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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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schienen Flammen dicht neben ihr aufzulodern und bis hoch zu ihren Wangen zu züngeln. Doch sie schritt unbeirrt weiter auf ihrem Pfad voller Vertrauen in das Bild vor ihr.
    Erst als Nadja ein kühler Windhauch entgegenwehte, versuchte sie abermals ihre Augen zu öffnen, nur um zu erkennen, dass sie gerade über eine Klippe hinweggegangen war – und jetzt in die Tiefe stürzte! Sie fiel und fiel und fiel. Die Luft um sie herum pfiff und zerrte an ihrer Kleidung, doch ein Abgrund schien nicht näher zu kommen. Sie steckte im freien Fall fest.
    Hilflos im Nichts strampelnd, blickte sie zurück. Die feurige Hölle war verschwunden. Das einzig Fassbare war weit in der Ferne der weiße Pfau in seiner Schlafkuhle. Nadja schnaubte. Langsam hatte sie genug von dieser Achterbahn. Was kam noch alles? Erde, Feuer, Luft – fehlte nur mehr das Wasser, und sie hatte die Elemente durch. Vorausgesetzt, sie konnte sich aus dieser idiotischen Lage befreien.
    »Was ist das für ein Scheißspiel?«, rief sie in die Leere. »Hörst du mich, Indira? Ich habe genug davon! Ich will das nicht mehr. Lass mich einfach gehen. Ich bin glücklich, du bist dann glücklich und der Maharadscha wahrscheinlich auch wieder.«
    Eine Antwort blieb aus. Nadja strampelte weiter, bis ihre Wut irgendwann abebbte. Entnervt und ratlos hing sie in der Luft und begann, widerwillig über einen Ausweg zu brüten.
Wenn ich erst wieder zu Hause bin, mach ich für die nächsten hundert Jahre einen Bogen um Rätsel und Denksportaufgaben. Die anderen sterben wahrscheinlich schon vor Sorge, während ich mit irgendwelchen fragwürdigen Weisheiten und Mirakeln gequält werde. Was weiß ich schon über die Bedeutung der Elemente im indischen Glauben?
    Aus Mangel an besseren Ideen versuchte sie es mit Schwimmbewegungen, erst mit den Armen, dann zusammen mit Beinschlägen, kam allerdings nicht vom Fleck. Weder nach vorne noch nach oben oder unten. Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft. Sie dachte an den Maharadscha, an die skurrilen Gäste in seinem Thronsaal: Elefantengötter, dämonische Schlangenwesen; sogar Drachen waren anwesend gewesen und hatten einträchtig im Park miteinander Tee getrunken. Damals hatte Nadja beinahe daran geglaubt, dass es ein Paradies auf Erden gab. Trotzdem waren da wieder Eifersucht, Niedertracht, Rache gewesen. Das eine konnte offenbar nicht ohne das andere sein. Gab es für alles ein Gegenstück? Für die Menschenwelt? Für die Anderswelt? Für sie? Die abstrusesten Ideen begannen in ihrem Kopf miteinander zu tanzen.
    »Luft, Erde, Feuer …« Sie versuchte, hinter die Worte zu blicken, etwas in ihrem Klang zu hören. »Luft … was ist das Gegenteil von Luft? Vakuum. Fest. Undurchsichtig. Undurchdringlich. Luft ist leer und doch nicht leer. Ohne Luft stirbt man, ist stumm. Mit Luft füllt man Reifen oder Ballons.«
    Ihr fielen Clowns ein, die mit einem Griff ins Nichts eine Münze oder Blume hervorholten; Zauberer, die Kugeln schweben ließen. Sie versuchte sich jeden noch so schlechten Film in Erinnerung zu rufen, in dem es um magische Aufgaben und mal mehr, mal weniger ernsthaft um Geistesprüfungen gegangen war. Indiana Jones, Allan Quatermain, Lara Croft, der letzte Samurai, Siddhartha, Kung-Fu Panda – die Helden waren meist auf ihrem Weg gestrauchelt, hatten gezweifelt und waren in die Irre gelaufen. Doch am Ende hatten sie alle in sich selbst die Kraft gefunden, sich aus den Klauen des Bösen zu befreien, den letzten Schritt zu wahrer Erleuchtung zu gehen und die Lösung zu sehen, die von Anfang an vor ihrer Nase gewartet hatte.
    Als Journalistin hatte Nadja gelernt, hinter die Dinge zu blicken und ihre Wahrnehmung offen zu halten, auch wenn einem das Gesehene bekannt vorkommen mochte. Und dafür war sie oft belohnt worden. Ein Lächeln war bei genauerem Hinsehen manchmal eine Schmerzensgrimasse, eine weiße Weste auf der Rückseite mit Flecken übersät. Ein graues Mäuschen mochte in Wahrheit ein wollüstiges Luder sein, der Diamantklunker bloß ein schillerndes Imitat.
    Ob nun durch Talamh, der ihr ein Zeichen gab, oder von ganz alleine: Nadja spürte, dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie sammelte sich, beruhigte ihre Gedanken und weitete ihren Geist, so gut sie es vermochte. Noch ein wenig tiefer versenkte sie sich in ihre innere Stille, während der Wind an ihr zerrte und pfiff.
    Erst flimmerte die Luft. Dann, als Nadja ein paarmal blinzelte, um den Blick scharf zu stellen, tauchten Seile auf, die ohne sichtbaren Halt aus

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