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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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dumm und egoistisch. Sie hat in ihrer Vision Höllenqualen durchlebt und ist von diesem Schweinehund gequält und fast vergewaltigt worden. Und was mache ich? Ich spiele den Klugscheißer und eifersüchtigen Geliebten. Dabei weiß ich längst, dass mein Schicksal an ihrer Seite ist, solange oder kurz mein Leben auch dauern mag
.
    Als seine Fingerkuppen bereits weich und wellig wurden, wusch er sich rasch die Haare und stieg aus der Wanne. Wo immer Anne war und was sie auch machte, er würde sie finden und unterstützen.
    Anne marschierte durch die kleinen verwinkelten Straßen auf der Suche nach einem Geisterfaden. Geisterfäden ähnelten den Energielinien und waren für Menschen unsichtbare Wegweiser, nur dass sie, statt Kraft zu spenden, den Lebenswillen nahmen. Wo sie sich kreuzten, häuften sich die Unfälle, standen Hochhäuser und Brücken, die Selbstmörder zur Tat einluden. Oder Krankenhäuser, Altersheime und Friedhöfe. Manche der Fäden entstanden, wenn Tote die Welt allzu hastig verließen, andere wurden von Wesen der Dunkelheit ganz bewusst gezogen, um Beute anzulocken. Zusätzlich ließen sich Nachrichten darüber verschicken oder die Anrufung einer Wesenheit zumindest verstärken.
    Falls Lorec irgendwo da draußen war, konnte Anne ihn über diesen Kanal vielleicht erreichen. Vorausgesetzt, er reagierte noch auf solcherlei Ansprache. Manche Tiergewordenen verloren sich mit der Zeit in ihrem Dasein.
    Wenn die Seelenqualen zu groß wurden, gab der zivilisierte Teil zuweilen auf und überließ der instinktgetriebenen Seite die Herrschaft.
    Während Anne mit geschärften Sinnen im Zickzackkurs durch die Fußgängerzone ging, fiel ihr die enorme Zahl an Touristen auf, ein deutliches Signal, dass die Ferienhauptsaison begonnen hatte. In Gruppen von bis zu zwanzig Personen wanderten sie im Gänsemarsch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Vom Geburtshaus des Komponisten Johann Nepomuk Hummel am Alten Rathaus zum Hauptplatz mit den vielen Andenkenständen. Dann ging es weiter in den Sankt Martinsdom unterhalb der Burg, über die Neue Brücke mit dem UFO-förmigen Restaurant an der Spitze der westlichen Tragekonstruktion, bis hinüber auf die andere Donauseite und in den Aupark – ein riesiges Shoppingcenter.
    Asiaten mit Schlapphüten waren genauso im Getümmel anzutreffen wie käsebeinige Engländer oder Araber, die mit der slowakischen Billigfluglinie SkyEurope in Bratislava einen Zwischenstopp einlegten, bevor es weiter nach Deutschland zu einer medizinischen Generalüberholung ging.
    Gemütliche kleine Bars und Cafés stritten sich zwischen den Markenläden und Boutiquen um Platz. Alle hatten ein paar Tische und Sonnenschirme draußen – so eng gestellt, dass nur mehr ein schmaler Weg für die Flanierenden übrig blieb. Und wer keine Lust mehr auf Kaffee oder Einkaufen hatte, der ließ sich noch schnell mit den lebensgroßen Bronzefiguren fotografieren, die überall in der Innenstadt verteilt standen – mit dem Paparazzo, der mit Fotoapparat um eine Hausecke linste, dem über die Bank gebeugten Bonaparte auf dem Hauptplatz, der Narzissfigur, die einen Zylinder in der Hand balancierte, oder dem Bauarbeiter, dessen Kopf aus einem offenen Gullydeckel hervorlugte. Alles Stellen, die Anne bereits in den ersten Tagen ihres Aufenthalts mit Robert besichtigt hatte.
    Sie erkannte, dass sie bei ihrer speziellen Suche nicht fündig wurde. Zu viel Leichtigkeit und Glück, zu wenig Trostlosigkeit und Verzweiflung. Also wandte sie sich ab vom Zentrum, spazierte am Wasser entlang und bog schließlich an der Brücke nach Osten zur Schnellstraße ab. Sofort änderte sich das Stadtbild. Die Häuser wirkten nun fahl, vom Abgasdunst grau gefärbt. Ein paar Jugendliche in heruntergekommenen Klamotten lungerten an der nächsten Unterführung herum. Auf den Wänden prangten mehrere Lagen abgerissener Plakate, geschmückt mit Sprayersignaturen. An der Unterseite der Fußgängerbrücke waren blaufarbene Neonröhren montiert, um es den Drogenabhängigen schwerer zu machen, eine Vene zu finden und sich einen Schuss zu setzen. Kippen und leere Flaschen lagen im Rinnstein, es stank nach Urin.
    Und zwischen alldem spürte Anne endlich die langsam pulsierende Energie eines Geisterfadens. Zu schwach für ihre Zwecke, aber ein erster Wegweiser.
    Mit beschleunigtem Schritt folgte sie der Signatur, wanderte am Präsidentenpalast und dem berühmten Globus-Brunnen vorbei und landete schließlich in einer weitläufigen Parkanlage. Der

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