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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Stillen verfluchte sie sich dafür, nichts von der Fülle an Opfergaben eingesteckt zu haben. Andererseits hatte Talamh ihr klar signalisiert, dass sie das Brot nicht essen durfte. Froh über den Erfolg, hatte Nadja gar nicht mehr darüber nachgedacht, dass ihre Reise noch weitere anstrengende Stunden oder gar Tage dauern konnte. Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, und rief sich das Erlebnis auf der Treppe in Erinnerung. Dann atmete sie tief durch und setzte einen Schritt vor den anderen, dem Lichtpunkt entgegen. Komme, was da wolle – sie befand sich auf direktem Weg zum weißen Pfau.
    Die nächste Hürde ließ nicht lange auf sich warten und traf Nadja dennoch unvorbereitet.
    Ohne Vorankündigung trat sie plötzlich auf Erde. Sie spürte die raue Struktur unter den nackten Fußsohlen, sah das körnige Braun und wurde gleich darauf von einer solchen Wolke des Gestanks erfasst, dass sie zurücktaumelte. Der stechende Geruch war überall, stieg ihr bis hoch in die Stirnhöhlen und hinab in die untersten Lungenbläschen. Nadja hielt die Luft an, drückte ihre Hand auf die Nase. Doch der Reiz war übermächtig, und schließlich übergab sie sich würgend. Irgendwann realisierte sie erschrocken, dass es nicht aufhören würde. Also kroch sie weiter, die wässrigen Augen auf ihr Ziel gerichtet, den Körper aufgebäumt.
    Und während sie mit ihrem Gallensaft kämpfte, wurde ihr klar, was an ihrem Wunsch falsch gewesen war. Sie hatte sich gewünscht, dass niemand sie aufhalten sollte. Und Geruch war kein Jemand. Mit jedem Meter, den sie vorwärts kam, erkannte sie deutlicher, dass es neben der Luft weitere Elemente gab, die ihr gefährlich werden konnten.
    Nur der Gedanke an ihren Sohn und ihre Freunde ließ sie weitermachen. Die Augen fest geschlossen, schob sie sich über die Erde, bis ein brennender Schmerz sie hochschrecken ließ. Hitze! Der Boden unter ihren Händen und Füßen glühte geradezu. Nadja wollte sehen, was geschah, doch wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte die Augen nicht öffnen. Sie war blind.
    Kalte Panik erfasste sie. Wie konnte sie entkommen, wenn sie nicht sah, wohin sie lief? Keuchend vor Angst blieb sie stehen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Du hast den Gestank überwunden, und du kannst auch das hier aushalten, wenn du jetzt Ruhe bewahrst. Denk logisch. Wenn das eine Prüfung ist, gibt es einen Lösungsweg
. Die Hitze unter ihren nackten Füßen wurde unerträglich. Sie tänzelte auf der Stelle, bis ihr einfiel, dass ihre Schuhe noch in der Hüftfalte des Saris steckten.
    Nadja tastete ihren Körper ab, fühlte die kleine Kürbisflasche, die Indira ihr für das Amrita mitgegeben hatte, und fand schließlich die elfischen Lederschläppchen. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, ging sie in die Hocke und zog sie sich an. Beim Berühren des Bodens merkte sie dabei, dass die Erde zu einer festen Kruste verschmolzen war. Unter Rissen und Aufwölbungen schien pure Lava zu fließen. Der beißende Gestank von vorhin hatte Platz für den Duft von Ruß gemacht, und sengende Hitze drohte Nadja die Nasenhärchen zu verbrennen.
    In ihrer Vorstellung sammelten sich die Eindrücke zu einem Bild der leibhaftigen Hölle. Sie sah Feuerströme über die Ebene fließen, Vulkanberge, die Asche und Funken spuckten. Und mittendrin stellte sie sich den Getreuen vor, glühend vor Begierde und sich seiner Beute gewiss.
    »Du bekommst mich nicht!«, rief Nadja. Sie versuchte die Vision abzuschütteln. Dennoch gab es einen Teil in ihr, den es zu diesem Monster zog. So mächtig und rätselhaft war er, dass Nadja sich selbst nicht mehr vertraute. So undurchsichtig und gefährlich.
    Sie trat einen Schritt vorwärts, auf die Gestalt in ihrer Vorstellung zu. Und im gleichen Moment erkannte sie die Tücke. Dieses Bild sollte sie vom Weg abbringen, sie in die Irre leiten. Und es wollte nicht weichen.
    Ob sie es mit einem anderen, einem stärkeren verdrängen konnte? Nadja stellte sich David vor, rief ihn in allen Details vor ihr geistiges Auge: sein schmales Gesicht, die vollfarbigen violetten Augen, das goldblonde Haar. Und seinen Mund, der sie auf wundervolle Weise zu küssen verstand; seine Hände, die sie so sehr vermisste. Sie konnte seine Anwesenheit beinahe schon spüren, da richtete sie sich auf und ging, blind, wie sie war, in die Richtung, in der sie den weißen Pfau vermutete.
    Die Magmakruste unter ihren ledernen Sohlen knackte und knirschte. Heiße Dämpfe umwehten Nadjas Fußknöchel, dann

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