Elfenstern
Blatt. Die Eruptionen
erfolgten in immer kürzeren
Abständen. Es sah aus, als stiegen die Lichter aus dem Kreis
der versammelten
Leute auf.
Haplo war auf eine Begegnung mit den Bewohnern
dieser neuen Welt vorbereitet. Er hatte eine Geschichte parat,
ähnlich der, die
er dem Zwerg Limbeck auf Arianus erzählt hatte.
»Ich komme aus einem anderen Teil von Pryan,
meinem Volk geht es genau wie euch – wir haben uns erhoben,
um das Joch der
Unterdrücker abzuschütteln. Wir haben unseren Kampf
gewonnen, und ich wurde
ausgesandt, um anderen zu helfen.«
Natürlich bestand immer die Möglichkeit,
daß
diese Leute -Elfen, Menschen, Zwerge – in Frieden und
Eintracht miteinander
lebten, daß es keine Unterdrücker gab, daß
die Herrschaft der Sartan für sie
ein goldenes Zeitalter bedeutete und sie gar nicht befreit werden
wollten.
Haplo überdachte diese Möglichkeit, grinste und
verwarf sie als
unwahrscheinlich: Es lag nicht in der Natur eines Nichtigen 23 ,
in Harmonie mit seinesgleichen zu leben.
Haplo konnte die Leute auf dem Boden allmählich
deutlicher erkennen und wußte, daß auch sie ihn
sahen. Weitere Gestalten kamen
aus dem Gebäude gelaufen und schauten zum Himmel. Andere
hasteten den Hügel
hinauf zum Ort des Geschehens. Unter dem schützenden Dach der
überhängenden und
dicht verwobenen Äste und Zweige schien sich eine
große Stadt zu verbergen.
Durch eine Lücke in dieser grünen Kuppel entdeckte er
einen See, umgeben von
imposanten Bauwerken.
Haplo bemerkte, daß die Leute aufgeregt zu
seinem geflügelten Drachenschiff hinaufschauten, das man
aufgrund der
kunstvollen Bemalung aus einiger Entfernung durchaus für einen
echten Drachen
halten konnte. Inzwischen mußte es jedem klar geworden sein,
daß Haplo zu
landen beabsichtigte, und die meisten Zuschauer drängten sich
in den Schutz der
Bäume, neugierig, aber zu vorsichtig, um sich unnötig
in Gefahr zu begeben.
Es versetzte Haplo in Staunen, daß nicht alle in panischer Angst die Flucht ergriffen. Tatsächlich
standen ein paar
besonders Unerschrockene, von denen ihm zwei besonders auffielen, genau
unter
ihm, hatten den Kopf in den Nacken gelegt und beschirmten mit den
Händen die
Augen vor dem grellen Sonnenlicht. Er konnte sehen, wie einer von ihnen
– eine
Gestalt in langen, mausgrauen Gewändern – die Arme
schwenkte und auf eine
freie, ebene Stelle wies. Wenn es nicht einfach zu unmöglich
gewesen wäre, um
es auch nur entfernt in Betracht zu ziehen, hätte Haplo
geglaubt, erwartet zu
werden!
»Ich bin zu lange hier oben allein
gewesen«,
sagte er zu dem Hund. Das Tier hatte die Pfoten gegen den Baum
gestemmt,
schaute aus dem großen Fenster und bellte aufgeregt die unten
wartenden Leute
an.
Haplo hatte keine Zeit, weiter zu beobachten,
was draußen vor sich ging. Er hatte die Hände auf
den Obsidian gelegt,
verringerte die Fluggeschwindigkeit und aktivierte die Runen
für eine ruhige
und sichere Landung. Mit einem Auge sah er die graugewandete Gestalt
auf und ab
hüpfen und einen schäbigen alten Hut schwenken.
Das Schiff setzte auf, doch Haplo bemerkte zu
seinem Schrecken, daß es immer noch tiefer sank! Ein Blick
nach draußen zeigte
ihm, daß er nicht auf festem Boden, sondern auf einem
Moospolster gelandet war,
das unter dem Gewicht des Drachenschiffs nachgab. Er war im Begriff,
mittels
seiner magischen Fähigkeiten dem Sinken Einhalt zu gebieten,
als das Schiff
sich in das Moospolster schmiegte, wie ein Hund in eine warme Decke,
und
stillag. Endlich war Haplo am Ziel seiner langen, viel zu langen Reise
angelangt.
Er schaute aus dem Fenster, aber sie waren im
Moos eingesunken. Es gab nichts weiter zu sehen als eine
graugrüne Masse. Um
das Schiff zu verlassen, mußte er aufs Oberdeck
hinaufsteigen.
Gedämpfte Stimmen drangen in die Kabine, doch
Haplo vermutete, daß die Leute von seinem Schiff zu
eingeschüchtert waren, um
sich zu nähern. Und wenn sie es doch taten, traf sie der
Schlag. Im wahrsten Sinne
des Wortes. Er hatte das Schiff mit einem magischen Schutzschild
versehen, und
jeder, der es berührte, würde glauben, vom Blitz
getroffen zu sein.
Nun, da er sein Ziel erreicht hatte, war Haplo
wieder er selbst. Sein Verstand arbeitete logisch, nüchtern
und sagte ihm, was
als nächstes zu tun war. Er wechselte die Kleidung und
verwendete große
Sorgfalt darauf, jedes Stück seiner mit Runen bedeckten Haut
zu verhüllen. Über
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