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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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ausgerechnet in der Slowakei ausfindig gemacht?
    Als Erstes kam Robert der Gedanke an Nadja und das letzte Telefonat mit ihr. Er hatte mit ziemlicher Sicherheit erwähnt, dass er und Anne für Recherchearbeiten hierher fahren würden. Hatte Tanner Nadja vielleicht in seiner Gewalt? Ging sie deshalb nie an ihr Handy? Robert wurde schwindelig bei den sich überstürzenden Schlussfolgerungen und möglichen Szenarien.
    Nein, Nadja durfte nichts passiert sein! Sie war ein wichtiges Teil des riesigen Puzzles, das sich gerade zusammensetzte. Außerdem erwartete sie ein Elfenkind oder zumindest ein halb elfisches. Robert war sich sicher, dass David, Rian, Grog und Pirx längst unterwegs wären, wenn ihr Gefahr gedroht hätte. Wenn Nadja in Tanners Gewalt war, hätte er diesen Trumpf bewusster ausgespielt. Zum Beispiel, um sich sicheres Geleit zu erpressen. Das war also unwahrscheinlich. Nur, wer hatte noch von Anne und ihm gewusst?
    Roberts Gedanken steckten in einer Sackgasse und er selbst ebenfalls. In seine Überlegungen vertieft, ging er durch die Straßen, ohne recht zu wissen, wohin. Er fand sich in einem Hinterhof wieder – kein Ort für Touristen. Die Häuser waren weder renoviert noch mit großen Werbeschildern plakatiert. Nackte graue Fertigbetonmauern ragten im Quadrat in den Himmel. Im ersten und zweiten Stockwerk waren Wäscheleinen über Eck gespannt. Braune Socken und Feinripp-Unterwäsche trockneten im muffigen Halbdunkel. Aus einem der geöffneten Wohnungsfenster drang einheimische Folkloremusik. Kinder mit schwarzen Haaren und dunklem Teint liefen lachend quer über den asphaltierten Hof und verschwanden im nächsten Hauseingang. An diesem Ort lebten jene, die kaum etwas vom Wohlstand des neuen Staates unter der Flagge der Europäischen Union abbekommen hatten: die sogenannten Zigeuner.
    Eigentlich mochte Robert keine Klischees, doch hatte er auf den Straßen Leute gesehen, die diesem ganz klar entsprachen. Ganze Familien, von der Oma bis zum Kleinkind, die jeweils mit einem geklauten oder gepanschten Markenparfüm-Päckchen dastanden und es den Vorübereilenden zum Kauf anboten. Die Jungen schauten sich dabei die Taktik der Älteren ab. Andere Lehrer bekamen sie wahrscheinlich nie zu sehen, ihre Abstammung war gleichsam ihre Berufung. Und viele waren stolz darauf – zumindest wenn Robert den reißerischen Reportagen über die Roma und Sinti Glauben schenken wollte.
    Mit einem Mal hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Er hatte Zigeuner immer als die Indianer des Mittleren Westens gesehen, die letzten noch wahrhaft freien Menschen – nicht domestiziert und in Maßanzüge gezwängt. Aber wie bei jeder romantischen Vorstellung kam mit dem Älterwerden meist auch die Ernüchterung. Die Menschen, die dort in den Einkaufspassagen bettelten oder dubiose Waren zum Verkauf anboten, hatten nichts mehr von diesem Glanz. Der Hauch von Wildheit und Abenteuer, der in so vielen Geschichten lebendig wurde, war in der Realität längst verschwunden. Wenn es ihn je wirklich gegeben hatte.
    Tradition und Ehre, sogar die eigene Sprache hatten bei den Menschen, die Robert nun sah, an Stellenwert verloren. Dabei mochte es in ihrer Kultur einstmals wahre Magie gegeben haben. Unbehaglich rieb er sich den Nacken, blickte unauffällig um sich und schritt langsam zurück zur Straße.
    Um sich zu orientieren, klappte er am nächsten Straßenschild den Reiseführer auf und suchte seinen Standpunkt auf dem Plan. Offenbar war er versehentlich statt ins Zentrum in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Die wenigen Geschäfte, die sich unter die heruntergekommenen Plattenbauten duckten, wirkten verwahrlost oder verlassen. Fenster und Wände waren mit Graffiti beschmiert, leere Flaschen und Bierdosen lagen in den Hauseingängen. Weiter vorne konnte er größere Industriehallen sehen. Und wieder war da dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
    Robert zog die Schultern hoch, wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen sein musste, und wechselte die Straßenseite.
Ein Taxi wäre jetzt hilfreich
, dachte er, doch die Chancen standen schlecht. Nur wenige Autos verirrten sich in diese Gegend. Wie er festgestellt hatte, befand er sich zwischen Hafen und dem großen Autobahnkreuz. Die nächste Hauptstraße lag weitab im Norden. Ein paar Blocks weiter südlich musste die Donau vorbeifließen.
    Robert entschloss sich, abzubiegen und auf das Wasser zuzuhalten. Er ließ die Hochhausbaracken hinter

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