Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
von diesen dummen Puten, die gluckend hinter dem Hahn herrennen. Der Mann, den ich mal an meiner Seite will, muss ganz anders sein. Solche Machos wie David stehen mir bis oben. Niemals lasse ich mich darauf ein! Außerdem ist es vorbei. Durch meine Abweisung habe ich ihn verletzt und gedemütigt. Ich brauche keine Sorge mehr zu haben, dass ich das nächste Mal schwach werden könnte, weil es nie dazu kommen wird. Und das ist nur gut so, es würde sonst alles noch komplizierter machen
.
Er hat dich übrigens aus dem Kampf heraushalten wollen
, stichelte eine boshafte kleine Stimme in ihrem Verstand.
Und jetzt hat er sich ziemlich anständig verhalten, oder? Er hat sogar fast nach Bewunderung geklungen, weil du ihm zur Seite gestanden hast
.
Das war etwas anderes. Erlebnisse wie dieses schweißten unwillkürlich zusammen, auch wenn man im normalen Alltag überhaupt nicht miteinander zurechtkam.
Nadja sah nun den Getreuen wieder vor sich, und ihre heiße Wut konzentrierte sich auf ihn.
Du bekommst keinen von uns, du Eisklotz
, dachte sie.
Und jetzt erst recht
.
Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Entspannte sich durch Selbsthypnose, indem sie sich, wie sie es als Kind schon getan hatte, wenn sie nicht einschlafen konnte, eine schrecklich langweilige Geschichte erzählte. Und es funktionierte wie immer. Schon bei der zweiten Szene dämmerte sie weg.
16 Das Überschreiten
der Grenze
Nadja erwachte gegen Mittag. Verschlafen, wie sie war, verließ sie im Pyjama das Zimmer und schaute nach nebenan, ob noch jemand außer ihr schon aufgestanden war.
Dort traf sie alle an: müde und erschöpft, aber wach.
Rian saß blass und kraftlos auf dem Sofa. Die Schwellungen waren schon ziemlich zurückgegangen, aber David, der neben ihr saß, sah sehr besorgt aus. Vor allem wirkte er selbst müde und schwach.
»Was ist mit euch?«, fragte Nadja erschrocken.
Der Grogoch kam gerade aus der Küche, mit einem Tablett Geschirr, Kaffee und Croissants. »Sie sind Zwillinge«, erläuterte er. »Der Getreue hat Rian viel Energie abgesaugt, das hat ihr den Lebenswillen genommen. Und das überträgt sich ebenso auf David.«
Nadja fühlte sich augenblicklich schuldig, weil David ihr gestern ein Stück seiner Lebenskraft gegeben hatte.
»Das hat damit nichts zu tun«, sagte der Elfenprinz, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Das ist nur eine Sache zwischen Rian und mir.«
Nadja setzte sich zu Rian und ergriff ihre Hand. Sie wusste nicht, was sie Tröstendes zu ihr sagen konnte. Die Elfe reagierte kaum, sie wirkte apathisch und abwesend. Es fehlte etwas, und nach einer Weile kam Nadja darauf, dass ihre elfische Aura beinahe erloschen war.
»Was können wir tun?«, fragte sie ängstlich.
Pirx kletterte auf die Rückenlehne des Sessels. »Der Knotendingsbums«, sagte er. »Beim Louvre.«
Grogs Gesicht hellte sich augenblicklich auf. »Ja, das ist es! Dort kann sie regenerieren.« Als Nadja und Robert ihn fragend anschauten, erklärte er, was es mit dem Knotenpunkt auf sich hatte.
»Davon habe ich schon gehört, diese Linien sind ja auch in der europäischen Mythologie ein Thema«, sagte Robert. »Zumindest kann es nicht schaden.«
»Ich mache mich schnell fertig.« Nadja wollte aufspringen.
Grog schaute sie streng an. »Nein, erst gibt es Frühstück. Was habt ihr Menschen immer für eine Hektik? Die Uhr kann auch nichts daran ändern, was Rian fehlt. Alles zu seiner Zeit.«
Robert musterte Nadja eindringlich. »Und wie geht es dir?«
»Oh, mir geht es gut. Keine Nachwirkungen, und ich bin ausgeruht.« Als David zu ihr schaute, fuhr sie sich ein wenig verlegen durch die ungeordneten Haare.
Etwas hatte sich zwischen ihnen beiden verändert. Wahrscheinlich ging es nur von ihrer Seite aus, und sie war dumm genug, es zuzulassen. Sie fühlte immer noch seine Hände auf ihrer Haut, blitzte es durch ihre Gedanken.
Nadja lachte ein wenig gekünstelt. »Dank David kann ich mich überhaupt bewegen. Er hat meine Prellungen in Ordnung gebracht. Er könnte ein Vermögen als Heilmasseur verdienen.«
Pirx legte den Kopf leicht schief, aber er schwieg. Auch der Grogoch starrte düster in seine Kaffeetasse.
Nadja schüttete den Kaffee hinunter und schnappte sich ein Croissant. Sie wollte nur noch diesem ungemütlichen Schweigen entrinnen. Hastig machte sie sich fertig und eilte ins Bürozimmer, um sich mit einem neuen Stift zu versorgen und zu sehen, ob ein Fax eingetroffen war.
Robert folgte ihr und lehnte sich mit
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