Elfenschiffe (Mithgar 03)
ihrer tröstenden Art. Und wie ich dir schon einmal gesagt habe, Alamar, mit Eulen kann man nicht schmusen.« Sie warf einen Blick auf den dicken Wälzer. »Was suchst du denn? Vielleicht kann ich von Nutzen sein?«
»Drei Dinge, Dree: ein hellgrünes Meer, ein schwarzes Schiff und ein Kristallschloss.«
»Das klingt sehr mysteriös.«
»Alle drei sind Bestandteile eines Traums.«
»Ach so, dann kann ich dir nicht helfen. Aber wenn es um Sterne ginge…«
»Wenn es um Sterne ginge, Dree, könnte ich das Rätsel allein lösen.«
Drienne nickte und sagte dann: »Warum lässt du nicht Aylis…«
»Sie weilt im Augenblick nicht auf Rwn.«
»Ach so. Nun gut. Aber vielleicht kann ich trotzdem etwas tun. Welche Bücher brauchst du noch? Ich hole sie dir.«
Alamar fischte einen Zettel aus der Tasche. Er betrachtete ihn einen Moment und sagte dann: »Sieh mal nach, ob du De Castellis Singularibus und De Navibus Notis findest.«
Während Drienne suchte, blätterte Alamar in dem Wälzer vor sich, wobei er ab und zu innehielt, um etwas zu lesen. Er war noch nicht weit gekommen, als Drienne mit zwei weiteren Büchern zurückkehrte. Alamar sah sie an. »Such nach einem Kristallschloss und einem schwarzen Schiff.«
»Hm. Ein Kristallschloss sollte nicht so schwer zu finden sein, das heißt, wenn es eines gibt. Aber ein schwarzes Schiff? Davon dürfte es viele geben, würde ich meinen. Was denn für ein schwarzes Schiff?«
Alamar holte Jinnarins Zeichnung aus der Tasche und reichte sie Drienne. Sie starrte blinzelnd darauf. »Du meine Güte, Alamar, wer hat denn dieses winzige Ding gemalt? Ein Libellenreiter?«
»Eine Bekannte.«
Drienne sah ihn erstaunt an und widmete sich dann wieder der Zeichnung. »Eine Karacke oder Galeone, würde ich sagen. Schwarz?« Auf Alamars Nicken gab Drienne ihm den kleinen Zettel zurück und öffnete dann eines der Bücher.
Aus dem Schatten beobachtete Jinnarin, wie Drienne es Alamar nachtat und das Buch durchblätterte. Einige Zeit verstrich, in der die lastende Stille nur durch das leise Rascheln des Umblätterns durchbrochen wurde. Ab und zu erhob sich einer der anderen Anwesenden im Mittelbereich und verließ die Etage, oder es kam jemand die Treppe empor und machte sich zwischen den Regalen zu schaffen, aber sie befanden sich auf der anderen Seite des Stockwerks, und Jinnarin und Rux blieben, wo sie waren. Rux lag mit dem Kopf auf den Vorderpfoten da, doch er hatte die Augen geöffnet und die Ohren gespitzt, und Jinnarin wusste, dass er auf der Hut war. Also machte Jinnarin es sich auf dem untersten Regalbrett zwischen einigen staubigen Büchern gemütlich, wartete… und döste ein. »Hier ist eins«, erklang plötzlich Driennes Stimme. »Nein, warte, es ist verbrannt, während es im Hafen von Arbalin vor Anker lag. Während der Rebellion.« Drienne blätterte weiter, den Blick starr auf die Seiten gerichtet, und Jinnarin lehnte sich wieder mit dem Rücken an ein schräg stehendes Buch.
Wie lange sie gedöst hatte, wusste sie nicht, aber das Kratzen von Stuhlbeinen am Boden weckte Jinnarin wieder. Ein Blick verriet ihr, dass Alamar und Drienne sich erhoben. Mehrere Bücher lagen vor ihnen auf dem Tisch, und es war offenkundig, dass sie in allen nach Hinweisen gesucht hatten. Alamar richtete sich ächzend auf und streckte sich, und Drienne sagte: »Mein Lieber, du musst ganz schnell nach Vadaria.«
»Aber nicht jetzt, Dree. Zuerst muss ich das Rätsel dieses Traumes lösen. Eine Verpflichtung aus der Vergangenheit.«
»Stur wie eh und je«, murmelte Drienne und sammelte dann die Bücher ein. Doch dann hielt sie inne und sah Alamar direkt ins Gesicht, während ihr Blick von stummem Flehen und unvergossenen Tränen kündete. »Hör mich an: Übertreibe es nicht, Alamar. Ich will dich lebendig und jung Wiedersehen, nicht alt und schon gar nicht tot.«
Alamar nahm ihr herrliches Gesicht in die Hände und küsste sie sanft. »Ich gehe jetzt, Dree. Aber ich verspreche dir, sobald ich diese Traumgeschichte gelöst habe, wechsle ich auf die andere Seite. Dann komme ich zurück, und wir können… wo werde ich dich finden?«
»Versuche es zuerst hier, Alamar, hier in der Stadt der Glocken. Im Augenblick bin ich Disputationsleiterin der Akademie.«
»Die Grand Dame?«
Drienne nickte lächelnd.
»Was werden die Lehrlinge sagen, wenn ich dich entführe?«
»Was sie schon immer gesagt haben, würde ich meinen.«
Alamar blieb einen Moment gedankenverloren stehen. Schließlich sagte er:
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