Elfentausch
viele Geschichten und Legenden gebildet. Die meisten sind natürlich nicht wahr. Dass einige Wünsche nicht so in Erfüllung gehen, wie die Wünschenden das beabsichtigt hatten, ist nicht meine Schuld. Ich erfülle ihnen genau das, was sie sagen. Sie merken erst nach der Erfüllung, dass sie diesen Wunsch eigentlich gar nicht gehabt haben. Wie auch Dieter, der Höhlen-Eumel, den ihr sicher dieses Mal auch wieder getroffen habt. Die Freunde nickten kauend.
»Und natürlich sind die Wünsche nicht alle umsonst. Immerhin muss ich mich geistig sehr konzentrieren und anstrengen, um sie in Erfüllung gehen zu lassen. Jeder muss deshalb etwas dafür tun, den Wunsch erfüllt zu bekommen. Das bringt mich auch gleich zu eurem Wunsch zurück. Ihr wollt doch sicher immer noch, dass ich Rüdiger das Übergeben weghexe und ihr beide wollt ein Mensch und eine Elfe sein, oder? Nur der kleine Börti, der gerne ein Riese wäre, hat verstanden, dass ihn dieser Wunsch nicht weiterbringt im Leben. Stattdessen hat er sich auf die Suche nach seinen Verwandten gemacht. Er hat die Voraussetzungen, die das Leben ihm mitgegeben hat, akzeptiert und das Beste daraus gemacht. Er hat sich nicht einfach Freunde gewünscht, sondern sich wie ein Freund verhalten und daher auch welche gewonnen. Sehr gute sogar, wenn ich daran denke, wie selbstlos ihr euren Wunsch für ihn geopfert habt.« Die Hexe machte eine kurze Pause und aß selbst einen Keks und nahm einen Schluck Wasser zu sich. Dann führte sie noch weiter aus: »Zumindest dachte ich das bis jetzt.« Die Hexe seufzte.
»Aber stattdessen seid ihr mir nachgelaufen und habt mich um weitere Wünsche gebeten. Findet ihr das nicht unangebracht?« Die Hexe blickte in die Runde.
»Nun ja«, meinte Tamara. Sie war ja die Älteste und hoffte deshalb, dass sie auch die besten Argumente vorbringen konnte. »Wir sind dir sehr dankbar, dass du Börti wiederbelebt hast. Und für ihn haben wir auch gerne verzichtet. Aber da du die Möglichkeit hast, mehrere Wünsche zu erfüllen, wollten wir dieses Mal nicht einfach aufgeben, sondern es zumindest versuchen. Ist es nicht so, dass man um Dinge kämpfen soll, die einem wirklich wichtig sind? Wir haben die einmalige Chance, dich um die Erfüllung unserer Wünsche zu bitten. Da können wir doch nicht einfach so wieder nach Hause gehen. Also bitten wir dich einfach noch einmal darum, uns unsere Wünsche zu erfüllen. Wenn du dafür etwas von uns haben willst, dann sag uns doch bitte, was es ist, damit wir darüber reden können.«
Eine erwartungsvolle Stille füllte den Raum aus. Die Hexe dachte nach. Sie wusste ohnehin, was passieren würde. Doch da sie auch das Ende sah, war es für sie leicht. »Nun gut«, sagte sie deshalb. »Ich erfülle jedem von euch seinen größten Wunsch. Dafür müsst ihr mir allerdings etwas Bestimmtes bringen. Ich brauche ein Mähnenhaar aus der Mähne eines Einhorns und eine silberne Schuppe aus dem Schwanz einer Nixe.«
Den Freunden hatte es die Sprache verschlagen. Wie sollte denn so etwas zu schaffen sein? Der Schrumpfdrache hatte von seinem Lager aus zugehört und verzog das Gesicht zu einem Grinsen, bevor er sich wieder schnaubend niederlegte.
»Wie sollen wir das denn schaffen?«, fragte Evelin entsetzt.
»Wenn ich es euch verrate, dann hätte ich ja nichts davon«, meinte die Hexe leichthin. »Aber wenn ihr euch nicht anstrengen wollt, dann kann ich euch leider eure Wünsche nicht erfüllen. Wollt ihr also aufgeben?«
Evelin und Tamara sahen sich an. »Auf keinen Fall«, sagte Evelin. »Wir haben so viel hinter uns gebracht, dass wir es einfach verdient haben, unsere Wünsche erfüllt zu bekommen.«
»Genau!«, sagte Rüdiger nachdrücklich und trippelte auf seinem Ast hin und her.
»Richtig!« stimmte auch Tamara ihren Freunden zu.
»Also gut!«, die Hexe nickte. »Dann geht los und besorgt die Dinge. Und was macht ihr mit eurem Freund Börti? Karamba könnte ihn ins Wichteldorf tragen.«
»Nein!«, protestierte Börti. »Ich kann doch meine Freunde nicht im Stich lassen. Ich werde ihnen auf jeden Fall helfen, die Sachen zu besorgen.«
»Wie ihr wollt!«, meinte die Hexe achselzuckend und stand aus ihrem Sessel auf. »Dann lasst uns wieder nach draußen gehen. Gute Reise!« Kaum hatte die Hexe ausgesprochen, standen die Freunde wieder direkt vor der Hütte und schauten einander ratlos an.
»Wir müssen zuerst aus dem Sumpf heraus!«, sagte Rüdiger. »Also sollten wir uns einen Plan zurechtlegen, bevor es dunkel
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