Elfenschiffe (Mithgar 03)
ich schon sehr merkwürdig.«
Aylis zuckte die Achseln. »Ich wiederhole, Aravan, auf Rwn gibt es den einzigen bekannten Übergang. Es könnte noch andere geben, die nur noch nicht entdeckt worden sind.«
Aravan drehte die Handflächen nach oben. »Trotzdem, dass es auf der Magierwelt nur einen Übergang gibt…«
Jinnarin kicherte, und als Aravan und Aylis sie fragend ansahen, sagte die Pysk: »Vielleicht hat Adon es so eingerichtet, damit es nicht allzu viele Adamars auf Mithgar gibt.«
Aravan brach in lautes Gelächter aus, und Aylis lächelte. Dann nahm Aravan Aylis bei den Händen, und seine kühnen blauen Augen schauten tief in ihre grünen. »Wie kann ein so jähzorniger alter Mann wie Euer Vater so eine wunderbare Tochter wie Euch haben?«
Aylis lächelte den Elf an und schaute nicht weg; ihr Blick war ebenso kühn wie seiner. »Er wird so, wenn er alt wird – missmutig, streitlustig, geheimnistuerisch und zu sehr erpicht auf Wein, Ale und Brandy. Doch er ändert sich erheblich, wenn er nach Vadaria zurückkehrt und seine Jugend wiedergewinnt, denn damit erhält er auch sein gewinnendes Wesen zurück.«
Jinnarin schaute überrascht drein. »Er ändert sich?«
»O ja. Seine Nörgelei verschwindet dann vollkommen, obwohl ich zugeben muss, dass er auch dann noch seine streitbaren Momente hat.«
»Oje«, überlegte Jinnarin. »Ich weiß gar nicht, ob mir das so recht ist. Wisst Ihr, eigentlich gefällt er mir ganz gut so, wie er ist.«
Aylis befreite ihre Hand aus Aravans Griff und kniete sich neben den Vordersteven, sodass ihre Augen mit denen der Pysk auf einer Höhe waren. »Ich auch, Jinnarin. Aber ich liebe ihn auch, wenn er jung ist. Und ich glaube, das werdet Ihr auch tun.«
Jinnarin lächelte zaghaft. »Es ist nur so, dass er mich zum Nachdenken bringt… Du meine Güte, er hat mir vor Monaten eine Frage gestellt, und ich grüble immer noch über die Antwort.«
Aylis lachte und erhob sich wieder. »Glaubt mir, Jinnarin, das ändert sich nie.«
Wiederum kehrte Stille ein, und sie beobachteten, wie der Fleck langsam hinter ihnen verschwand.
Als nichts mehr von ihm zu sehen war, wandte Aravan sich an Jinnarin. »Sagt mir, Lady Jinnarin, wie seid Ihr und Eure Art nach Rwn gekommen?«
Jinnarin lächelte. »Es gibt noch andere Freunde außer Euch, Aravan, Leute, denen wir vertrauen können – die meisten sind Magier –, und die haben uns per Schiff dorthin gebracht.«
Aravan seufzte. »Ich hatte gehofft, Ihr und Euresgleichen wäret auf irgendeine sagenhafte Art dorthin gelangt – auf dem Rücken großer Adler oder Greifen oder auf den Flossen der Kinder des Meeres. Stattdessen höre ich, dass Ihr auf ganz gewöhnlichem Wege dorthin gelangt seid.«
»Ach, Aravan, ich habe nicht gesagt, dass unser Weg gewöhnlich war… nur dass wir mit Schiffen gekommen sind. Die Kaufleute, die uns dorthin gebracht haben, dachten, wir seien Vieh – Schafe, Rinder, Pferde, Hunde, Geflügel und so weiter –, so verwirrt waren sie. Unsere Freunde, welche die Überfahrt ermöglichten, nun, sagen wir einfach, sie hatten erheblichen Einfluss auf den Kapitän und seine Mannschaft.«
Aravan grinste. »Mächtige Freunde, in der Tat.«
Aylis wandte sich an den Elf. »Sagt, Aravan, wie seid Ihr ein Freund der Verborgenen geworden?«
»Das ist eine einfache Geschichte«, antwortete Aravan. »Als ich die Meere auf den Drachenschiffen der Fjordländer bereist habe…«
»Drachenschiffe?«, rief Jinnarin. »Was sind Drachenschiffe?«
»Lange Schiffe mit offenem Rumpf. Mit viereckigen Segeln, aber auch mit Rudern. Schmal und flink. Vielleicht hundert Fuß lang, aber nur zwanzig breit. Und nur sieben Fuß vom Kiel bis zum Ende der Bordwand. Kaum Tiefgang, leichtgewichtig und flexibel… Doch wartet, wollt ihr so viele Einzelheiten überhaupt wissen? Sagen wir einfach, als ich in den Langbooten der Fjordländer auf den Meeren unterwegs war, habe ich langsam die Beziehung zwischen Rumpflänge und Breite und Tiefgang und Geschwindigkeit verstanden, denn kein anderes Boot auf der ganzen Welt segelte so schnell… zumindest nicht, bis die Eroean gebaut wurde, und ihre schlanke Konstruktion verdankt den Drachenbooten eine ganze Menge.«
Jinnarin ließ den Blick über das schlanke Elfenschiff mit den drei hohen Masten, der Unmenge von Segelfläche und dem wasserdichten Deck wandern. Die soeben von Aravan beschriebenen Drachenschiffe schienen überhaupt nichts mit der Eroean gemeinsam zu haben. »Eines Tages würde ich gern
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