Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Diejenigen Bäume, die noch blühen, scheinen damit ihre letzten Kräfte aufzubrauchen. Die Zeit lässt unsere Welt vergehen.«
Nadja spürte tiefes Mitleid, auch wenn Jangalas Verfall im Vergleich zu Fanmórs Reich weitaus weniger fortgeschritten war. »Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte sie. »Vielleicht wird der Quell der Unsterblichkeit rechtzeitig gefunden. Es ist noch nicht zu spät.«
Wie aufs Stichwort schlang Rabin Dranath Takur seine Arme um Nadjas Hüfte und zog sie an sich. »Du hast recht. Es ist nicht zu spät. Und ich begreife jetzt, was das Schicksal für uns vorgesehen hat. Du kannst mir einen Erben schenken, meinem Dasein einen Sinn geben.«
Als er sich vorbeugte, um Nadja zu küssen, presste sie erschrocken die Hände gegen seine Brust und trat ihm unsanft gegen das Schienbein. Sofort lockerte sich sein Griff, und sie stieß ihn zurück. »Ich entscheide immer noch selbst, wer mich haben kann und wer nicht! Habt Ihr nicht schon genug Frauen?«
Der Maharadscha taumelte zurück, überrascht von ihrer heftigen Gegenwehr, und blickte sie verdattert an. »Das ist mein Reich, mein Palast. Alles, was darin ist, gehört mir.«
»Ich gewiss nicht!« Nadja konnte diese Überheblichkeit kaum fassen. Was dachte der Kerl sich? Dass sie aus Mitleid mit ihm ins Bett stieg? Offenbar hatte er ihr »Nein« noch nicht verstanden, denn er kam erneut auf sie zu. Der Herrscher lächelte versöhnlich, doch dann packte er sie besitzergreifend am Arm und zog sie wieder näher.
Wütend holte Nadja aus, verpasste dem Herrscher eine schallende Ohrfeige, entwand sich aus seiner Umklammerung und lief in die Gemeinschaftsgemächer der Frauen.
»Wäre ich nicht fortgelaufen, hätte er mich wohl gleich dort vor den Augen der Vögel vernascht«, erzählte sie Silinia, immer noch atemlos.
Die Elfe, obwohl vom äußerlichen Erscheinungsbild viel jünger als Nadja, nahm sie mütterlich in den Arm und wiegte sie sanft. »Schsch, schsch. Alles ist gut. Hier kann er dir nichts tun. Denn auch wenn der Raum für dich wie ein Käfig aussehen mag, ist er unser Schutzschild – unsere Ruhestätte, in der wir unantastbar sind. Zumindest für den Herrscher.«
»Hat er dir schon nachgestellt?«, fragte Nadja.
»Ich gehöre ihm wie alle Frauen in diesem Reich.« Silinia strich ihr sanft über den Rücken und stimmte eine leise, tröstliche Melodie an.
Nadja spürte die Berührung und fing an zu weinen. Warum musste sie nur immer in solche Schlamassel geraten? Darby O’Gill, der Getreue und jetzt auch noch Rabin Dranath Takur?! Die Episode mit Brian Boru in Irland war noch amüsant gewesen, da der König keinerlei Gewalt über sie gehabt und Nadja sein mit Worten ausgedrücktes Begehren als Kompliment gewertet hatte. Schließlich war er ein großer menschlicher König gewesen, eine Legende. Aber das hier ging zu weit. Nadja fand sich durchaus attraktiv, aber in Momenten wie diesen fürchtete sie fast, es gäbe keine anderen begehrenswerten Frauen in den Welten.
»Was ist, hat sich unser Gast sein süßes Mäulchen verbrannt?«, schnitt Indiras spöttische Stimme durch den Raum. »Aber vielleicht muss ich ihr die Hände erst im heißen Wasser baden, damit sie sie von Rabin lässt?«
Nadja sah aus den Augenwinkeln, wie die Hauptfrau des Maharadschas einer Furie gleich auf sie zustürzte. Sofort löste sie sich von Silinia und ging in Kampfstellung.
Indira blieb eine Körperlänge vor ihr stehen. Ihr Gesicht spiegelte unverhohlenen Hass wider. »Halte dich von Rabin fern, oder du und dein Kind werden es bereuen.«
»Es ist wohl eher so, dass er sich von mir fernhalten müsste«, entgegnete Nadja trotzig.
»Dies ist meine letzte Warnung«, sagte Indira. Ihre Körpersprache ließ keinen Zweifel daran, dass es ihr ernst war – todernst. Ihre zarten Nasenflügel bebten, und ihr Blick stach Nadja förmlich in die Augen.
»Komm, ich zeige dir den Palmengarten«, sagte Silinia schlicht, nahm Nadja an der Hand und zog sie mit sich. Und diesmal ließ sie sich gerne entführen. Indira machte ihr zunehmend Angst.
»Du musst vorsichtiger sein«, warnte die junge Elfe eindringlich, als sie zusammen den gewundenen Weg durch den Garten spazierten. »Als Maharani hat sie viel Macht – viel mehr als wir anderen Frauen. Sogar die Wachen hören auf sie. Und sie ist imstande, grausame Dinge zu tun.«
Nachdenklich blickte Nadja in das lose Dickicht aus Bambusstauden und Palmen, die hoch in den Himmel ragten und sich in Mustern über das
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