Elfentausch
mit pochenden Herzen hinter Sofie.
»Tamara ist nicht hier«, erklärte die Hexe wahrheitsgemäß.
Sofie machte ein unglückliches Gesicht. »Kannst du uns helfen, sie zu finden?«, fragte sie dann.
»Das brauche ich nicht«, antwortete die Hexe. »Ich weiß, wo sie ist und sie wird bald wieder hierher zurückkommen.«
Erleichtert atmete Sofie auf und vergoss ein paar Freudentränen, bevor sie sich weiter erkundigen konnte. »Was ist mit ihr passiert? Wo ist sie? Wann kommt sie zurück?«
Jetzt seufzte die Hexe auch. Sie sollte die Elfen vielleicht doch lieber einweihen. Wenn sie ihre Worte sorgfältig wählte, brauchte sie sich um das Ergebnis keine Sorgen zu machen. Es gibt ja immer mehrere Wege zum Ziel. »Bitte tretet doch ein«, sagte die Sumpfhexe deshalb und wies mit der Hand auf das Wohnzimmer. Karamba kletterte behände vom Sofa und legte sich wieder an den Kamin. Erschrocken über den Anblick des Drachen, prallten die drei Elfen gegeneinander, weil sie den Rückzug antreten wollten und nicht alle gleich schnell reagierten. »Er tut euch nichts«, beschwichtigte die Hexe. »Bitte setzt euch doch und esst und trinkt etwas, bevor ihr wieder nach Hause fliegt.«
Mit fragenden Augen blickten die Elfen die Hexe an, doch diese winkte ab. Erst als alle im Wohnzimmer an dem im Nu gedeckten Tisch saßen, klärte die Hexe die Elfen auf. Wenig später verließen diese das Haus der Hexe und kehrten ernst und schweigsam nach Hause zurück. Die Hexe und der Drache atmeten auf und widmeten sich dann dem Abendprogramm im Fernsehen. Es kam ein Bericht über Hexen im Mittelalter. Die Sumpfhexe musste grinsen.
DIE EINHÖRNER
Als Rüdiger genügend Pirouetten gedreht und genügend Sturzflüge und Loopings gemacht hatte, konzentrierte er sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben. Peinlich berührt bemerkte er, was er mit seiner Flugaktion versehentlich angestellt hatte: Der Korb mit den Himbeeren war beim Sturzflug umgekippt und deshalb leer. Die Beeren hatten sich schön gemütlich wie ein kleiner Regen über eine Buche ergossen. Seine beiden Freundinnen würden nichts mehr zu essen haben. Und Insekten brauchten er ihnen gar keine zu fangen. So ein Mist! Also suchte er sich zuerst einen Himbeerstrauch, fand aber nur Walderdbeeren. Er zuckte die Schultern. Hauptsache Nahrung. Vorsichtig pickte er die Beeren von den grünen Stängeln und legte sie sorgfältig in den Korb. Das war ein wenig umständlich, weil der Korb so nahe an seinem Hals baumelte. Und nur weil er so gelenkig war, schaffte er es überhaupt, den Korb zu füllen. Murrend und mit sich selbst schimpfend, erledigte er diese Aufgabe und flog dann vorsichtig weiter, immer auf der Suche nach Einhörnern.
Hier auf den grünen Bergen war es nicht so schön wie in anderen Wäldern. Die Luft war dünner und es war kälter. Aber dafür waren weniger Menschen in der Nähe. Es gab nur wenige Bergsteiger, die unbedingt so hoch hinaus wollten und denen konnten die Tiere gut ausweichen. Also sollten sich die Einhörner doch eigentlich in Sicherheit wiegen und auf einer schönen Waldwiese weiden. Sorgfältig schwebte Rüdiger über den Wald, bis er endlich eine Gruppe von drei Einhörnern unter sich entdeckte. Sie grasten ganz friedlich und wedelten ab und zu mit den Schweifen. Eines stand gegen einen Baum gedrückt und rieb sich wohlig dagegen. Was sollte man auch sonst machen, wenn man sich nicht kratzen konnte? Rüdiger drehte einen kleinen Kreis über der Lichtung und hatte dann eine wundervolle Idee. Anstatt sich die Stelle zu merken und seine Freundinnen zu holen, flog er ein Stückchen weiter und tiefer und landete dann ganz in der Nähe hinter einem Baum.
Vorsichtig hopste er auf beiden Beinen näher an den Baum heran, an dem sich das eine Einhorn gerieben hatte. Und tatsächlich! An der Rinde des Baumes hingen einige Haare, die das Tier beim Kratzen verloren hatte. Rüdiger jubelte. So konnten sie sich wenigstens einmal das Feilschen ersparen. Schließlich hatten die wenigsten der Lebewesen, die sie getroffen hatten, ihnen freiwillig helfen wollen. Hier brauchte er gar nicht zu diskutieren. Er konnte einfach ein oder auch zwei Haare aus dem Baum zupfen und sofort zu Tamara und Evelin zurückfliegen. Die würden ja so stolz auf ihn sein! Vorsichtig hopste er näher heran, bis er unter dem Baum stand. Dann tat er so, als ob er nach Raupen und Insekten picken würde, startete dann und pickte im Wegfliegen zwei Mähnenhaare aus dem Baum. JUHU! Die
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