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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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großer magischer Kraft. Und der Umgang mit ihm, er veränderte mich.« Sie hielt inne und sah David direkt ins Gesicht.
    Für einen langen Moment lastete Stille zwischen ihnen, und David kam es vor, als müsse er in den dunklen Augen Vivianes versinken. Wie von ferne wehten Erinnerungs- und Gedankenfetzen durch seinen Geist, und ihm wurde klar, dass die Herrin vom See ihm Teile ihrer Vergangenheit zeigte. Was er sah, berührte ihn zutiefst. David öffnete den Mund, musste sich aber räuspern, bevor er sprechen konnte. »Euch … Euch wuchs durch den engen Kontakt mit diesem Menschen eine Seele.«
    Langsam nickte Viviane, dann wandte sie den Blick ab. David atmete auf. Die große Macht und Weisheit der Herrin vom See, die mit den Gedankenfragmenten auf ihn eingeströmt war, hatte ihn innerlich erzittern lassen. In den letzten Minuten hatte er völlig vergessen gehabt, wie unbehaglich ihm zu Anfang unter Vivianes Einfluss gewesen war. Jetzt erinnerte er sich wieder daran, und er musste die Hände zu Fäusten ballen, um ihr Zittern zu unterdrücken.
    »Mir wuchs eine Seele, ja. Wir waren uns nah. Sehr nah.«
    »Ihr liebtet ihn!« Rian klang ein wenig heiser. Aus den Augenwinkeln musterte sie David, und er konnte die Besorgnis sehen, die sie seinetwegen empfand.
    Nadja!
Wieder schoss ihm der Name durch den Kopf.
    »Ich liebte ihn«, bestätigte Viviane. »Und er liebte mich.« Sie stand auf und ging zu einer der Wände neben den Bücherregalen, wo ein breiter dunkelroter Vorhang aus schwerem Samt hing. David hatte ihn bereits beim Eintreten bemerkt, aber nicht gefragt, was er verbergen mochte. Erst als Viviane mit zögerlichen Schritten darauf zutrat und unschlüssig davor stehen blieb, wurde der Prinz neugierig.
    Er sah zu, wie die Herrin vom See die Hand hob, tief Luft holte – und den Vorhang mit einem Ruck zur Seite zog.
    »Das«, sagte Viviane leise, »ist Melisende. Meine …
unsere
Tochter.«
    David stand auf. In einer Wandnische, die mit hellem, golddurchwirktem Brokat ausgeschlagen war, befand sich ein marmorner Tisch, der einem Altar ähnelte. Jedoch lagen keine Reliquien oder andere heilige Gegenstände darauf – sondern eine junge Frau!
    Sie sah aus, als sei sie im Todesschlaf gefangen. Ihre Haut war so weiß wie Vivianes, doch ihr Haar, das ihr wie ein Heiligenschein um den Kopf lag, schimmerte schwarz wie ein Rabenflügel. Lange, ebenfalls schwarze Wimpern ruhten auf den bleichen Wangen, und nur die Lippen hatten einen Hauch von roter Farbe.
    Viviane trat vor ihre Tochter und blickte auf sie nieder, bevor sie murmelte: »Seit der Herbst Einzug gehalten hat in der Anderswelt, ist Melisende krank. Zuerst dachte ich noch, dass ich sie mit meiner magischen Kraft heilen könnte, doch ich war zu schwach dazu. Ich habe alles versucht, konnte ihren Verfall allerdings nicht aufhalten. Zuletzt blieb mir nur noch ein Ausweg.« Sie wies auf den Fußboden unter dem Tisch. »Hier entlang läuft eine der Ley-Linien. Mit ihrer Kraft schaffte ich es für eine gewisse Weile, Melisendes Verfall zu verlangsamen, aber offenbar ist diese Energie mittlerweile verbraucht. Meine Tochter verfällt schneller als je zuvor.«
    Davids Blick wanderte den Fußboden entlang, und er versuchte vergeblich, die Magie der Ley-Linie zu erspüren. Ein böser Verdacht stieg in ihm auf, genährt von den jüngsten dramatischen Geschehnissen. »Rian?«, fragte er betont.
    Seine Schwester hob fragend den Kopf, hatte den Zusammenhang offenbar noch nicht erkannt. Er nahm sie beim Arm und zog sie ein Stück von Viviane fort. »Die Linie hat ihre Kraft verloren, weil Bandorchu den Knoten in Paris besetzt hat!«, flüsterte er ihr seine Theorie zu und beobachtete, wie sich Viviane über ihre sterbende Tochter beugte und sie sanft auf die Stirn küsste.
    »Möglich«, gab Rian zurück. »Aber was können wir dagegen tun?«
    Mit einem Ruck richtete sich die Herrin des Sees auf und drehte sich zu den Zwillingen um. Ihr weißes, makelloses Gesicht wirkte auf einmal sehr viel älter als zuvor. Zwar hatte sie keine einzige Falte auf ihrer samtenen Haut, aber es schien, als dringe die ganze Last ihrer Traurigkeit nun durch ihre Augen nach draußen. »Ich bitte Euch, meine Tochter zu retten«, sagte sie.
    David unterdrückte ein Seufzen. Genau das hatte er kommen sehen. »Wie soll uns das gelingen? Ihr seid um ein Vielfaches mächtiger als wir zwei jungen Elfen …«
    »Ihr seid die Kinder Fanmórs! Wenn es überhaupt jemand schafft, Melisende zu retten, dann

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