Elfentausch
würde. Also hatten sie es auch recht eilig, auf Rüdiger zu klettern und weiter zu den grünen Bergen zu fliegen.
Nur zwei Flugstunden später waren sie da. Steifbeinig stieg Evelin von Rüdiger herunter. Das Fliegen machte ihr immer weniger Spaß, hatte sie festgestellt. Es war in diesen Höhen – besonders in Bergnähe - nämlich recht kalt, und wenn man fasziniert nach unten schaute, wurde man nachlässig beim Festhalten. Um ein Haar wäre sie abgestürzt, wenn Tamara sie nicht an den Trägern ihrer Latzhose festgehalten und zurückgezogen hätte. Aber jetzt, wo sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war sie zufriedener. »So«, sagte sie unternehmungslustig. »Und wie finden wir jetzt ein Einhorn?«
Rüdiger seufzte. »Ihr seid so winzig, dass ihr bestimmt tagelang auf dem Berg herumirren werdet und auch dann noch keine entdecken könntet. Ich werde euch hier sitzen lassen und kurz eine Runde drehen. Sobald ich ein Einhorn sehe, hole ich euch wieder hier ab!«
Er ließ ihnen gar nicht die Möglichkeit, ihm zu widersprechen, sondern erhob sich sofort in die Lüfte, wo er sich zuerst einmal austoben musste. Er hatte nur ganz gleichförmig fliegen können, um seine Passagiere nicht zu verlieren und so drehte er einige Pirouetten und Loopings und probte ein paar Sturzflüge. Sich drehend und wendend flog er rasch außer Sichtweite. Evelin vertrat sich ein wenig die Beine und Tamara erprobte ebenfalls ihre Flugkünste. Schließlich schwebte Tamara neben ihrer Freundin zu Boden, um neben ihr herlaufen zu können. Gemeinsam spazierten sie ein wenig hin und her und blickten ab und zu zum Himmel hoch, um nach Rüdiger Ausschau zu halten.
ZWISCHENSPIEL: DIE SUCHE DAUERT AN
Sofie, Trixi und Tina flogen unschlüssig über den Sumpf hinweg. Man konnte wirklich weit und breit nichts sehen. Überhaupt niemand flog über den Sumpf und ein Menschenkind konnten sie schon gar nirgends erkennen.
»Wir müssen die Hexe suchen«, sagte Sofie schließlich.
Erschrocken holten Trixi und Tina tief Luft. »Aber wir können doch nicht so einfach bei der Hexe anklopfen und fragen, ob sie Tamara gesehen hat! Du selbst hast dich doch gewehrt, als Didi diese Idee hatte. Du fandest es viel zu gefährlich und hattest viele Argumente dagegen. Wir können nicht einfach zur Hexe gehen. Es hat sich doch seit der letzten Diskussion nichts an den Tatsachen geändert.«
»Doch, natürlich können wir das, weil mir nichts anderes mehr einfällt, was wir sonst noch versuchen könnten!«, sagte Sofie. Ihr war zwar nicht besonders wohl dabei, aber was sonst konnte eine verzweifelte Mutter schon unternehmen, um ihr Kind wieder zu finden? Also flog sie weiter über den Sumpf und hielt Ausschau nach der Hexenhütte, resigniert folgten ihr auch Trixi und Tina.
Die Sumpfhexe sah sich mit ihrem Schrumpfdrachen Karamba immer noch eine Quizshow im Fernsehen an, als sie plötzlich seufzend den Fernseher ausschaltete und mit dem Wink der linken Hand verschwinden ließ.
»Was ist los?«, fragte Karamba.
»Gleich kommen einige Besucher«, meinte die Hexe.
»Oh nein, nicht schon wieder!«, jammerte Karamba. Heute geht es ja zu wie im Taubenschlag!«
»Nun hab dich doch nicht so. Von dir wollen sie schließlich nichts.«
»Wer kommt denn?«, fragte Karamba neugierig.
»Die Mutter der kleinen Elfe und zwei ihrer besten Freundinnen. Sie wollen die Elfe nach Hause holen.«
Der Drache versuchte, den Gesichtsausdruck der Hexe zu deuten. »Ist das gut oder schlecht?«, fragte er schließlich, weil die Hexe so unergründlich dreinblickte, dass er nicht wusste, was er davon zu halten hatte.
»Das ist schlecht, denn Tamara soll sich von ganz allein entscheiden ...« Sie sagte den Satz nicht zu Ende.
»Wozu entscheiden?«, fragte Karamba.
»Du wirst schon sehen«, meinte die Hexe augenzwinkernd. Dann blickte sie wieder nachdenklich drein. »Wir müssen diese Elfen einfach vertrösten und wieder wegschicken«, sagte sie laut zu sich selbst. In diesem Moment klopfte es leise an der Tür.
Mit einer Handbewegung der Hexe in Richtung Tür schwang diese auf und die drei Elfen flogen vorsichtig in die Hütte. Sie schauten ebenso verblüfft wie jeder andere Besucher, der zum ersten Mal die Größe der Innenräume bewunderte.
»Was kann ich für euch tun?«, fragte die Hexe und trat aus dem Wohnzimmer heraus auf die Elfen zu.
»Ich suche meine Tochter Tamara«, sagte Sofie mit zittriger Stimme. Tina und Trixi versteckten sich vorsichtig und
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