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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Rasen schien frisch gestutzt, die Blumenbeete waren geharkt und von Unkraut befreit. Knorrige alte Bäume spendeten den Besuchern auf den zahlreichen Bänken Schatten. Auf den ersten Blick ein liebliches Idyll, doch kein Vogel gab Laut. Die Menschen, die auf den Kieswegen entlangschlichen, gingen gebeugt – gezeichnet von Krankheit und nahendem Tod. Im Osten schloss sich ein Friedhof an das Gelände an, während auf der Westseite die medizinische Fakultät in einem groß angelegten Schlosskomplex residierte.
    Genau dort traf sich gleich eine Handvoll zehrender Fäden! Die Luft flirrte an den Stellen, an denen sich die Energiewellen überlappten. Und nur Anne Lanschie konnte es sehen.
    Sie suchte sich in der Nähe einen geschützten Fleck und schloss die Augen. Mühelos erweiterte sie ihre Aura und wob, eine Formel vor sich hin summend, mit der Magie ihrer Hände Verknüpfungen zwischen ihrem Lebensfaden und denen der Geisterwelt. Als die Verbindung stand, sammelte sie die in ihr ruhende Kraft, bündelte sie in einem einzigen Wort und entließ sie schließlich in einem Dimensionen überschreitenden kraftvollen Impuls.
Lorec
.
    Danach sank sie erschöpft ins Gras und wartete auf Antwort. Doch es kam keine. Selbst nach Stunden blieb der Rückkanal ungenutzt, und Anne zweifelte langsam an ihrer Idee und dem Sinn des gesamten Vorhabens. Mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten und senkte sich im Westen gemächlich über die Hausdächer. Anne wollte gerade aufgeben und zurück zum Hotel gehen, als sich der Schatten einer Gestalt auf ihr Gesicht legte.
    »Ich wollte mich bei dir entschuldigen«, sagte Robert und bot ihr eine helfende Hand zum Aufstehen an.
    Überrascht und leicht irritiert blickte Anne zu ihm auf. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ich habe in mich hineingehorcht und bin der inneren Stimme gefolgt.«
    Sie lächelte, ergriff seine Hand und stand auf. »Lorec hat nicht geantwortet.«
    »Vielleicht solltest du es in seinen menschlichen Stunden versuchen?«, schlug Robert vor. »In der Zwischenzeit gehen wir erst mal etwas essen. Du siehst aus, als hättest du einen sechswöchigen Hungerstreik hinter dir.«
    Genauso fühlte sich Anne auch. Allerdings würde ein Steak mit Bratkartoffeln daran wenig ändern. Nach den Touren der letzten Tage brauchte sie Blut, um Energie zu tanken, und das noch in dieser Nacht. Aber bis es dunkel wurde, musste sie sich mit menschlicher Nahrung begnügen.
    Schlag zwölf standen sie erneut vor der Parkanlage der medizinischen Fakultät. Doch diesmal war der Zugang mit einem mächtigen Gittertor verschlossen.
    »Du kannst nicht vielleicht ein kleines bisschen fliegen, mein kleines Fledermauszähnchen?«, scherzte Robert. Er war voller Elan, »einem Schurken das Handwerk zu legen«, wie in seinen früheren Zeiten als Enthüllungsjournalist.
    Anne lachte. »Ich nicht, aber du vielleicht, wenn ich dir für deine Frechheiten einen Tritt in den Allerwertesten verpasse!«
    Grinsend machte sich Robert daran, auf die Mauer zu steigen, die das Gelände umgab.
    Doch Anne hielt ihn zurück. »Warte, ein kleiner Öffnungszauber ist doch kein Problem.«
    »Stimmt«, sagte er und erinnerte sich. Verschlossene Türen und Tore waren schon für die Zwillinge und die beiden Kobolde Pirx und Grog nie ein Hindernis gewesen.
    Anne ging allerdings anders vor. Sie sang eine leise, etwas schief klingende Melodie. Ihre Finger bewegten sich in Wellen, spreizten und zogen sich wieder zusammen, während violettfarbene Schlieren aus den Spitzen flossen und sich um die Gitterstäbe rankten. Ein paar Augenblicke später ertönte ein metallenes Schnappgeräusch, und das Tor schwang ohne weiteres Zutun auf.
    »Prima Auftritt, damit könntest du im Showbusiness Geld verdienen«, flüsterte Robert beeindruckt.
    Zusammen schlichen sie auf das Gelände. Dunkelheit hüllte den Park fast vollständig ein, der Schein der Straßenlaternen reichte kaum über die Mauer. Trotzdem steuerte Anne zielstrebig einen Punkt in der Mitte an und bewegte sich so unbeschwert zwischen den Bäumen hindurch, als wäre es heller Tag. Robert hatte Mühe hinterherzukommen, stolperte ein paarmal und hätte um ein Haar die schmerzhafte Bekanntschaft mit einem der tiefer hängenden Äste gemacht.
    »Hier sind also diese Geisterfäden?«, fragte er, nachdem sie auf dem Gelände stehen geblieben waren, und horchte in sich. Doch seine Grenzgängerfähigkeiten genügten offenbar nicht, um die

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