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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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denn sein fester Griff um ihre Mitte beschleunigte ihren Puls gehörig.
    Er legte grinsend den Kopf schief. „Eifersüchtig?“
    Lily hörte sich selbst fauchen. Schämte sich dann, denn ja, natürlich war sie eifersüchtig! Und ängstlich, dass er es nicht ernst mit ihr meinte, dass er verschwinden würde, so wie gerade alle verschwanden, denen ihr Herz gehörte. Sie wollte sich von ihm wegstemmen, aber er zog sie noch enger an sich.
    „Nicht“, sagte Jolyon dicht an ihrem Ohr. „Lauf nicht wieder weg.“
    Sein Atem bewegte die Haare nahe ihrem Nacken. Lily schauderte und ergab sich in seine Umarmung.
    „Wieder?“, fragte sie, die Wange an seine Schulter gelegt.
    Er strich ihr vorsichtig über den Lockenkopf. „Du tust das, oder? Nach der Nacht, in der du bei mir warst, bist du davongestürmt, als ich dir zu schnell zu nahegekommen bin. Vor der Bibliothek hast du dichtgemacht, weil du dachtest, ich spiele mit dir. Ich habe das nur nicht schnell genug verstanden.“
    Lily sah auf. „Du bist weggerannt“, erinnerte sie ihn.
    „Genau.“ Er seufzte. „Großer Fehler. Ich war gekränkt, weil ich einen Moment glaubte, dass du tatsächlich nur in diese blöde Bibliothek wolltest und dass du dich nicht einmal halb so sehr nach mir gesehnt hast wie ich mich nach dir.“
    Lilys Herz tat einen Satz. Er gab zu, sich nach ihr gesehnt zu haben. Einfach so. Sie schluckte schwer.
    „Habe ich aber“, flüsterte sie heiser. „Tu ich noch.“
    In seine stahlblauen Augen trat ein Licht. Es verwandelte die silbernen Sprenkel auf seiner blauen Iris zu Sonnenlichtgefunkel auf Swimmingpoolfluten. Lily glaubte, in ihren Tiefen ertrinken zu müssen.
    „Ich hätte dir sofort erklären sollen: Das mit Heather ist vorbei, mach dir keine Gedanken“, sagte Jolyon. „Dann hätte ich das hier auch bestimmt viel eher tun können.“ Er nahm ihr Gesicht sanft in beide Hände und küsste sie. Gründlich.
    Himmel, und sie hatte gedacht, sie wüsste jetzt, wie es war zu küssen. Ihn zu küssen! Aber das hier fühlte sich schon wieder anders an. Es war, als wollte er ihr mit diesem Kuss etwas sagen, als legte er sein ganzes Herz hinein, als schenkte er sich her. Und Lily, die sich federleicht fühlte, weil er sich nach ihr sehnte und weil es niemanden gab, mit dem sie konkurrieren musste, legte Jolyon die Arme um den Hals, vergrub die Finger in dem weichen Haar in seinem Nacken und küsste zurück. So gut ging es ihr dabei, dass sie ganz nah an seinem Mund leise aufseufzte.
    Er hob abrupt den Kopf. „Jesus“, murmelte er heiser. „Davon kriege ich Gänsehaut.“
    „Hm.“ Lily blinzelte. „Du glaubst an Gott?“
    Er lachte sein leises, in seiner Brust rumpelndes Lachen. „Ich bin Anglikaner“, sagte er, als würde er alles erklären. „Und du?“
    „Ich nicht.“ Sie grinste, als er wieder lachte. Aber dann musste sie aufhören zu grinsen, weil Jolyon die Arme um sie schlang und sie wieder küsste, auf eine hungrige Art und Weise dieses Mal. Sie war schon ganz atemlos, als seine Hand in ihrem Rücken genau die Stelle fand, wo zwischen Pulloversaum und Hosenbund ein Stückchen Haut bloß lag. Lily dachte, sie müsste vergehen von dem herrlichen Gefühl seiner warmen, starken Hand, die quer über dem unteren Ende ihrer Wirbelsäule ruhte.
    „Hey, Collegeboy!“
    Lily drehte sich verwirrt um.
    Jolyon ließ die Hände sinken, hob langsam den Kopf.
    Rose stand da und schleuderte mit ihren Augen Blitze. Aber nicht auf Lily, sondern auf Jolyon.
    „Rose“, sagte der ganz gelassen. „Hungrig? Dann putz doch den Salat.“
    Für einen Augenblick malte sich Überraschung auf Roses Gesicht, dann wurde sie wütend. Ihre Veilchenaugen wurden zu schmalen Schlitzen. „Collegeboy, Collegeboy“, sagte sie langsam. „Ich muss dich ja wohl nicht mögen, oder?“
    „Nein“, sagte er. „Ich dich?“
    So etwas wie widerwilliger Respekt trat in Roses Augen.
    Lily glaubte nicht, dass überhaupt schon einmal ein Mann so mit Rose gesprochen hatte. Sie hatte plötzlich das Gefühl, ihre große Schwester beschützen zu müssen.
    „Hört auf“, sagte sie. „Alle beide. Okay, Jol? Bitte, Rose.“
    Rose ignorierte sie. „Das ist meine kleine Schwester, an die du dich da ranmachst“, sagte sie zu Jolyon. „Und sie ist nicht nur die kleine, sie ist auch die gute Schwester. Also benimm dich gefälligst!“
    Jolyon betrachtete sie eine Weile. „Okay“, sagte er dann. „Mache ich.“ Und es klang, als meine er es ernst.
    Rose schien verblüfft.

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