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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einen Schritt nach vorn. Es knackte bedrohlich. Er sah, wie sich ein Netz dünner Risse durch die Eiskruste fraß. Er atmete tief ein. Ulric erinnerte sich, wie sein Vater ihm einmal eine ordentliche Tracht Prügel mit einem Lederriemen verpasst hatte, weil er ein goldgefasstes Trinkhorn in die Glut der Feuerstelle geworfen hatte. Er wünschte sich, es wäre noch einmal dieser Nachmittag in der warmen Halle ihres Hauses. Alles wäre besser, als hier zu sein. Einen Herzschlag lang schloss er die Augen. Wenn er es sich genug wünschte, dann wäre alles vielleicht nicht geschehen. Er würde auf dem schoss seines Vaters liegen und seine wohl verdiente Tracht Prügel bekommen.
    »Ulric«, erklang die freundliche Stimme des Priesters. Gundar sah ihn traurig unter seinen buschigen Augenbrauen hinweg an. »Es muss sein.«
    Der Junge atmete noch einmal tief ein. Dann machte er einen entschlossenen Schritt nach vorn. Halgard hielt sich eng an ihn geklammert.
    Das Geräusch des berstenden Eises wurde drohender. Alles in Ulric sträubte sich gegen den nächsten Schritt. »Tu es nicht«, flüsterte die Elfe.
    Er setzte einen Fuß vor. Trotzig trat er auf das Eis. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Wasser stieg durch die Spalten auf die Eisfläche. Plötzlich gab es ein lautes Krachen, wie von splitterndem Holz. Mit einem Ruck wurde Ulric von den Füßen gerissen. Halgard stieß einen spitzen Schrei aus. Blut kläffte wie verrückt.
    Eisige Kälte griff nach dem Jungen. Jetzt schrie auch er. Seine schweren Winterkleider sogen sich voll Wasser. Wie von einer unsichtbaren Hand wurde er tiefer gezogen. Er machte keinen Versuch, sich am gezackten Rand des Eislochs festzuhalten. Etwas Scharfkantiges stieß hart gegen seine Wange. Ulric hielt mit Mühe den Kopf über Wasser. Sein Blick suchte den Priester, doch Gundar war verschwunden.
    Yilvina hatte sich flach auf das Eis geworfen und versuchte ihn mit ausgestrecktem Arm zu erreichen. Halgard klammerte sich an ihn. Ulrics Füße strampelten haltlos. Dann versank er. Das Wasser schlug über seinem Kopf zusammen. Er hielt die Luft an. Blinzelnd öffnete er die Augen. Er fühlte sich steif wie ein gefrorener Salm. Halgard hielt sich mit beiden Händen an seinen Arm geklammert. Wo war Gundar? Etwas Dunkles glitt neben ihnen durch das Wasser. Blut! Er war ihnen gefolgt. Ulric streckte die Hand nach dem großen Hund aus, fand in dem nassen Fell aber keinen Halt. Plötzlich erstrahlte vor ihnen ein helles Licht. Gundar war wieder da! Du musst dich an Ulrics Gürtel festhalten, Halgard, damit er die Arme bewegen kann. Gundars Stimme war in seinem Kopf. Halgard hatte sie wohl auch gehört! Sie folgte den Worten des Priesters.
    Rudere mit den Armen, Junge, und komm her zu mir.
    Ulric war längst ganz steif vor Kälte. Ein brennender Schmerz breitete sich in ihm aus. Er wollte atmen. Tu das nicht. Komm jetzt herüber zu mir. Du kannst das!
    Ulric bewegte die Arme. Langsam, Zoll für Zoll, trieb er dem Priester entgegen. Halgard wand sich. Brannte auch in ihr dieses Feuer?
    Schneller, Ulric.
    Neben dem Priester klaffte ein dunkles Loch in der Felswand. Der Junge hielt darauf zu. Doch das Wasser um ihn schien fester zu werden. Seine Arme erlahmten. Er kam kaum noch voran. Das Feuer breitete sich in ihm aus. Er musste Luft holen! Das kalte Wasser würde die Flammen ersticken.
    Ein Stoß traf ihn in den Rücken. Etwas schob ihn voran. Blut! Ulrics Kopf brach durch die Wasseroberfläche. Keuchend rang er um Atem. Die Luft milderte den Brand in seinen Lungen und ließ ihn langsam ganz verlöschen.
    Gundar erschien. Das Licht, das den Priester umspielte, vertrieb die Finsternis. Glatter Felsboden erhob sich sanft ansteigend aus dem Wasser. Treibholz, bleich wie Knochen, lag dort.
    Keuchend und unbeholfen mit den Armen rudernd, paddelte Ulric vorwärts. Halgards Zähne klapperten so sehr, dass sie nicht sprechen konnte. Ihre Lippen waren dunkel vor Kälte.
    Mit letzter Kraft zog sich Ulric aus dem Wasser. Blut packte Halgards Mantel und half, sie hinauf ins Trockene zu zerren.
    »Du musst das Treibholz zusammenschieben«, sagte der Priester. Jetzt war seine Stimme nicht mehr in Ulrics Kopf. »Beeile dich, Junge. Ich kann nicht mehr lange bleiben, um dir zu helfen. Und dann müsst ihr schnell eure Kleider ausziehen, sonst wird das Feuer euch nicht wärmen.«
    Schlotternd vor Kälte packte Ulric einige Äste und schichtete sie übereinander. Es war nicht besonders viel Holz, das in der Höhle

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