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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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schob ihren Missmut beiseite. Sie hatte schon öfter solche Aufträge gehabt, und es spielte keine Rolle: Es wurde bezahlt. Nicht alles war die Krönung des Journalistendaseins.
Also mit Professionalität an die Arbeit gegangen und zuerst ein paar Fragen zum Aufwärmen gestellt
, dachte sie.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Klar.«
    »Stört Sie der Fotograf?«
    »Nee. Ist mein Job. Dafür sehe ich ja auch so aus, oder? Mein Gesicht ist für die Mädchen der erste Kaufanreiz.«
    Nadja nickte, legte Stift und Papier bereit und zückte das kleine digitale Aufnahmegerät. »Darf ich aufzeichnen?«
    Achselzucken. »Was immer Sie brauchen.«
    Nadja betätigte die Start-Taste. »Wie darf ich Sie ansprechen?«
    »Wie Sie wollen. Die meisten nennen mich Boy.«
    Na, das fängt ja gut an
, dachte sie.
Aufgeweckt und intelligent? Wer das behauptet hat, muss selbst ein Gehirn wie eine Ameise haben
. »Was ist mit Ihrem Familiennamen?«
    Der blonde junge Mann gähnte. »Was soll damit sein?«
    Nadja hasste es. Auf jede Frage eine Gegenfrage. Mit solchen Interviewpartnern konnte man nur eines machen: einmal durchgedreht in einer Heißmangel und dann gut abgehangen.
    Sie straffte ihre Haltung und fuhr freundlich lächelnd fort: »Nun, Sie haben doch sicher einen Vorund Familiennamen. Wollen Sie ihn uns nicht verraten?«
    »Wozu das denn?«
    Nadja drückte auf Pause und sah zu Robert. »Es wäre vielleicht ganz gut, jetzt schon die Porträts zu machen, solange wir noch so frisch und munter sind.«
    Der Fotograf nickte, ohne eine Miene zu verziehen. Boy X zeigte umgehend ein überraschend gut einstudiertes Lächeln und folgte brav Roberts Anweisungen, wie er sich am besten positionieren sollte. Dann schoss der Fotograf eine Serie von Bildern. Doch kaum war es damit vorüber, sackte der junge Mann schlaff in sich zusammen, die Lider sanken halb über die glasigen Augen.
    Nadja stand kurz davor, die Wände hochzugehen. Dass der Junge mit irgend etwas zugedröhnt war, war nicht schwer zu erraten. Sein leerer Blick, die Lethargie, die kindlichen Antworten … Vor einem halben Jahr hatte seine Karriere begonnen, und jetzt war er bereits hinüber. Nadja bezweifelte, dass der Sängerknabe den Auftritt an diesem Abend durchstehen konnte. Da nützte ihm sein hübsches Gesicht auch nichts mehr, selbst wenn es lächelnd und schmachtend in die Kamera blickte.
    »Stammen Sie aus Paris?«, fuhr sie nach einem Blick auf die Uhr fort. Schon zehn Minuten um, und sie steckte immer noch in der Aufwärmphase.
    »Nee. Bin in der Provence geboren, in so ’nem kleinen Dorf. Kennen Sie sicher nicht. Kenn ich ja kaum.«
    »Und da wurden Sie entdeckt?«
    »In der Nähe dort gibt’s ne’ Karaoke-Bar. Wo soll man sonst hingehen? Wir haben da immer einen draufgemacht und gegrölt, bis das Mikro einen Kurzschluss hatte. Aus Jux machten wir dann eine Webaufnahme und stellten sie auf MySong. Irgendein Fuzzy von CDTV hat das gesehen und in seiner Sendung gezeigt, und gleich darauf hat bei mir das Telefon geklingelt, und George, also mein jetziger Manager, war dran. Die von CDTV haben meinen Song in der Nacht noch dreimal gebracht, und am nächsten Tag wurde ich in irgendein Tonstudio geschleppt … Na ja, und jetzt sitze ich hier.«
    Nun, das war eine etwas ausführlichere Antwort. Einstudiert zwar, aber besser als eine Gegenfrage. »Vermissen Sie Ihr Dorf?«
    »Nee.«
    »Sind Sie ganz allein hier?«
    »Hm-hm. Nur Eliette und ich. Meine Kindergartentante.« Boy X lachte hohl. Es klang schauerlich. Irgendwie … seelenlos. Als ob ein Zombie auf dem Sofa säße.
    Nadja fröstelte es plötzlich, sie konnte das seltsame Gespräch kaum mehr ertragen. Auf einmal verging ihr die Zeit nicht schnell genug. »Erzählen Sie mir etwas über Ihre Musik.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    Also schön, über diese Frage durfte sie sich nicht ärgern. Das hatte sie herausgefordert. »Sie singen hauptsächlich über die Liebe?«
    »Ja.«
    »Schreiben Sie Ihre Texte selbst?«
    »Ja.«
    »Was inspiriert Sie dazu? Wie arbeiten Sie?«
    »So halt. Irgendwie geht’s ja immer um die Liebe, oder?«
    Nadja schaltete das Aufnahmegerät endgültig ab. Sie legte den Block auf ihre Knie und rollte den Stift zwischen den Fingern. Robert hatte inzwischen an die hundert Aufnahmen gemacht, alle digital. Daran konnte Nadja ermessen, dass er ähnlich litt wie sie.
    »Gut. Sie stellen heute Abend Ihren neuen Song ›Mirror, Mirror‹ vor, der sich von den beiden Vorgängern deutlich unterscheiden

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