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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Tisch bog, ihre Haare über den Filz schleiften und das Queue durch ihre Finger glitt, versanken die jungen Herren um sie herum in ehrfürchtiges Schweigen. Erst das satte Klacken der aneinanderstoßenden Kugeln schreckte sie aus ihren Betrachtungen. Rose quittierte ihre Komplimente mal mit einem huldvollen Lächeln, mal mit einem Achselzucken. Den Earl of Rosebery allerdings, der am Nebentisch mit ein paar Damen spielte und ihr mindestens einmal etwas zurief, ignorierte Rose völlig.
    Lily konnte das von ihrem Platz auf einer der Fensterbänke ganz genau beobachten. Sie wunderte sich sehr, verlor aber zu niemandem ein Wort darüber. Weder zu Lady Penelope, die auf ihrer einen Seite die Beine baumeln ließ, noch zu Emma, die auf ihrer anderen Seite große Augen machte.
    „Siehst du den da?“, hauchte sie Lily zu und nickte mit ihrem kleinen spitzen Kinn zu der Elfengruppe um Roses Billardtisch.
    „Welchen?“, fragte Lily leise zurück.
    „Den großen mit den breiten Schultern. Den habe ich zum ersten Mal letztes Jahr in Ascot gesehen.“
    Emma meinte den dunkelhaarigen Hünen, mit dem Alistair sich vor wenigen Stunden im Kaminsaal unterhalten hatte. Er besaß Hände wie Pranken und ein schnell aufblitzendes Lächeln.
    „Das ist David“, mischte sich Lady Penelope ein. Sie lehnte an der Fensterlaibung und zwirbelte schon wieder ihren Pferdeschwanz um einen Finger. „Er geht nach Eton wie Alistair. Auch Abschlussjahr. Ein Ringer. Tolle Statur. Herrliche Hände. Du hast einen guten Geschmack, Emma.“
    Emma wurde rot vor Freude. Ob darüber, dass ihr Auserwählter Gnade vor Lady Penelopes Augen gefunden hatte, oder darüber, dass Lady Penelope mit ihr geredet hatte, ließ sich nicht sagen, aber Lily vermutete Letzteres. Sie war überrascht, wie wenig es brauchte, um manche Leute umzustimmen.
    Gut, wirklich nur manche. Penelope mochte hier harmlose Konversation mit dem Menschenmädchen und der Halbelfin betreiben, Olive Clask-Hall und Mary-Ann Lascelles aber mieden ihre Gesellschaft ganz demonstrativ. Nun, dagegen konnte Lily wohl nichts tun. Vor allem jetzt nicht, da Alistair sein Queue beiseitelegte, lachend abwinkte, als man ihn bestürmte, doch noch nicht mit dem Spiel aufzuhören, stattdessen umdrehte und zielstrebig auf ihre Fensterbank zusteuerte. Lily war sich unangenehm bewusst, dass nicht nur Olives und Mary-Anns Blicke dem jungen Earl folgten.
    Er blieb direkt vor ihr stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und den Kopf auf diese nachdenkliche Weise schief gelegt. „Tigerlily, du scheinst keinen Gefallen am Billard zu finden. Ich bin untröstlich. Vielleicht sollte ich dir einen anderen Zeitvertreib vorschlagen. Darf ich dich kurz sprechen? Draußen?“
    Draußen? „Eigentlich …“, begann Lily voller Unbehagen.
    „Bitte.“ Er setzte Zauberstimme und Märchenprinzlächeln ein.
    Lily fiel nicht darauf rein und wollte sich weiter widersetzen, doch Penelope gab ihr einen Schubs. „Nun verschwinde schon“, sagte sie unverhohlen grinsend. „Emma und ich kommen auch prima alleine klar.“
    Verwirrt schaute Lily das Elfenmädchen an.
    Penelope zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    Lily hätte sie gerne noch gefragt, was sie meinte, aber Alistair umfasste ihr Handgelenk, zog sie von ihrem Sitzplatz und mit sich hinüber zur nächsten Terrassentür.
    „Komm schon“, murmelte er. „Sag nicht, du willst mir nicht helfen, den armen Baskerville zu trösten. Er schämt sich wahrscheinlich gerade zu Tode und weiß genau, dass er in den Zwinger muss. Und zwar nur, weil er nicht in meinem Zimmer geblieben ist, der dumme Kerl.“
    „Du meinst wirklich, Hunde denken so viel?“, fragte Lily wider Willen beeindruckt. Hinter Alistair trat sie hinaus in die Nacht.
    Der junge Fey lachte. „Keine Ahnung“, sagte er und griff im Schutz der Dunkelheit nach ihrer Hand. Der Himmel hing voller schwarzer Wolken und der Mond zeigte nur hin und wieder sein Gesicht.
    Lily wollte Alistair ihre Finger entziehen, aber er sagte bloß: „Willst du etwa fallen? Die Steine sind wahrscheinlich vereist und du hast Ledersohlen unter deinen hübschen Schuhen.“
    „Du doch auch“, murmelte Lily, ließ ihm aber ihre Hand. Seine war warm und glatt und schloss sich fest um ihre, während sie parallel zur Fensterfront die Terrasse entlangliefen. Lily schauderte.
    Alistair bemerkte es. „Soll ich dich wärmen?“
    „Untersteh dich!“
    „Du bist eine kleine Kratzbürste.“
    „Und du ein eingebildetes Ekel.“
    „Ein

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