Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
sein.
»Also, wann starten wir den Coup?«, fragte er und griff nach der Flasche im Kühler, um sich nachzuschenken.
»Sobald Sie wieder klar denken können. Bis dahin habe ich die benötigten Zutaten besorgt.«
»Sie haben mir noch nicht verraten, was dieses ominöse Zeug ist, das Sie für das Elixier beschaffen wollen.«
Darby lächelte. »Eine rein pflanzliche Substanz, mit der ich bereits in anderer Richtung experimentiert hatte.«
»Mit Erfolg?«
»Nun … im Ansatz durchaus«, antwortete der Schotte mit einem vieldeutigen Zwinkern und schob sich ein letztes Stück französischen Brie in den Mund.
»So verlief mein Versuch unten bei der Gräfin ebenfalls«, spottete Tanner.
In einer plötzlichen Bewegung legte Darby seine Hände flach neben den Teller. Er stützte sich auf und beugte sich drohend vor. »Es
wird
klappen«, zischte er, und seine Oberlippe zuckte, als würde er sich ekeln.
Trotz seines erhöhten Alkoholpegels wurde Tanner klar, dass man mit diesem Elfen auf keinen Fall die falschen Späße machen durfte. Widerstrebend nickte er und richtete sich in seinem Stuhl auf. So schnell ließ er sich den Schneid nicht abkaufen. »Und was versprechen Sie sich davon?«, fragte er deutlich ernster. »Auf welche Beute haben Sie es abgesehen?«
Der Schotte blickte ihm tief in die Augen. Die Männer maßen sich mit Blicken, versuchten sich gegenseitig einzuschüchtern und zu unterwerfen. Offenbar waren sie einander ebenbürtig, was die Sturheit und Unnachgiebigkeit betraf.
Keiner wich dem anderen aus, keiner blinzelte auch nur, bis Darby irgendwann schallend lachte. »Sie gefallen mir! Vielleicht treibt mich ja die pure Neugier an?«
Tanner schüttelte langsam den Kopf. »Unglaubwürdig. Dafür sind Sie zu zielstrebig.«
»Bin ich das?« Der Elf schmunzelte. »Was könnte mich stattdessen reizen?«
Seine Gegenfragen klangen amüsiert, harmlos. Dennoch erkannte Tanner die unterschwellige Angriffslust. Einen Moment lang erstrahlten die Augäpfel des Schotten in einem tiefen Blau. Der Blick wurde spürbar, drückte Tanner gegen die Brust, doch ein Nachgeben kam nicht infrage. Die Hände in seine Oberschenkel vergraben, hielt er dagegen. »Etwas, das alle antreibt, die Führer und nicht nur Diener sind«, zischte er aus zusammengebissenen Zähnen. »Ruhm, Reichtum, Macht. Oder … Rache?«
Ein Wimpernschlag des Elfen, der das Blickduell beendete, verriet, dass Tanner einen Treffer gelandet hatte. Er würde die genauen Gründe schon noch aus seinem neuen Partner herauskitzeln. Doch für seinen Geschmack hatte das Festmahl lange genug gedauert. Er wollte ins Hotel, um den Tag und die Ereignisse erst einmal zu verdauen.
»Ich gebe mich in Ihre Hände«, sagte Tanner, »aber bevor wir starten, sollten wir erst wieder nüchtern werden.«
Erneut lächelte der Elf, lehnte sich entspannt zurück und rief nach der Rechnung.
Der Kellner wollte die kleine Ledermappe mit dem Bon auf den Tisch legen, da nahm Darby sie ihm aus der Hand. Er öffnete sie, tippte mit dem Zeigefinger auf den Zettel, klappte die Mappe wieder zu und gab sie dem Mann zurück. Zu Tanners großem Erstaunen bedankte sich der Bedienstete mit einem übertriebenen Bückling, als hätte er ein überaus großzügiges Trinkgeld erhalten.
»Diesen Trick müssen Sie mir beibringen«, murmelte Tanner beim Hinausgehen lachend.
Darby zuckte mit den Schultern. »Kein Trick, nur ganz gewöhnlicher Elfencharme.«
Draußen vor der Tür verabredeten sie sich für den nächsten Tag und gingen auseinander.
15 Wunschkuh
Die beiden Kühe führten Nadja den Gang zurück und bis zu einer Pforte, die vorher nicht da gewesen war. Doch das konnte Nadja nach dieser Begegnung nicht mehr überraschen.
Schriftzeichen und Rankenornamente waren auf das glatt geschliffene, lindgrün lackierte Holz gemalt. Gelbe und rosafarbene Mandalas schmückten zwei tellerförmige Griffe, die auf Kniehöhe angebracht waren. Und obwohl das Tor Nadja um einiges überragte, erreichte es nicht einmal die Hälfte der Mauerhöhe. Es war unmöglich, da hinaufzuklettern und über den Sims zu laufen, wie sie es in manchem Albtraum gemacht hatte, um aus einem Labyrinth zu entkommen.
Was auch immer hinter dieser Tür wartete, Nadja musste die Prüfung unbedingt bestehen. Und der Gedanke an ihre Familie half ihr, neue Kräfte zu mobilisieren.
Das Milchmaul klopfte mit dem Vorderbein kräftig gegen das Holz. Die zwei Flügeltüren öffneten sich und gaben den Blick auf eine Wiese mit
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