Elfenschiffe (Mithgar 03)
er, während er mit einer Hand das Ruder hielt und Boder die Speiche auf der anderen Seite. »Wir müssen nach steuerbord lavieren.«
In dem Augenblick, als Rico die Luke öffnete, um nach unten zu gehen und die Mannschaft zu holen, wurde die Eroean in eine blendend weiße Wand eingehüllt. Das Kap der Stürme machte seinem Namen alle Ehre, als das Elfenschiff in stürmisches Schneetreiben fuhr.
Elf Tage dauerte es, das Kap zu umrunden, in denen die tapfere Eroean manchmal rückwärts zu stampfen schien und manchmal geradezu vorwärts schoss. Ständig zerrte der Sturm an ihr, während die Wellen sich alle Mühe gaben, sie in die Tiefe zu reißen. Schnee und Eis lasteten schwer auf ihrer Takelage, und Menschen und Zwerge wurden hinaufgeschickt, um die Laufrollen vom Eis zu befreien, damit die Taue genug Spiel hatten. Gegen den Westwind kreuzend, indem sie abwechselnd nach Südwesten und Nordwesten segelten, bestimmte Aravan den Kurs nach Gefühl, denn in den langen Nächten waren weder Mond noch Sterne zu sehen, ebenso wenig wie die Sonne an den kurzen Tagen. Und er sah auch das Polarlicht nicht, das sich weit jenseits der Dunkelheit über ihnen befand und vielfarbiges Licht auf den eisigen Himmel warf.
Von Wind und Wellen gebeutelt, brauchte das Schiff volle elf Tage, bis das Kap endlich hinter ihm lag, und es einen klaren Nordwestkurs einschlagen konnte. Aravans Orientierungssinn hatte sie nicht im Stich gelassen, und die ausgezeichnete Mannschaft hatte keinen einzigen Mann an die See verloren. Dennoch waren alle nach dieser anstrengenden Passage müde und ausgelaugt, auch der Kapitän, was äußerst selten vorkam. Doch schließlich kehrte die Schiffsroutine wieder zur Normalität zurück, obwohl der Wind immer noch heftig blies. Doch er traf sie stetig von backbord, und nachdem die Eroean den Westonischen Ozean erreicht hatte und wieder alle Segel gesetzt worden waren, flog sie, wie die Logleine anzeigte, mit neunzehn Knoten über die Wellen.
Eine Woche später erreichte sie die Kalmen der Ziege, diesmal auf dem Weg nach Norden. Das Schiff hatte alle Segel gesetzt, bewegte sich aber dennoch langsam in dem lauen Lüftchen. »An den Hörnern des alten Ziegenbocks vorbei«, wie Frizian es ausdrückte. Sie brauchten drei Tage, um die Kalmen zu durchqueren, bis der Wind, der nun von achtern kam, wieder auffrischte. In nordnordwestlicher Richtung jagten sie durch die Küstengewässer des riesigen Reichs von Hyree.
Fünf Tage segelten sie unter vollen Segeln bei stetem, aber mäßigem Wind nach Norden, bis sie die Mitteleisen erreichten, wo sie wie zuvor die Beiboote zu Wasser ließen, um die Eroean durch die windstillen äquatorialen Gewässer zu schleppen.
Schließlich kehrten die Winde zurück, die aus nordöstlicher Richtung bliesen, und mit denen segelten sie durch den Spalt zwischen Hyree im Süden und Tugal im Norden, um schließlich durch die Straße von Kistan ins Avagonmeer einzulaufen. Bei guter Fahrt passierten sie die Meerenge oberhalb der großen, dschungelbedeckten Insel Kistan, die eine Brutstätte für die Piraten aller Meere war.
Nach einem Tag nahm der Himmel eine düstere graue Farbe an, und nun lag Vancha im Norden, aber im Süden befand sich immer noch Kistan.
»Segel am Horizont, kastanienfarben!«, rief der vordere Ausguck. »Segel voraus, an backbord!«
Frizian suchte den Horizont vorne links ab und verhielt plötzlich. Einen Moment später sagte er: »Holt den Käpt’n, Reydeau, und haltet Euch bereit, die Mannschaft nach oben zu pfeifen.«
Reydeau blies ein Signal auf seiner Bootsmannspfeife, und ein Schiffsjunge sprang vom Deck auf und rannte zu Aravans Kabine. Augenblicke später eilte der Elf mit dem Schiffsjungen im Schlepptau zum Ruder.
»Wo denn, Frizian?«
»Da vorne, Herr Käpt’n«, erwiderte der Gelender, indem er in eine Richtung zeigte.
Am Horizont war gerade noch ein kastanienfarbenes Lateinersegel zu erkennen. Das Schiff kam mit dem Wind auf die Eroean zu.
»Reydeau, Kurs Südwest, sodass wir diesen Piraten direkt auf der Backbordseite haben.«
»Aye, aye, Herr Käpt’n.«
Aravan wandte sich an den Steuermann. »Hegen, ändert den Kurs wie angegeben.«
»Aye, Herr Käpt’n.«
»Tivir, hol Bokar.«
»Aye, Herr Käpt’n«, erwiderte der Schiffsjunge und lief los.
Während die Eroean den Kurs änderte, kam Bokar zum Ruder. Der Zwerg war bereits für den Kampf gerüstet. »Wo ist der Pirat?«
Aravan zeigte es ihm.
Bokar schaute lange und gründlich
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