Elfensturm (Mithgar 04)
aufhören, doch der Schwarzmagier beachtete ihn nicht. Und plötzlich riss Durlok dem Lok das Feuersteinmesser aus der Hand und rammte es dem Menschen tief in den Unterleib. Mit einem letzten gepeinigten Seufzen endete das Geheul, da dem Menschen das Leben entrissen wurde… und plötzlich herrschte Stille, nur durch das Rauschen des Ozeans und das leise Weinen eines Pysk unterbrochen.
In der Stille öffnete Durlok den Metallkasten und entnahm ihm einen dunklen Kristall, der lang und spitz war. Und er hielt ihn in die Höhe, streckte ihn dem Nordlicht entgegen und murmelte ein Wort der Macht und dazu einen eigenartigen Namen.
Farrix sträubten sich die Haare, seine Arme kribbelten, und plötzlich schoss aus dem Nordlicht eine riesige Wolke herab, dem Ozean, dem Schiff und dem Kristall entgegen, traf den mystischen Stein und ließ Durlok zurücktaumeln. Doch der Magier hielt dem Ansturm der Gewalten stand und hob den Kristall weiterhin in die Höhe, während funkelndes Licht aufflammte und die Augen blendete, da der Kristall erstrahlte. Doch ebenso plötzlich, wie es aufgetaucht war, verschwand das Schauspiel wieder, und nach dem Erlöschen der leuchtenden Farbenpracht wirkte das Schiff im Kontrast nur umso dunkler, obwohl immer noch die Sterne am Himmel funkelten.
In seinem Vogelkäfig an der achteren Reling ächzte und weinte ein vom Licht geblendeter Farrix: »O Adon! Ich habe herausgefunden, wo die Wolken landen, und ich wünschte bei allem, was mir heilig ist, ich wüsste es nicht.«
In den nächsten sechs Wochen befuhr Durloks schwarze Galeere mit Unterstützung des Windes und auch von den Trollen gerudert das Meer in nordnordöstlicher Richtung bis zur Küste von Thol und wandte sich dann südsüdwestlich nach Rwn. In jeder Nacht, in der das Nordlicht leuchtete, führte der Magier seine grausigen Rituale an einem weiteren schreienden Opfer durch und fing die Wolken in seinem Kristall ein.
Und in eben diesen Wochen bedrohte er Farrix, schwor, ihn zu foltern, ihn zu töten und ihn zu benutzen, um eine Wolke vom Himmel zu holen. Doch der Magier hielt seine Versprechen glücklicherweise nicht und begründete dies damit, Farrix sei schließlich ein Attentäter und Spion der Magier von Rwn, und er, Durlok, werde nichts tun, was einem Seher eine Verbindung zu ihm ermöglichen könne, und dazu zählte auch Folter und Tod – tatsächlich habe Alamar es wahrscheinlich so geplant, habe er geplant, Durlok werde den Pysk töten und dadurch eine Seherverbindung zwischen ihm und Alamars eigenem Spross ermöglichen – und das werde er in jedem Fall vermeiden. Stattdessen werde er den spionierenden Pysk gefangen halten, bis er eine sinnvolle Verwendung für ihn gefunden habe, um vielleicht eben jene zu fangen, die ihn überhaupt erst geschickt hätten. Auf diese Weise werde Durlok sich nicht nur an all den Magiern rächen, die ihn verbannt hatten, er werde vor allem ein schreckliches Unrecht wiedergutmachen, das Alamar ihm zugefügt habe. Ja, ja, der Pysk sei lebend nützlicher als tot, davon war Durlok überzeugt. Also blieb Farrix in dem Käfig eingesperrt und wurde von den Rucha versorgt, während er aufhörte, Durloks Beschuldigungen zu widersprechen, denn falls er den Magier davon überzeugen konnte, dass er kein Spion war, würde Durlok seine grässlichen Gräueltaten auch an ihm selbst verüben.
Zweimal überfiel die Mannschaft auf Durloks Geheiß die Küste, und jedes Mal brachten sie Gefangene mit, neue Opfer für seine schrecklichen Riten. Alle waren Menschen, denn sie stammten von Mithgar und waren für seine Zwecke am besten geeignet.
Farrix fand heraus, dass Durlok ihre Qualen benutzte, um seine Zauber und sich selbst mit neuer Energie zu versorgen – und dass Durlok nach eigenem Eingeständnis ein Schwarzmagier war, den der Großteil der Magier zum Gesetzlosen erklärt und verbannt hatte. Außerdem betete er Gyphon an, und seine Rituale dienten dem dunklen Gott. Doch dieses spärliche Wissen, das Farrix sammelte, verblasste zur Bedeutungslosigkeit neben dem furchtbaren Wissen über die Dinge, die der Schwarzmagier den gefangenen Männern und Frauen antat.
Opfer um Opfer wurde an Deck gebracht und die verstümmelten, verbrannten, geblendeten und entleibten Kadaver über Bord geworfen, während der Magier Wolke um Wolke einfing. Doch dann kam der Frühling, und das Nordlicht tauchte immer sporadischer auf, um schließlich völlig auszubleiben. Endlich wandte Durlok seine Galeere südwärts und fuhr zu
Weitere Kostenlose Bücher