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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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Augen sah, begriff sie plötzlich, was es war, das sie in sich trug.
    Es war Boann. Die Stärke ihrer Göttin.
    Zu Eleanors Verblüffung schuf diese Erkenntnis in ihr eine eigenartige Mischung aus Wohlgefühl und Bedauern. Wohlgefühl, weil es gut war, keine Angst haben zu müssen, was immer auch geschehen mochte. Bedauern, weil ihr schlagartig klar wurde, was den Mönch und sie trennte.
    Er war ein Mann Gottes, sie eine Frau des Waldes. Eine Irin mit heidnischen Wurzeln. Eine Zeit lang waren sie gemeinsam gewandert, aber bald würde die Zeit kommen, an der eine Trennung unausweichlich war. Eleanor spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Sie nickte rasch zum Zeichen, dass sie Joscelins Warnung verstanden hatte, und entfernte sich von den anderen.
    Sie ging fort vom Heerlager. Nur wenige Augenblicke später stand sie in völliger Finsternis. Die Feuer der Soldaten und auch das ihrer Freunde versanken in der Landschaft wie Glühwürmchen. Der Geruch des nahen Waldes umfing sie und vermischte sich mit dem des Meeres, das kaum eine halbe Tagesreise in nördlicher Richtung lag. Ein Käuzchen stieß seinen lang gezogenen, klagenden Ruf aus, und ein kleines Tier huschte ins Unterholz davon.
    Eleanor ging, bis sie feuchtes Gras unter den Füßen spürte, dann blieb sie stehen. Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Herzschlag, bis sie erkannte, dass es nicht die Stelle aus ihren Träumen war. Wo sie stand, gab es kein Moos und keinen Stein, aus dem ein Wasserrinnsal floss.
    Eleanor kniete sich nieder und strich mit beiden Händen über das Gras. »Boann!«, flüsterte sie. Und plötzlich erklangen fremde Worte aus ihrem Mund. »Adeochosa inna husci do chongnam frim. Ich rufe die Wasser an, mir zu helfen!« Licht sprang zwischen ihren gespreizten Fingern empor und erhellte die Finsternis mit einem bleichen, silbrigen Schein, der an das Flirren des Mondes auf einem nächtlichen See erinnerte.
    Eleanor erstarrte. War sie das, die das tat?
    »Göttin?«, hauchte sie in der Hoffnung, Boann würde die Stimme erheben und sich zu erkennen geben.
    Doch nichts geschah. Eleanor hielt die Hände so still, wie sie vermochte. Jener Teil, der von ihrem alten Wesen übrig geblieben war – jenem Wesen, das Gytha und Vater Cedric zum christlichen Glauben erzogen hatten –, schrie voller Angst auf.
    Hexerei! Teufelszeug!
    Doch in ihr war mehr, ein neuer Bestandteil ihres Seins, der stetig wuchs und neue Nahrung fand. Er fühlte die Kraft und die Zuversicht, die ihr aus der Erde zuflossen. Nein, das konnte nicht falsch sein. Dessen war sie sich auf einmal ganz sicher.
    Ein scharfes Knacken ließ sie auffahren. Schlagartig erlosch das silberne Leuchten, und Eleanor wirbelte herum. Keine zehn Schritte von ihr entfernt am Rand der Lichtung stand Guy. Er hatte eine brennende Fackel in der Hand, und das Licht der Flamme warf zuckende Schatten auf sein Gesicht.
    »Guy!« Eleanor ging einen Schritt auf ihn zu, doch er wich zurück wie ein scheues Tier. In seinen hellblauen Augen spiegelten sich Faszination und Angst. Dann warf er sich herum und eilte zwischen den eng stehenden Bäumen davon.
    Eleanor seufzte, als sie begriff, was geschehen war. Guy hatte mit angesehen, wie sie das silberne Leuchten hervorgerufen hatte.
    Irgendwann – David hatte keine Ahnung, wie viele Stunden vergangen waren – gab er es auf, sich gegen die Fesseln wehren zu wollen. Seine Schultergelenke schmerzten mittlerweile mehr als sein geschundener Kopf, und so versuchte er, sie zu entspannen, indem er sich mit dem Rücken gegen die kalte Wand lehnte. Dadurch fror er jedoch bald jämmerlich und entschied sich, lieber wieder nach unten ins Stroh zu rutschen.
    »Verdammt!«, fluchte er durch zusammengebissene Zähne. »Verdammt! Verdammt!«
    Wie es Rian wohl erging? Vor seinem inneren Auge tauchte das lüsterne Gesicht des Herzogs auf, und er unterdrückte ein Stöhnen. Die Vorstellung, was seine Schwester in diesem Moment wohl zu erleiden hatte, war unerträglich, und so begann er abermals an seinen Fesseln zu zerren.
    Nach etwa einer halben Stunde fuhr plötzlich ein scharfer Schmerz durch seine Hand. Mühsam verdrehte er den Kopf, um zu sehen, was geschehen war.
    »Mist!«, schimpfte er erneut.
    Er hatte sich den gesamten Daumen an einer scharfen Eisenkante der Kette blutig gerissen.
    Conans Gewicht lag schwer auf Rian, wenngleich nur für einen kurzen Moment. Im nächsten grunzte der Herzog verblüfft und stemmte sich in

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