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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Hosen aus Leder zog er weiche, geschmeidige Stiefel.
Anschließend schlüpfte er
in ein Hemd mit langen, bauschigen Ärmeln und ein ledernes
Wams und band sich
einen Schal um den Hals.
    Die Tätowierungen ließen den Kopf und das
Gesicht frei, weil die Möglichkeit bestand, daß die
Magie die Denkvorgänge
beeinträchtigte. Von einem Punkt über dem Herzen
ausgehend, erstreckten sich
die Runen über den gesamten Körper: den Rumpf, die
Lenden, die Schenkel, die
Waden und die Füße, mit Ausnahme der
Fußsohlen. Kreise und Spiralen und
verschlungene Muster bedeckten die Schulterblätter, wanden
sich um die Arme und
überzogen die Hände bis auf die Finger. Der Kopf
wurde nicht tätowiert, denn er
regierte die Magie; Augen, Nase, Ohren und Mund blieben frei, um
Wahrnehmungen
zugänglich zu sein; Fußsohlen und Finger blieben
frei, um zu tasten und zu
fühlen.
    Haplos letzte Vorsichtsmaßnahme bestand darin,
seine Hände zu bandagieren. Er wickelte die Stoffstreifen um
das Handgelenk,
bedeckte die Handfläche und schlang sie zwischen den Fingern
hindurch; Finger
und Daumen ließ er unbedeckt. Eine Hautkrankheit, hatte
er den Leuten
auf Arianus erklärt. Nicht schmerzhaft, aber die
roten, eitrigen Pusteln
sind kein schöner Anblick. Die Geschichte hatte den
gewünschten Erfolg
gehabt. Jeder vermied es, mit Haplos verbundenen Händen in
Berührung zu kommen.
    Nun, fast jeder.
    Ein Mann hatte erraten, daß er log; ein Mann
hatte Haplo mit einem Zauber eingeschläfert, unter die
Bandagen geschaut und
die Wahrheit entdeckt. Alfred war es gewesen, der Sartan, der bereits
geahnt
hatte, was er vorfinden würde. Es war Haplo aufgefallen,
daß er ein
ungewöhnliches Interesse an seinen Händen zeigte,
aber er hatte sich nichts
dabei gedacht – ein Fehler, an dem seine Pläne
beinahe gescheitert wären.
Diesmal wußte er, worauf er achten mußte; diesmal
war er vorbereitet.
    Haplo erschuf ein Abbild von sich selbst, ging
einmal um es herum und musterte es von Kopf bis Fuß, bis er
endlich zufrieden
war. Von den Tätowierungen war nichts zu sehen. Er
ließ die Truggestalt
verschwinden. Nachdem er nochmals die Bandagen an den Händen
zurechtgezupft hatte,
öffnete er die Luke und trat blinzelnd in den hellen
Sonnenschein hinaus. Bei
seinem Anblick verstummten die Gespräche. Er blieb stehen,
schaute sich um und
atmete tief ein. Die Luft hatte einen hohen Feuchtigkeitsgehalt. Wenn
er den
Blick senkte, sah er emporgewandte Gesichter, offene Münder
und
weitaufgerissene Augen.
    Elfen, stellte er fest. Mit einer Ausnahme. Die
Gestalt in dem mausgrauen Gewand war ein Mensch – ein alter
Mann mit langem,
weißem Haar und langem, weißem Bart. Er als
einziger betrachtete Haplo nicht
voll Staunen und Ehrfurcht. Er strich sich offenbar hochzufrieden den
Bart und
wandte sich einmal hierhin, einmal dorthin.
    »Ich hab’s euch gesagt«, rief
er. »Hab’ ich’s
euch nicht gesagt? Bei meinem Hut, jetzt müßt ihr
mir wohl glauben!«
    »Bei Fuß, Hund!« Haplo pfiff,
und das Tier
erschien an Deck, zum größten Erstaunen aller
Betrachter.
    Haplo kümmerte sich nicht um die Leiter; das
Schiff war bis zu den Flügeln ins Moos eingesunken, und so
konnte er ohne Mühe
vom Oberdeck auf den Boden springen. Die Elfen, die sich der Himmelsstürmer genähert
hatten, wichen hastig zurück und musterten den Steuermann des
fliegenden
Schiffes mit zweifelndem Mißtrauen. Haplo holte tief Atem, um
mit seiner
vorbereiteten Geschichte zu beginnen, während sein Verstand
sich die
Elfensprache zu eigen machte.
    Er kam nicht dazu, auch nur ein Wort zu sagen.
Der alte Mann stürzte auf ihn zu und ergriff die bandagierte
Hand.
    »Unser Retter! Gerade zur rechten Zeit!«
rief er
und bewegte Haplos Arm wie einen Pumpenschwengel auf und ab.
»Guten Flug
gehabt?«
     
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Kapitel 18
Grenzgebiet,
Thurn
    Roland streckte und krümmte sich, um seine Lage
zu verändern und die verkrampften Muskeln zu entspannen. Es
half, aber nicht
für lange, dann begannen die Arme und Schenkel wieder zu
schmerzen. Mit
verzerrtem Gesicht versuchte er, die Handgelenke aus den Ranken zu
winden, mit
denen man ihn gefesselt hatte. Die Schmerzen zwangen ihn
aufzuhören. Die Ranken
waren zäh wie Leder; er hatte sich die Haut blutig
geschürft.
    »Du vergeudest deine Kraft«, sagte eine
Stimme.
    Roland hob mühsam den Kopf und schaute sich um.
    »Wo steckst du?«
    »Auf der anderen Seite des

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