Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
Vom Netzwerk:
Darbietung halten.«
    »Die Leute glauben, ich bin zu ihrer Belustigung hier!?« Elisabeth musste husten.
    »Vergebt mir, dass ich Euch nicht energischer habe zurückhalten können, als Ihr Euch nach dem Verschwinden des Rotschopfs für einen Spaziergang entschiedet.« Der Ghul senkte sein Haupt und ließ die knöchrigen Schultern hängen.
    Immer mehr Menschen drängten sich um sie, hielten kleine Apparate aus Metall in ihren Händen und zauberten ein Blitzgewitter in die Luft. In Sprachen, die Elisabeth noch nie vernommen hatte, redeten die Leute durcheinander, lachten und kicherten.
    »Gehört ihr zu einer Zirkustruppe?«, fragte ein leicht bekleidetes Mädchen mit langen blonden Haaren auf Deutsch. Sie schien zu einer ganzen Gruppe Schaulustiger zu gehören.
    »Die soll mal was machen«, rief ein Junge.
    »In so einem Monstrum von Kleid würde ich mich bei dem Wetter totschwitzen«, bemerkte eine ältere Dame in Kniebundhosen, ärmellosem Hemd und Schlapphut.
    Die Rufe überlagerten sich, flossen ineinander und bildeten schließlich ein einziges Getöse in Elisabeths Ohren. Sie spürte, wie sich ihr Pulsschlag erhöhte. Wie so oft in der Vergangenheit fühlte sie sich hilflos und klein, machtlos den Taten anderer ausgeliefert. Wie festgefroren stand sie inmitten der Menschentraube, die Arme schützend vor der Brust verschränkt und mit der schmerzlichen Gewissheit, dass ihr Mann und Geliebter sie nie mehr würde schützen können. Auch die anderen in ihrem Gefolge, die sie mit Zuckerbrot und Peitsche an sich gebunden hatte, waren für immer fort, tot und zu Staub verfallen. Der Hexenbann hatte sie in Wahrheit nicht gerettet, sondern ins Verderben geführt. Dazu verdammt, in einer fremden scheußlichen Welt einsam dahinzuvegetieren.
    Aus mit Tränen gefüllten Augen sah sie, wie Jarosh die Leute fortzuscheuchen versuchte. Ein einziger Helfer war ihr geblieben. Ein untoter Diener, der sie durch sein bloßes Dasein an ihr Schicksal erinnerte. War sie auch untot?
    Ein Schauer fuhr ihr durch die Glieder. Immer schneller und kürzer wurden ihre Atemzüge, bis sie nur mehr japste, während ein altes und neues Verlangen langsam aus seinem Versteck brach und sich unter die Panik mischte.
    Elisabeth roch Schweiß. Sie roch, was die Menschen um sie gegessen und getrunken hatten. Süße, herbe, bittere Duftnoten, gepaart mit Fett und Gewürzen, von denen sie nur einen Teil benennen konnte. Das Getöse der Stimmen wich zurück und machte Platz für ein monotoneres Konzert.
Tadong, tadong, tadong
. Erst hörte sie nur ihren eigenen Puls im hektischen Rhythmus pumpen. Dann hörte sie die Schläge der anderen, sah das Blut förmlich durch die Halsschlagadern strömen. Warm und schmackhaft.
    Ihr Verstand versuchte sie zurückzurufen, doch das Verlangen war größer. Unbändiger Hunger ließ ihre Schneidezähne wachsen. Ihr Köper schien zu brennen vor Gier. Ein Gefühl, als müsste sie sterben, wenn sie nicht sofort in einen dieser Hälse beißen und den roten Saft heraussaugen könnte.
    Blitzschnell griff sie nach dem erstbesten Menschen, den sie erreichen konnte, und zog ihn an sich. Frau, Mann oder Kind, sie wusste es nicht. Es war egal. Das Einzige, was zählte, war Blut! Doch bevor sie ihre Zähne in das Fleisch schlagen konnte, wurde sie mit einem Ruck zur Seite gerissen und fortgezerrt.
    Jarosh hatte sie am Handgelenk gepackt und schleifte sie erbarmungslos mit sich. Sie schrie, keifte, knurrte, kreischte vor Wut und Schmerz. Klingen, die in ihren Gedärmen wühlten und ihr den Leib zerschnitten – so fühlte es sich an. Eine Welle aus Zorn schwappte über die Verzweiflung. Elisabeth riss und zerrte, stemmte ihre Fersen gegen die Laufrichtung. Der Ghul ignorierte ihre Versuche, immer weiter lief er die kleinen verwinkelten Straßen der Innenstadt entlang, bis zum Sankt Martinsdom. Dort angekommen, zögerte er einen Moment, aber nicht lange genug, damit Elisabeth sich aus seinem Griff befreien konnte.
    »Herrin, vergebt mir, aber Ihr seid nicht bei Sinnen«, winselte er mit zu einer Schreckensgrimasse verzerrtem Gesicht. Dann ging er die Stufen hinauf zum Eingangsportal – das einzige Überbleibsel des alten gotischen Baus, mit dem die Kirche einst begonnen worden war. Wie durch einen Nebelschleier hindurch nahm Elisabeth wahr, dass sich der Ghul mehrmals gegen die Pforte warf, um sich Einlass zu verschaffen. Schließlich gab das massive Holztor nach und schwang auf, begleitet von einem lang gezogenen Quietschen der

Weitere Kostenlose Bücher