Elfenschiffe (Mithgar 03)
Redewendung: Wissen ist Macht. Indem wir unser Wissen teilen, sind schon viele gute Ideen entstanden – und einige, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Also würde ich auch bei diesem Unternehmen meine Mannschaft ins volle Vertrauen ziehen, was bedeutet, dass sie von der Verborgenen hören würden, von…«
»Von Jinnarin«, half Alamar aus.
»Aye, von Jinnarin. Ich würde diese Fuchsreiterin der Mannschaft vorstellen.«
Alamar erhob sich. »Ich werde sie fragen… aber bis sie sich einverstanden erklärt hat…«
»Bis sie ihr Einverständnis gegeben hat«, sagte Aravan, indem er den Magier ansah, »werde ich kein Wort über die Angelegenheit verlauten lassen. Aber bevor sie sich dazu bereit erklärt hat, werde ich meine Mannschaft zu nichts verpflichten, denn ich werde sie nicht ohne ihr Wissen auf eine solche Fahrt schicken.«
Alamar nickte, machte eine Kehrtwendung, ging zur Tür und stieß sie auf.
Aravan hob die Stimme und rief dem Magier hinterher: »Braucht Ihr jemanden, der Euch an Land rudert? Ich lasse ein Boot für Euch zu Wasser.«
Ohne sich umzudrehen, rief Alamar zurück: »Schon gut, Elf. Ich kehre auf dem Weg zurück, auf dem ich gekommen bin.« Einen Moment später schlug die Kabinentür zu.
Aravan saß eine Weile reglos da und starrte auf die geschlossene Tür. Dann trank er seinen Branntwein aus, stand auf und ging an Deck. Von Alamar war nichts zu sehen, und Aravans scharfe Elfenohren hörten auch keine Ruder klatschen.
»Burdun«, rief er, und die Wache kam zu ihm gelaufen.
»Herr Käpt’n?«
»Wo ist das Boot, das den alten Mann hierher gebracht hat?«
Ein verwirrter Ausdruck legte sich auf Burduns Gesicht. »Alter Mann? Boot? Herr Käpt’n, heute Nacht ist kein Boot gekommen. Erwartet Ihr eins? Ich halte danach Ausschau.«
»Nein, Burdun, aber trotzdem vielen Dank für das Angebot.«
Während der Elf in seine Kabine zurückkehrte – Wenn er nicht mit einem Boot gekommen ist, wie dann? Ist er geschwommen? –, überlegte Aravan still bei sich, während er sich grinsend vorstellte, wie der Alte durch die Bucht schwamm. Aber vielleicht ist er auch geflogen oder über das Wasser gelaufen – wieder lachte Aravan über diese Vorstellung, doch dann fiel sein Blick auf die nassen Fußspuren, die der Magier im Gang zu seiner Kabine hinterlassen hatte.
8. Kapitel
EIDE
Spätsommer, 1E9574
[Die Gegenwart]
»Er will was?« Jinnarin sprang auf und stand da, die Hände zu Fäusten geballt und in die Hüften gestemmt. Grünes Feuer leuchtete in ihren Augen.
Alamar seufzte. »Es ist keine unvernünftige Bedingung, Jinnarin. Schließlich reden wir hier über Aravan und seine Mannschaft und nicht über irgendwelche kistanischen Piraten.«
»Aber wenn ich vor die Menschen trete, bestätige ich, dass die Legenden wahr sind, und dann finden die Fuchsreiter keine Ruhe mehr, weil Mann und Frau gleichermaßen die ganze Welt durchkämmen werden, um uns aufzuspüren und Gefälligkeiten von uns zu erbitten. Sie glauben, dass wir ihre Wünsche erfüllen können und nur dazu da sind, um ihre Arbeit zu verrichten, und… und dass wir in tausenderlei anderer Hinsicht ihren lächerlichen Überzeugungen entsprechen. Das weiß ich, weil es sich schon einmal so zugetragen hat, und so wird es wieder geschehen, sollte ich oder irgendein anderer Fuchsreiter oder auch irgendein Verborgener offen vor sie treten. Nein, Alamar, ich werde mich den Menschen nicht zeigen.«
»Es sind auch Zwerge«, murmelte der Magier.
»Was?«
»Ich sagte«, knurrte er, »es sind auch Zwerge dabei. Aravan hat einen Kriegstrupp Zwerge auf der Eroean.«
»Zwerge!« Jinnarin schlug sich mit einer Hand vor die Stirn. »Ihr Götter, Alamar, ich habe gehört, dass sie noch schlimmer sind als die Menschen. ›Heda, Kleine, kannst du mir nicht zeigen, wo ich die reichsten Goldadern finde? Bitte um Verzeihung, kleine Fee, aber könnt Ihr mir nicht sagen, wo ich Silber und Juwelen für meine Schatztruhen finde?‹ Du meine Güte, sie würden mich in ein Loch im Boden oder unter einen Berg schleifen, und ich würde nie wieder das Tageslicht sehen.«
»Ihr übertreibt, Pysk.« Dem Alten war das Blut in die Wangen geschossen, und er hatte das Kinn aggressiv nach vorn gereckt. »Habt Ihr nicht außerdem gesagt, Aravan sei ein – wie habt Ihr Euch ausgedrückt? Ah, ja – Aravan sei ein ›Freund‹? Würde er Euch in diesem Fall solchen… Unannehmlichkeiten aussetzen?«
Jinnarin unterbrach ihr wütendes Auf-und-ab-Gehen,
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