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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Glas, das sich warm anfühlte und unter ihrer Berührung nachgab, als würde es schmelze n – ihre Hand glitt geradewegs hindurch. Die Bilder dahinter kräuselten sich und wankten, die Stimmen entfernten sich und kamen wieder näher.
    Ob sie einfach durch das Fenster in die andere Welt treten konnte?
    »Weg vom Fenster! Wenn dir dein Leben lieb ist, tritt beiseite!«
    Schockiert wirbelte Tania herum.
    Eine hochgewachsene Frau in einem schwarzen Umhang mit Kapuze stand in der offenen Tür. Ihre dunklen Augen funkelten sie an und sie machte eine rasche Armbewegung.
    Tania schrie erstickt auf, als unsichtbare Hände sie von den Füßen rissen und durch den Raum wirbeln ließen. Sie krachte gegen eine Wand und rutschte keuchend zu Boden, während die Frau mit zorniger, Unheil verkündender Miene auf sie zuschritt.

XIII
    T ania rappelte sich auf und starrte die Frau an. Auch wenn die Gesichtszüge der Frau wutverzerrt waren, bemerkte sie die Ähnlichkeit zu Oberon sofor t – dies musste ihre älteste Schwester sein.
    Sie hielt abwehrend die Hände hoch. »Eden, halt!«
    »Du Närrin!«, stieß Eden hervor. »Was machst du hier? Das Pirolglas ist gefährlich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist ein Portal in die Welt der Sterblichen.« Eden wandte sich zum Fenster und machte eine weite Armbewegung. Sofort erlosch das Regenbogenlicht und der Raum wurde wieder grau.
    »Jetzt ist es wieder zu«, sagte Eden. »Die Gefahr ist gebannt.«
    »Aber ich soll doch angeblich zwischen den Welten wandeln können«, sagte Tania. »So steht es in dem Gedicht. Denn ich bin schließlich die siebte Tochter, nicht?« Sie lies ihre Schwester nicht aus den Augen und wartet gespannt auf ihre Reaktion. »Darum bin ich zu dir gekommen. Ich muss unbedingt wissen, wie ich meine Gabe kontrollieren kann. Kannst du mir das beibringen?«
    Eden blickte sie an. Sie stand jetzt genau vor ihr, sodass Tania den Schmerz in ihren dunkelbraunen Augen sehen konnte.
    »Niemals«, sagte Eden.
    Tania trat einen Schritt auf sie zu, aber Eden wich rasch zurück, als wolle sie jede Berührung vermeiden.
    »Ich muss meinen Eltern sagen, dass es mir gut geht«, bat Tania. »Sie sind bestimmt außer sich vor Sorge.« Sie blickte Eden fest entschlossen an. »Du musst mir helfen«, sagte sie. »Ich gehe hier nicht weg, ehe du’s tust.«
    Edens Augen blitzten auf.
    Oh-oh , dachte Tania. Das war falsch. Das hätte ich nicht sagen sollen.
    Eden streckte den Arm aus und plötzlich schien Tania gegen eine unsichtbare Wand zu prallen und etwas wickelte sich um sie herum, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte und kaum noch Luft bekam.
    Tania spürte, wie sie vom Boden hochgehoben wurde. »Eden«, röchelte sie. »Nich t …«
    Auf eine Handbewegung Edens hin wurde Tania durch die Luft gewirbelt, und ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, flog sie durch die graue Tür in die Diele hinaus bis in den Hof.
    Mit einem dumpfen Knall fiel die schwarze Tür hinter ihr ins Schloss. Tania schwebte noch einen kurzen Augenblick reglos in der Luft, bevor sie zu Boden fiel und so unsanft auf Händen und Knien aufkam, dass ihr die Luft wegblieb.
    Dann rappelte sie sich auf und lief zurück zur Tür.
    »Eden!«, rief sie und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Holz. »Du musst mich wieder reinlassen!«
    Doch diesmal ließ sich die Tür nicht öffnen. Egal, wie sehr sie sich gegen die schwarze Tür warf, sie blieb fest geschlossen.
    Tania setzte sich schließlich auf die oberste Treppenstufe. Nach einem letzten verzweifelten Klopfen an die Tür sank sie zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen. Ohne Edens Hilfe würde sie wohl nie lernen, ihre Gabe zu kontrollieren, und ihre Eltern möglicherweise niemals wiedersehen.
    Nach einer Weile jedoch schöpfte sie neuen Mut, erhob sich und rannte um den Turm herum zum Fenster. Sie starrte ins Innere, aber der Raum war lee r – Eden war weg.
    »Na, das hat du ja super hingekriegt, Tania«, sagte sie leise zu sich selbst. »Voll vergeigt.«
    Sie machte kehrt und ging zurück in den Hof.
    Unter dem Torbogen, der in die Gartenanlage führte, stand eine Gestalt mit gebauschtem schwarzem Umhang. Als die Person näher kam und ins Licht trat, erkannte sie Gabriel Drake.
    »Hast du mich erschreckt!«, stieß Tania hervor.
    »Du hättest nicht an diesen traurigen Ort kommen sollen«, sagte Gabriel sanft.
    Tania zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, Eden könnte mir vielleicht dabei helfen, Kontakt mit meinen Eltern aufzunehmen«, erklärte

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