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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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›Sind diese Umstände tatsächlich so furchtbar, dass ich meinen freien Willen dem Urteil anderer unterordnen muss? Und wenn ja, dann wem?‹
    Das ist nur ein Problem. Hier sind noch andere:
    Ihr habt zwar Lügen, Betrügen und Stehlen erwähnt, nicht aber Wollust, Gier, Habsucht, Völlerei, Sucht und ähnliche Dinge. Sind das an und für sich böse Dinge? Was ist mit Verschwendung im Angesicht der Bedürftigkeit, mit Vernachlässigung: Sind diese Dinge immer böse oder gibt es Ausnahmen? Was ist mit Hass, Furcht, Neid, Trägheit, Eifersucht und so weiter? Und was ist, wenn jemand kaltblütig einem anderen das Leben nimmt? Ist das jemals gerechtfertigt, oder ist es hier böse und da gut? Und was ist mit Religionen oder Gesellschaften, die versuchen, das alltägliche Leben bis ins kleinste Detail zu beherrschen – natürlich zum Wohle aller, jedenfalls werden sie das immer behaupten –, ist das prinzipiell böse? Und die Debatte zwischen Adon und Gyphon – war eine Seite gut und die andere böse? Waren beide Seiten gut? Beide böse?
    Und schließlich, Pysk, kehren wir damit zu unserer ursprünglichen Frage zurück: Was ist mit Göttern, die niemals antworten, und mit solchen, die immer antworten? Mit Göttern, die ihre Schöpfungen ignorieren, mit solchen, die sich nur selten einmischen, und jenen, die sich beständig einmischen? Sind wir wie Kinder, die göttlicher Anleitung bedürfen, oder sind wir Erwachsene, die man in Ruhe lassen sollte, denen es gestattet sein sollte, eigene Entscheidungen zu treffen und mit den Folgen dieser Entscheidungen zu leben?
    Deckt Eure Definition der Natur des Bösen all diese Fälle und noch mehr ab?«
    »Aber, Alamar«, protestierte Jinnarin, »Ihr verlangt von mir praktisch, dass ich die gesamt Religion und alle Philosophie erkläre!«
    Alamar nickte. »Das weiß ich, Jinnarin, doch gebt gut Acht: jede Erklärung muss für alle Fälle überprüft und verändert werden, wenn sie an irgendeiner Stelle mangelhaft erscheint.« Alamar lächelte traurig. »Vielleicht kehrt Ihr am Ende sogar zu Eurer ursprünglichen Definition des Bösen zurück und zieht den Schluss, dass das Böse einfach schlecht ist.«
     
    Sechsundfünfzig Tage nach ihrer Abfahrt aus Kairn legten sie mitten in der Nacht im Hafen von Arbalin an. Alamar verabschiedete sich von Kapitän Dalby und der Schiffsbesatzung, und der Magier verließ das Schiff mit seinem Rucksack auf dem Rücken und seinem Vertrauten im Schlepptau: buchstäblich, denn der Fuchs lag auf der Seite und polterte den Laufgang hinunter, während er beständig knurrte und nach der an seinem Geschirr befestigten Leine schnappte.
    »Lumme, hast du das gesehen?«
    »Was denn?«
    »Er hat sich mit seinem Rucksack unterhalten.«
    »Was? Was hat er denn gesagt?«
    »Ich glaube, er meinte, dass er froh ist, keine Fuchslosung mehr aufkehren zu müssen.«
     
    Alamar mietete eine abgelegene Hütte am Waldrand. Der Magier ließ außerdem verlauten, dass Rux sein Vertrauter sei… und auf der ganzen Insel Arbalin wurde die Fuchsjagd jäh und beinah augenblicklich zu einer vergessenen Kunst.
    Alamar war schon bald eine wohlbekannte Persönlichkeit im Hafen, denn er kam jeden Tag in die Stadt und erkundigte sich nach Neuigkeiten über Aravan und sein Elfenschiff. Doch niemand wusste, wann mit der Eroean zu rechnen war, nicht einmal ihre sonstigen Anlaufhäfen waren bekannt. Sie konnten lediglich sagen, dass es durchaus schon vorgekommen war, dass das Schiff jahrelang fortblieb. Zum letzten Mal in Arbalin gesehen worden war es vor zwei Jahren, und da hatte es nur eine Woche im Hafen gelegen, bevor es wieder losgesegelt war. Doch wann das Schiff wieder in diesem Hafen vor Anker gehen mochte… tja, darüber konnten alle nur Vermutungen anstellen.
    So wartete Alamar in der Hütte am Waldrand und machte sich Sorgen, denn Jinnarins Traum suchte sie immer noch heim – ein Traum von einem Kristallschloss in luftiger Höhe über einem hellgrünen Meer, in dem ein schwarzes Schiff beständig von Blitzen getroffen wurde… und von etwas Schrecklichem, das näher kam.
    In den nächsten Monaten ging der alte Magier des Nachts oft vor der Hütte auf und ab, starrte dabei auf den entfernten Hafen oder zu den funkelnden Sternen empor und murmelte laut:
    »Wo bist du, Elfenschiff, du und dein Kapitän Aravan?«

7. Kapitel
    DAS ELFENSCHIFF
     
    Sommer, 1E9574
    [Die letzten drei Monate]
     
    Aravan wandte den Kopf hierhin und dorthin, während er versuchte, die Richtung

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