Elfensturm (Mithgar 04)
zischte er durch zusammengebissene Zähne, während die Nägel eine Haaresbreite vor Farrix verhielten. »Was weiß er?«
Farrix’ Augen weiteten sich. »Was?«
»Was weiß er?«, brüllte der Magier, indem er mit seinem Stab auf das Deck stampfte.
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Farrix.
»Weil ich derjenige bin, den du suchst, Spion. Ich bin Alamars Nemesis. Ich bin Durlok!«
»Spion? Ich bin kein Spion. Und ich habe noch nie von jemandem namens Durlok gehört.«
»Du lügst!«, fauchte Durlok.
Der Magier wandte sich an einen Ruch in der Nähe, zeigte auf Farrix’ Boot und erteilte mit knappen Worten Befehle.
Der Ruch wandte sich dem winzigen Boot zu und schüttete den Inhalt auf das Deck: ein zweiendiges Paddel, Proviant, zwei winzige Wasserschläuche, ein winziger Bogen und ein ebenso winziger Köcher, der mit noch winzigeren Pfeilen gefüllt war. Während der Ruch in das Boot lugte, um nachzusehen, ob das alles war, zog ein zweiter Ruch einen der Pfeile aus dem Köcher und untersuchte ihn. Er lachte höhnisch über den winzigen Stachel und berührte trotz Farrix’ Warnruf die Spitze mit einem Finger. »Ooo«, höhnte der Ruch, den Mund zu einem spöttischen Grinsen aufgerissen, während er so tat, als fürchte er sich. »Ooo.« Und er stach sich noch einmal in den Finger, doch diesmal zuckte er zusammen, als die scharfe Spitze eindrang. Dann weiteten sich seine Augen in äußerster Beunruhigung, und sein Mund formte ein stummes O des Grauens. Er hatte gerade noch Zeit, Farrix anzusehen, bevor er tot zu Boden fiel.
Durlok trat vor und betrachtete den toten Ruch. Vorsichtig zog der Magier den winzigen Schaft aus dem Finger der toten Kreatur und untersuchte ihn. Dann fuhr er zu Farrix herum. »Ein Attentäter!«, rief er mit einem hasserfüllten Blick in den Augen, den schwarzen Stab wie zum Schlag erhoben. Doch dann änderte sich seine Miene und verwandelte sich in ein höhnisches Grinsen, und er hielt den Pfeil in die Höhe. »Ha! Hast du wirklich gedacht, das würde gegen mich wirken? Pah! Du bist ein Narr! Und Alamar ist ebenfalls ein Narr, dich auf diese Todesfahrt zu schicken!«
»Skalga!«, ertönte der Ruf des Ausgucks auf dem mittleren Mast. »Skalga!«
Durlok fuhr herum und betrachtete den Himmel. Hoch oben im Norden begann das Polarlicht zu funkeln. Er drehte sich wieder zu Farrix um und zischte: »Wir beenden das später, Pysk.« Durlok gab mehrere Kommandos, und Rucha und Loka beeilten sich, ihm zu gehorchen. Während zwei Rucha ihren toten Artgenossen über die Reling warfen, nahm ein anderer Durlok zaghaft den Pfeil ab und schob ihn vorsichtig in den Köcher. Dann wurden Farrix’ Habseligkeiten wieder ins Boot gepackt, das daraufhin unter Deck geschafft wurde. Ein Ruch tauchte mit einem Vogelkäfig in Händen auf, und Farrix wurde hineingestoßen und die Tür hinter ihm verschlossen und mit einem winzigen Schloss gesichert. Der Käfig wurde sodann an die vordere Reling des Achterdecks gehängt, und danach wurde der Pysk nicht mehr beachtet.
Farrix konnte sehen, dass das Polarlicht am Himmel stärker wurde und der leuchtende Vorhang immer heller glitzerte. Und auf Deck huschte die monströse Besetzung umher, als werde jeden Moment etwas passieren. Ein Mensch wurde von unten auf Deck geführt. Ein Troll hielt ihn fest, und der Mensch jammerte und schluchzte und winselte. Er wurde in den Bug des Bootes gebracht, wo Durlok schon auf ihn wartete. Beim Anblick des Magiers kreischte der Mensch vor Entsetzen und wand und wehrte sich. Doch all seine Bemühungen, sich zu befreien, blieben ohne Erfolg. Die Kleider wurden ihm vom Leib gerissen und über Bord geworfen, dann wurde er schreiend an einen großen Holzklotz gekettet. Und aus einer Pfanne mit glühenden Kohlen nahm Durlok eine rot leuchtende Zange, während ein Lok mit einem dunklen Metallkasten und ein weiterer mit einem groben Messer aus Feuerstein bereitstanden. Und Durlok nahm die glühende Zange, wandte sich dem Mann zu und…
Farrix’ Kopf ruckte zur Seite, und er schloss die Augen, denn er konnte sich so etwas Widerwärtiges nicht ansehen, und er hielt sich die Ohren zu, obwohl er die gequälten Schreie des Menschen immer noch hören konnte. Das Geheul nahm kein Ende, da dort im Bug Gräueltat auf Gräueltat geschah. Immer wieder hallten grässliche Schreie in den Winterhimmel während das Polarlicht immer greller wurde. Und in seinem Käfig brüllte Farrix vor Furcht und Wut und Hass und rief Durlok zu, er möge
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