Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
ab, um zu seinem Zimmer zu gehen. Nach ein paar Schritten blieb er
stehen
und blickte über die Schulter. »Ein guter
Rat«, sagte er. »Geh da jetzt nicht
rein.« Er deutete mit dem Kinn auf Calandras Tür.
    Aleatha zog langsam die Hand vom Türgriff
zurück. Verborgen in den seidenen Falten der langen
Ärmel, ballte sie eine
Faust.
    »Gesegnete Schlummerzeit, Thea.« Paithan
trat in
sein Zimmer und schloß Tür hinter sich.
    Eine Explosion an der Rückseite des Hauses
ließ
die Fenster klirren. Bei einem Blick nach draußen entdeckte
Aleatha ihren Vater
und den alten Mann, wie sie vergnügt die Raketen
zündeten. Durch die
geschlossene Tür des Arbeitszimmers hörte sie das
Rascheln von Calandras Röcken
und das Pochen der Absätze ihrer hochhackigen,
festgeschnürten Schuhe. Ihre
Schwester wanderte im Zimmer auf und ab. Ein schlechtes Zeichen. Nein,
Paithan
hatte ganz recht, es war nicht geraten, die Schwester jetzt zu
stören.
    Aleatha schaute wieder aus dem Fenster und sah
den Menschensklaven auf seinem Posten in der Nähe des
Gondelhauses stehen. Er
bewunderte das Schauspiel der aufsteigenden und verglühenden
Raketen. Während
sie ihn beobachtete, reckte er die Arme über den Kopf und
gähnte. An seinem
bloßen Rücken spielten die Muskeln.
    Er begann zu pfeifen, eine weitverbreitete
Unsitte der Menschen. Zu dieser späten Stunde gab es nichts
mehr zu tun, und
bald war sein Dienst für diesen Zyklus beendet.
    Aleatha eilte den Flur entlang zu ihrem Zimmer.
Dort bürstete und frisierte sie vor dem Spiegel ihr
üppiges, glänzendes Haar.
Sie griff nach einem Schal, legte ihn um die Schultern und
tänzelte – wieder
vergnügt – die Treppe hinunter und aus dem Haus.
    Früh am nächsten Tagbeginn trat Paithan
seine
Reise an. Er war allein, denn die Karawane erwartete ihn in den
Außenbezirken
Equilans. Calandra war aufgestanden, um ihn zu verabschieden. Die Arme
fest vor
der Brust verschränkt, musterte sie ihn streng, kalt und
herrisch. Ihre Laune
hatte sich während der Nacht nicht gebessert. Die beiden waren
allein. Wenn man
Aleatha jemals um diese Zeit zu Gesicht bekam, dann nur, weil sie noch
gar
nicht im Bett gewesen war.
    »Hör mir gut zu, Paithan. Behalte die
Sklaven im
Auge, wenn ihr die Grenze überschritten habt. Du
weißt, daß diese Kretins
nichts anderes im Kopf haben als Flucht, sobald ihnen die Witterung von
ihresgleichen in die Nase gerät. Ich rechne damit,
daß wir ein paar verlieren;
daran läßt sich nichts ändern, aber sorg
dafür, daß sich unsere Verluste in
Grenzen halten. Folgt den Nebenstrecken, und macht einen weiten Bogen
um
bewohnte Gebiete. Wenn keine Ansiedlungen in der Nähe sind,
lassen sie sich
leichter unter Kontrolle halten.«
    »Selbstverständlich, Callie, du kannst dich
auf
mich verlassen.« Paithan, der zahlreiche Reisen nach Thillia
unternommen hatte,
war in diesen Dingen erfahrener als seine Schwester, doch jedesmal wenn
er
aufbrach, hielt sie ihm genau denselben Vortrag, bis es zu einer Art
Ritual
geworden war. Der gutmütige Elf lauschte und lächelte
und nickte. Er wußte, daß
seine Schwester das Gefühl brauchte, auch diese Seite des
Geschäfts fest in der
Hand zu haben.
    »Paß auf diesen Kerl Roland auf. Ich traue
ihm
nicht.«
    »Du traust keinem Menschen, Callie.«
    »Von unseren anderen Abnehmern wußte ich,
daß sie Betrüger waren. Ich wußte, auf
welche Weise sie versuchen würden, uns
zu übervorteilen. Diesen Roland und seine Frau kenne ich
nicht. Ich hätte
lieber mit unseren üblichen Kunden abgeschlossen, aber die
beiden machten das
höchste Gebot. Laß sie erst bezahlen, bevor du ihnen
auch nur eine einzige
Klinge aushändigst, und vergewissere dich, daß man
dir kein Falschgeld
angedreht hat.«
    »Ja, Callie.« Paithan lehnte sich
gemütlich an
einen Zaunpfahl. Die Flut der Instruktionen war noch lange nicht zu
Ende. Er
hätte seiner Schwester sagen können, daß
die meisten Menschen ehrlich waren,
aber er wußte, sie würde ihm nicht glauben.
    »Für das Geld kaufst du neues Material ein.
Du
hast die Liste mit dem, was wir brauchen; verlier sie nicht. Und
überzeuge
dich, daß das Klingenholz von guter Qualität ist,
nicht wie der Ramsch, den
Quintin mitgebracht hat. Drei Fünftel davon waren
Ausschuß.«
    »Habe ich dir je schlechte Ware gebracht,
Callie?« Paithan lächelte seine Schwester an.
    »Nein. Aber irgendwann ist immer das erste
Mal.«

Weitere Kostenlose Bücher