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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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dem Himmel herabhingen. Immer nur so weit auseinander, dass man sie mit gestrecktem Arm greifen und sich daran vorwärts ziehen konnte. Und das tat Nadja. Meter um Meter hangelte sie sich durch das zähe Nichts, bis sie vor Anstrengung keuchte.
    Ihre Schultern schmerzten, ihre Arme fühlten sich an wie mit Beton ausgegossen, aber sie wollte nicht aufgeben. Nicht jetzt, da sie die Lösung doch schon gefunden hatte. Ein ums andere Mal reckte sie sich vor, packte das nächste Seil, bis ihr Körper nicht mehr gehorchte. Zitternd vor Verausgabung hing sie an einem der Stränge und war geradezu dankbar, dass sie schwebte und nicht noch ihr eigenes Gewicht halten musste.
    Ein flüchtiger Gedanke, und doch schien er das Stichwort gewesen zu sein. Denn im nächsten Moment kehrte die Schwerkraft zurück und zog sie unerbittlich in die Tiefe. Nadja versuchte sich festzuklammern, aber die Finger glitten an dem geflochtenen Hanf kraftlos hinab.
    Sie tauchte in Wasser ein. Der Aufprall war hart, durch den senkrechten Fall allerdings weniger schmerzhaft, als Nadja erwartet hatte. Unmengen an Luftbläschen sprudelten ihren Körper entlang. Die Welt um sie wurde smaragdgrün und verlor sich in der Ferne in schwarzer Düsternis. Nur ein Punkt weit, weit entfernt leuchtete vor ihr auf – eine Insel unter Wasser –, als wollte der Pfau sie verhöhnen.
    Nadja hielt den Atem an und versuchte mit raschen Schwimmbewegungen zurück an die Oberfläche zu gelangen. Ihre Hände schnitten durchs Wasser; sie paddelte mit den Beinen und glaubte, über sich bereits das Licht zu sehen. Aber wieder hatte das Spiel einen Haken. Wo auch immer sie in das Wasser eingetaucht war, war jetzt nichts als noch mehr Wasser. Nadjas Verstand begriff das, doch ein Urinstinkt trieb sie weiter, während der Druck auf ihrer Lunge kräftiger und das Anhalten der Luft immer schwieriger wurde.
    Mit geblähten Backen und hervorquellenden Augen starrte sie durch das schimmernde Grün auf ihr Ziel, rang nach Atem, kämpfte bis zur allerletzten Sekunde und schnappte schließlich reflexartig nach Luft.
    Wasser strömte in ihren Mund, füllte ihre Lunge. Doch sie erstickte nicht. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ganz normal, während Flüssigkeit hinein- und wieder hinausfloss. Und mit jedem Atemzug schmeckte sie eine andere Köstlichkeit auf ihrer Zunge: Datteln im Speckmantel, Curryhühnchen, süßen Reis, Mangocreme, Vanillekrapfen. Mit dem Geschmack kam auch der Hunger.
    Ohne recht darüber nachzudenken, begann Nadja ihren Mundinhalt zu schlucken, stellte sich dabei die Speisen vor und wurde immer begieriger, noch eine und noch eine zu probieren. Gebratene Ente, Fischsuppe, Sate-Spieße, Kokosnuss, kandierte Früchte, Honigwaffeln. Keinem Gericht konnte sie widerstehen, schluckte und schluckte, bis sie sich schier überfressen hatte. Aufgedunsen wie ein Ballon trieb sie dahin. Arme und Beine dick wie Baumstämme, ihr Körper ein einziger kugelrunder Ball und beinahe so durchsichtig wie das Wasser selbst.
    Verdammt, ich sehe aus wie ’ne Qualle! Wie eine Qualle, die man unten zugebunden und aufgeblasen hat!
Trotz dieser Erkenntnis stoppte sie nur widerstrebend ihren Fresswahn, kämpfte den Geschmack von Schokoladeneis beiseite und seufzte.
Das wäre wenigstens ein schöner Tod gewesen
.
    Doch der Widerspruch folgte prompt. Talamh, der sich die ganze Zeit über ruhig verhalten hatte, begann sich zu regen. Als Reaktion hatte Nadja plötzlich Heißhunger auf Nudeln mit Marmeladengelee. Es erschien ihr absurd, jemals etwas anderes gegessen zu haben, widerwärtig, abstoßend. Sie begann, das Wasser vorsichtig nach der gewünschten Kombination abzusuchen und zu filtern. Einen Schluck nach dem anderen spuckte sie wieder aus, bis sie eine erste Spur von zuckersüßer Erdbeerkonfitüre erhaschte. Und der folgte sie. Irgendwo in ihrem Hinterkopf wusste Nadja, dass zu Nudeln andere Soßen gehörten und dass Marmelade eher auf eine Scheibe Brot passte. Doch ihr Sohn sendete einen dermaßen intensiven Wunsch nach dieser Speise aus, dass sie wie ferngesteuert weiterschwamm, ohne überhaupt zu merken, dass sie ihrem Ziel in großen Zügen näher kam.
    Als sie schließlich auf eine Stelle mit dem intensiven Aroma von gekochten Spaghetti stieß, erklang ein Kinderlachen.
    »Talamh?«, fragte Nadja überrascht und blinzelte. Die smaragdfarbene Welt um sie schien auszulaufen, und ehe sie sich’s versah, durchstieß ihr Kopf die Wasseroberfläche. Bald hatte sie festen Boden unter den

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