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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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so stehen sah, im schwachen Schein des Lichts, das durchs Küchenfenster fiel, die Arme fröstelnd um den Oberkörper geschlungen, kam er sofort zurück. „Willst du dir den Tod holen?“
    „Duncan, es tut mir leid.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe es versucht“, sagte er. „Mehr kann man nicht tun.“
    Doch, dachte sie. Kann man. Muss man. Aber Rose ist es, die es tun muss. Sie muss aufwachen, so wie ich aufgewacht bin. Ich habe die Fey in mir angenommen, sie muss den Mensch in sich lieben lernen. Und ihn anderen zeigen.
    Aber das konnte sie Duncan schlecht sagen.
    Er lächelte schief. Traurig sah das aus. „Mach’s gut, kleine Fairchild“, sagte er. Und ging.
    Lily spürte einen Kloß im Hals.
    Bevor er in sein Auto stieg, drehte Duncan sich noch mal um. „Lil“, sagte er. „Eines bereue ich doch.“
    „Was?“
    Er schenkte ihr plötzlich eins dieser netten Grinsen, die sich langsam auf seinem Gesicht ausbreiteten. „Dass ich immer mit der einen Schwester ausgegangen bin – und nie gesehen habe, dass da noch die andere ist.“
    „Duncan“, fing Lily beklommen an, aber Duncan schüttelte den Kopf.
    „Keine Sorge, Lil. Ich wollte nur sagen: Du bist so großartig wie deine Schwester.“ Duncan sah zu Roses erleuchteten Fenstern hinauf. „Aber irgendwie glaube ich, du brichst einem Mann nicht ebenso leichtfertig das Herz.“

 
    15
    These are the forgeries of jealousy. ~ Das sind die Grillen deiner Eifersucht.
    Als Lily wieder ins Haus trat, lehnte Jolyon mit verschränkten Armen im Türrahmen zum Wohnzimmer und schaute seltsam drein. Sein Gesichtsausdruck beunruhigte Lily, doch sie hatte jetzt keine Zeit für ihn.
    „Es tut mir leid“, sagte sie. „Dass alles so chaotisch ist, meine ich. Willst du dir nicht etwas zu trinken holen? Oder zu essen? Ich komme auch gleich, ich muss nur erst zu Rose.“
    Sie schenkte ihm ein etwas verlegenes Lächeln, bevor sie treppauf jagte.
    Es waren immer noch die vorletzte Stufe von unten und die erste Stufe von oben, die quietschten. Und wie gewohnt roch es oben im Flur nach Holzdielen, Bohnerwachs und dem langen, schmalen Flickenteppich, auf dem irgendwann einmal ein Flakon von Kates gutem Parfüm zerschellt war.
    Aber, dachte Lily, wenn sie nicht zurückkommen, Kate und Gray, dann wird das Cottage bald nicht mehr so tun können, als lebten sie noch hier. Dann werden keine neuen Bücher mehr in Kates Regalen auftauchen und Grays Zimmer wird immer das eines Achtjährigen bleiben. Lilys Innerstes krampfte sich zusammen bei dem Gedanken. Alles wird gut, sagte sie sich. Es muss einfach.
    Lily öffnete die erste Tür auf der linken Seite. „Rose?“
    Rose lag rücklings auf ihrem riesigen schmiedeeisernen Bett. Sie hatte die Hände im Nacken verschränkt und starrte an die niedrige Decke. Lily kam heran, ließ sich neben sie zwischen die Patchworkkissen fallen, lehnte sich auf einen Ellenbogen und stützte den Kopf auf. Sie betrachtete Rose. Die blasse Stirn, weiß wie Schnee, war gerunzelt, die vollen Lippen, rot wie Blut, waren zusammengepresst. Genau wie Jolyon eben machte auch Rose ein seltsames Gesicht.
    Lily stupste sie an.
    Rose sagte: „Er ist verrückt nach dir.“
    Lily warf ihrer Schwester einen forschenden Blick zu. Hatte sie überrascht geklungen? Nein, sie schaute eher nachdenklich aus.
    „Ach“, meinte Lily wegwerfend, um davon abzulenken, wie rot ihre Wangen wurden. „Das glaube ich nicht. Wenn ich Glück habe, ist er vielleicht ein bisschen verliebt in mich. Dir passiert das ja ständig.“
    Rose schüttelte, so gut es im Liegen ging, den Kopf. „Nein. Das ist etwas anderes. Er ist anders.“
    Lily war verwirrt. „Wie meinst du das?“
    Rose schwieg einen Moment. „Ich bin mir nicht sicher“, sagte sie dann, „aber es scheint mir so, als sähe er dich wirklich.“ Sie schaute ihre Schwester an. „Nicht nur die hübsche Hülle, verstehst du? Nicht nur den Lockenkopf, die goldenen Augen und die langen Beine.“ Sie lachte. „Er mag die sanfte Lilie vor dem Sturm gerettet haben, aber jetzt hat der Tiger ihn erlegt. Und er weiß es! Er hat sich Hals über Kopf an dich verloren und er steht dazu. Tapfer, tapfer, dieser Menschenknabe“, sagte sie, plötzlich wieder gewohnt spöttisch.
    Lily war fassungslos. „Du meinst wirklich, er mag mich?“
    Rose seufzte. „Schwesterchen, wenn ich etwas erkenne, dann einen Kerl im Liebestaumel. Er ist dir nachgereist. Er weicht nicht von deiner Seite. Er mag dich nicht nur, Tigerlilie. Er ist dir

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