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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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hatte seine Macht verloren.
    Der junge Mensch machte sich auf den Weg durch die Wüste und starb erneut beinah, ehe er von einer vorbeiziehenden Karawane gerettet wurde.
    Aber der Dämon war durch den Nagel gefesselt, der in seinen Schatten geschlagen worden war. Im Dunkel der Nacht, wenn kein Mond am Himmel stand, konnte er gehen, wohin er wollte, denn in der Dunkelheit war sein Schatten überall, und so war er frei. Doch bei Sonnenaufgang war er jeden Tag gezwungen, sich östlich des Nagels aufzuhalten, damit sein Schatten auf den Nagel fiel – oh, er konnte viele Meilen weit im Osten sein, solange sein Schatten auf den Nagel fiel. Doch wenn der Tag auf den Mittag zuging und sein Schatten kürzer wurde, musste er westwärts ziehen, und wenn die Sonne den Zenith erreichte, musste er über dem Nagel stehen, denn die Sonne fiel senkrecht herab, und somit war sein Schatten direkt unter ihm. Und wenn die Sonne im Westen versank, konnte der Dämon nach Westen wandern, da sein Schatten nach Osten hinter ihn und auf den Nagel fiel.
    Doch die größte Ironie von allen war, dass der Teich mit dem Kristallwasser neunundneunzig Meilen im Osten und der Hain mit Granatapfelbäumen neunundneunzig Meilen im Westen gerade außerhalb der Reichweite des Dämons war, sodass er sie zwar sehen, aber weder das erfrischende Wasser trinken noch die süßen Früchte essen konnte, denn diese beiden Dinge waren von ihm gerade so gesetzt worden, um einen unschuldigen jungen Menschen zu quälen.
    Der Dämon brüllte vor Wut und weinte vor Verzweiflung und schlachtete jeden Wanderer ab, der das Pech hatte, in seine Reichweite zu kommen, und bald wurde die ganze Gegend gemieden, weil dort ein Dämon hauste. Es heißt, dass bis auf den heutigen Tag dieser Bereich der Wüste bei Nacht gefährlich ist, denn der Dämon durchstreift die Einöde immer noch, und er ist furchtbar wütend, grausam und stark.
    Es heißt auch, dass man um die Mittagszeit den Dämon ganz still in der Sonne stehen sehen kann. Er sieht aus wie ein großer Felsen mit schwachen roten Flecken wie von vor langer, langer Zeit verzehrten Granatäpfeln.
    Und es heißt, dass andere Dämonen davon hörten und kamen, um sich selbst zu überzeugen, und sie schauderten vor Entsetzen ob seines grausigen Schicksals, und obwohl sie ihn zu befreien versuchten, schafften sie es nicht, denn die von ihm gewirkten Zauber waren viel zu stark, als dass sie einer von ihnen hätte aufheben können.
    Es heißt weiter, dass die Dämonen ein verzaubertes silbernes Messer nahmen und versuchten, den Schatten des Gefangenen um Mittag am längsten Tag des Jahres abzuschneiden, doch die Magie in dem verzauberten Nagel überstieg die Kraft in der silbernen Klinge, und so mussten sie diesen Plan wieder aufgeben.
    Und schließlich heißt es noch, dass die entsetzten Dämonen sich an diesem Tag den eigenen Schatten abschnitten, damit sie niemals ein so furchtbares Schicksal würden erleiden müssen…
    Und nun, Lady Jinnarin, kennt Ihr die ganze Geschichte und wisst, warum Dämonen keine Seele haben, das heißt, alle bis auf einen, und die Seele dieses Dämonen ist fest an einen Felsen genagelt und von glühendem Sand umgeben.«
    Jatu brach in lautes Gelächter aus, und Jinnarin grinste über das ganze Gesicht.
    Nach einem Augenblick sagte sie: »Ich danke Euch, Jatu, genau das habe ich gebraucht.«
    Jatu lächelte still und drehte ein wenig am Steuer.
    Wasser glitt am Schiff vorbei, und hinter ihnen bildete sich leuchtend weißes Kielwasser, das sie jedoch schnell hinter sich ließen, während über ihnen die Sterne funkelten und langsam über das Himmelsgewölbe zogen. Irgendwo an Deck erhob sich eine Stimme zu einem Lied, eine Sopranstimme, die in einer Sprache sang, die weder Jatu noch Jinnarin kannte. Auf dem Hauptdeck tauchten Aylis und Aravan auf, und die beiden blieben stehen, lehnten sich über die Reling und schauten auf das im Sternenlicht glitzernde Wasser, das an ihnen vorbeiglitt.
    »Hm«, murmelte Jatu.
    »Was denn?«, fragte Jinnarin.
    »Ich habe nur nachgedacht…«
    Jinnarin wartete. Schließlich sagte Jatu. »Ich würde meinen, Kapitän Aravan ist dabei, seinen Schatten an die Lady Aylis zu verlieren.«
    Jinnarin runzelte verwirrt die Stirn. »Seinen Schatten zu ver…? Ach so, ich verstehe. Ja, ich glaube, damit könntet Ihr Recht haben, aber sie wird ihm dafür ihren geben.«
     
    In jener Nacht erwachte Jinnarin schweißgebadet, zitternd und mit gewaltigem Herzklopfen, und sie war außer

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