Elfenwinter
entgegen und spritzte ihm auf Brust und Gesicht. Der Troll wollte seine Keule heben, doch die Waffe entglitt den kraftlosen Fingern. Ollowains Schwert hatte ihn ins Herz getroffen.
Dicke Muskelstränge zuckten unter der dunkelgrauen Haut des Trolls; mit ihren hellen Einsprengseln sah sie aus wie lebendig gewordener Granit. Der Hüne kippte nach hinten. Ollowain nutzte das Gewicht des fallenden Körpers, um mit einer Drehung seine Klinge freizubekommen.
Ein Schlag traf den Elfen an der Schulter. Er wurde halb herumgerissen. Grelle Punkte tanzten vor seinen Augen. Das Schwert entglitt seinen tauben Fingern. Ollowain versuchte den sengenden Schmerz zu verbannen, als ihn ein zweiter Schlag von den Beinen riss. Ein Marmorfuß hatte ihn in den Bauch getroffen.
Urk setzte mit einem langen Schritt über ihn hinweg und kickte Ollowains Schwert außer Reichweite. »Na also, mein Eichhörnchen. Hab ich dich da, wo ich wollte. Du solltest doch nur einen Augenblick lang stillhalten!«
Der Schwertmeister rollte sich zur Seite, war aber nicht schnell genug, um einem Fußtritt zu entkommen. Er schlitterte durch das flache Wasser und schlug gegen den Sockel einer Statue. Bevor er sich aufraffen konnte, war Urk über ihm und setzte Ollowain seinen riesigen Fuß auf die Brust.
»Ich werde dich braten und essen, Elflein.« Die blasse Zunge des Trolls zuckte über seine dunklen Lippen. Geifer rann ihm aus den Mundwinkeln. »Du bist wirklich ein großer Krieger. Ich… «
Der Druck des Fußes verstärkte sich und presste Ollowain die Luft aus dem Leib. Urk starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Eine zweite, stählerne Zunge ragte aus seinem Maul. Ein Pfeil!
Ein schlanker Fuß traf den Troll in die Kniekehle. Er knickte nach hinten ein und stürzte.
Ollowain sah alles verschwommen. Sein ganzer Leib schien nur noch Schmerz zu sein. Ein Gesicht beugte sich vor.
»Wir sind zu spät«, sagte er mit tonloser Stimme.
»Nein!« Das Gesicht lächelte.
Ollowain blinzelte. Silwyna stand über ihn gebeugt.
»Kannst du gehen? Wir sind ein wenig in Eile.« Die Maurawa-ni streckte ihm ihre Hand entgegen und half ihm auf.
Ollowain hatte das Gefühl, auf Stelzen zu stehen. Seine Beine waren taub, so als gehörten sie gar nicht mehr zu ihm. Jeder Atemzug schmerzte. Seine Rippen schienen wie eiserne Fesseln um seine Lungen zu liegen. »Ich kann alleine stehen«, keuchte er.
Die Bogenschützin schlang sich seinen Arm um die Schultern. »Natürlich. Ich würde vorschlagen, dass wir uns unterwegs weiter unterhalten.«
Ein junger Elfenkrieger reichte ihm sein Schwert. Ollowain zitterte zu sehr, um es aus eigener Kraft in die Scheide auf seinem Rücken schieben zu können. »Wo sind die anderen?«
»Tot.« Der Elf wich seinem Blick aus. »Wir… Ich…«
Ollowain schüttelte müde den Kopf »Sag nichts. Wer einen Kampf mit Trollen überlebt, ist ein tapferer Krieger.«
Dem jungen Elfen standen Tränen in den Augen. »Sie waren so… Ich sah, wie Marwyn einen von ihnen niederstechen wollte. Sein Schwert ist einfach an den Rippen abgeglitten. Und dann… Dann… Der Troll hat ihm mit der bloßen Faust… «
»Still!«, herrschte Silwyna den Krieger an. »Hör auf zu jammern. Sei froh, dass du noch lebst!« Sie trug Ollowain mehr, als dass sie ihn stützte. So schnell es ihre Last zuließ, eilte sie die Treppen hinab.
»Was machst du hier?« Ollowain brachte kaum mehr als ein Flüstern zu Stande. Jede Bewegung, selbst zu reden, schmerzte.
»Ich dachte mir, du bist der Schwertmeister der Königin, weil du ein besonderes Talent hast, Situationen zu überleben, in denen jeder andere sterben würde. Deshalb bin ich dir gefolgt.«
»Aber wie hast du… «
»Dich erkannt?« Sie lachte. »Wenn ich blind wäre, würde ich als Jägerin verhungern. Ich sah, wie du mit dem Gardisten unter Deck gegangen bist. Und ich sah jemanden heraufkommen, der zwar Ollowains Gewänder trug, sich aber nicht bewegte wie der Schwertmeister. Andere hast du mit diesem Mummenschanz vielleicht getäuscht. Aber als dann ein einfacher Gardist die Kentauren zur Barke der Königin holte, war mir klar, was du vorhattest.«
Ollowain versuchte den Schmerz aus seinen Gedanken zu verbannen. Er konnte schon wieder freier atmen. »Du bist uns also in die Zisternen gefolgt.«
»Nasses Kentaurenfell hat einen unverwechselbaren Geruch. Ich brauche keine herkömmliche Fährte, um meiner Beute zu folgen. Eine Duftspur ist genauso gut.«
Sie hatten einen kleinen Bootssteg am Fuß
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