Palast gehört. Niemand wusste, wo er zu finden war. Einzig die Kapitäne der Piraten kannten das Geheimnis, und nun sollte Liadan diesen Ort besuchen.
    »Wenn Ihr erst mal dort seid«, sagte der Fürst sanft, »werdet Ihr verstehen.«
    Liadan streckte die Hand nach dem Knauf aus und verließ den Raum. Sie bezweifelte, dass sie beim Anblick des Palastes ihre Meinung ändern würde. Sie bezweifelte es sehr.

    ❧
    Liadan starrte zum Horizont, vor dem sie das Banner Elvions erkennen konnte. Ein halbes Dutzend Mal zeichnete es sich inmitten der weißen Segellandschaft ab, und mit

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