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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Jeder der gutturalen Laute brachte sie einer Erschöpfungsohnmacht näher. Doch erst als die beiden Knechte auf Armeslänge heran waren, gab sie sich mit der aufgestauten Energie zufrieden. Sie richtete die geschlossenen Handflächen jeweils auf einen der Angreifer und ließ den Zauber frei.
    Zwei violette Blitze zuckten durch die Luft, fraßen sich in die Augen der Männer. Für einen Moment bildeten sie einen Lichtbogen und verglühten dann in einer grell aufleuchtenden Explosion.
Zu stark!
, dachte Anne, aber es war zu spät. Die Körper der Knechte zappelten unkontrolliert, als hätte ein unsichtbarer Puppenspieler die Führung über sie an sich gerissen. Ein letztes Aufbäumen, dann sanken sie leblos und mit schwarz verkohlten Augenhöhlen zu Boden.
    Anne kippte vornüber ins Gras. Sie hatte ihre Angreifer blenden wollen, nicht töten, aber ihr Überlebensinstinkt hatte ihre verbliebenen Kräfte verstärkt. Mühsam zog sie sich an den wild wuchernden Grasbüscheln vorwärts und kroch auf eine Leiche zu. Mühsam drehte sie den Kopf des Mannes, versenkte mit einer allerletzten Anstrengung ihre scharfen Eckzähne in seinem Hals und trank das noch nicht geronnene, warme Blut.
    Das ist doch verrückt
, dachte sie. Gierig hatte sie getrunken und lief mit neuer Energie den Weg zurück zum ursprünglichen Fluchtweg.
Warum sollte ich in die Vergangenheit gereist sein? Oder ist das hier Annuyn?
Sie war selbstverständlich noch nie im elfischen Totenreich gewesen. Allerdings hatte sie auch nie gehört, dass es dort wie in einer Nachbildung der Menschenwelt aussah. Nein. Halbwegs nüchtern betrachtet konnte das nur ein Traum sein, eine Art Vision auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. Anne versuchte sich zu entsinnen, wie die Ereignisse nach ihrer damaligen Flucht weitergegangen waren. Es musste eine Bedeutung haben, dass sie ausgerechnet diesen Moment der Vergangenheit erneut durchlebte.
    Nachdem sie ihren alten Unterschlupf im Wald wiederentdeckt und sich zum Verschnaufen in die Höhlung der kleinen Felsformation gekauert hatte, brachte ein tiefes Grollen die Erinnerung zurück. Dies war der Tag, an dem sie Lorec begegnet war. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen trat sie aus ihrem Versteck. »Lorec, mein Freund. Lass uns das Kämpfen dieses Mal verschieben, denn ich kenne dich bereits.«
    »Aber ich kenne dich nicht«, kam die geknurrte Antwort. Ein riesenhafter Wolf lauerte sprungbereit zwischen einer Gruppe junger Fichten und taxierte Anne. Sein aschfarbenes Fell stand in langen filzigen Büscheln ab. Schultern und Vorderläufe waren überproportional muskulös. Die Schnauze wirkte schief und verkrüppelt, die Lefzen ausgefranst und schwarz. Versteckt unter borstigen Brauen leuchteten zwei wasserblaue Augen – menschliche Augen.
    »Glaub mir, in einer längst vergangenen Zeit haben wir unsere Kräfte genau an dieser Stelle bereits gemessen. Ein stundenlanges Ringen zweier Wesen, die weder Angst noch Sterblichkeit kannten.« Bei diesen Worten offenbarte Anne mit gebleckten Zähnen ihre Vampirnatur. Als der Wolf sein Nackenfell aufstellte, hob sie abwehrend die Hand. »Am Ende sind wir enge Vertraute geworden, die sich so manches Geheimnis anvertraut haben.«
    Die Wucht, mit der sich der Riesenwolf vom Boden abstieß, ließ den Boden erbeben. Mit einem einzigen Satz überwand er eine Strecke von über fünf Metern, riss Anne mit seinen mächtigen, krallenbewehrten Tatzen um und schnappte nach ihrem Hals. Doch die Frau war schneller – und gestärkt von ihrer blutigen Mahlzeit. Sie packte Lorec mit beiden Händen am Kiefer und drückte den schweren Kopf nach oben, um ihrerseits dem Tier an die Kehle zu gehen.
    Lorec musste den Oberkörper in die Höhe recken, wollte er den Vampirzähnen ausweichen. Dabei hoben sich seine Pranken von Annes Schultern.
    Sofort rollte sie sich zur Seite. »Lorec«, rief sie, »unehelicher Sohn des Lykaon, höre auf mich! Dein frevlerischer Vater hat dir einst die Bürde der Gestaltwandlung vererbt. Er war es, der Schuld auf sich und deine ganze Sippe lud, indem er Zeus auf die Probe stellte und als Festschmaus heimlich Menschenfleisch servieren ließ.«
    Das traf einen wunden Punkt bei dem Wolfsmann! Einmal mehr beklagte er sein Schicksal. Ein markerschütterndes Jaulen hallte durch den Wald und scheuchte jegliches Getier auf.
    Im Gegensatz zu einem Werwolf war es Lorec bestimmt, unabhängig vom Mondzyklus immerfort in seiner tierischen Gestalt zu wandeln. Nur zwischen Mitternacht und

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