Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
eigenes Domizil, das Zentrum ihrer neuen Macht über die Welt der Menschen. Ihn hatten ihre Untertanen als Erstes errichtet.
Mit ihren magischen Fähigkeiten hatte die Dunkle Frau eine Art Ausbeulung in den Dimensionen vorgenommen, in der die gesamte Anlage stand und dadurch für normale Menschen unsichtbar war. Nur manchmal, wenn jemand Sensibles über die alten Ruinen ging, verspürte er oder sie einen Anflug von Frösteln, ein ungutes Gefühl oder eine düstere Ahnung, die daher rührte, dass jener Mensch durch die Wände des Schlosses trat oder eine der dicken Mauern durchquerte, ohne sie wahrzunehmen. Besonders empfindsame Besucher mochten ab und zu Stimmfetzen zu hören glauben, die von Bandorchus Untertanen stammten. Aber wie die Königin recht schnell festgestellt hatte, besaßen die Menschen dieser Zeit kaum noch Verbindung zur alten Magie. Jene, die es wagten, über die Stimmen und ihre unguten Gefühle zu sprechen, wurden von den anderen als Spinner bezeichnet, und das war ein Witz, über den Bandorchu sich am liebsten ausgeschüttet hätte vor Lachen.
Die Menschen hatten keine Ahnung davon, was ihnen bevorstand!
Unten auf dem inneren Hof und direkt vor ihrem Hauptturm erschien ein Trupp Kobolde. Auf ihren Schultern trugen sie große Säcke mit Mehl heran und verstauten sie in einem der Nebengebäude. Nahrung für Bandorchus Untertanen.
Der Blick der Dunklen Königin schweifte zu dem Parkplatz der Menschen jenseits der Hügel, auf welchem in diesem Moment der Lieferwagen einer Großbäckerei wendete und davonfuhr. Der Fahrer würde sich am Ziel seiner Reise sehr darüber wundern, dass seine Ladefläche komplett leer war!
Lächelnd sandte Bandorchu ihren Geist aus und drang ein weiteres Mal in den Verstand des Fahrers ein. Sie hatte ihn vor ungefähr einer Stunde beeinflusst und ihm ihren Willen aufgezwungen. Wie von einer starken Kraft angezogen, hatte er die Autobahn verlassen und war nach Tara gekommen, um seine Ladung beim Schloss abzuliefern. Nun fuhr er mit etwas überhöhter Geschwindigkeit zurück in Richtung seines ursprünglichen Bestimmungsortes, und er sang dabei die Musik mit, die aus seinem Autoradio dudelte.
Bandorchu zog sich aus seinem Kopf zurück und gab den Mann frei. Sie wusste, dass er ein paarmal blinzeln und sich wundern würde, warum er sich verfahren hatte, ohne es zu bemerken. Sie wusste aber auch, dass er sich nicht allzu große Gedanken darüber machen würde, denn ein Teil seines Unterbewusstseins stand ständig unter ihrem Einfluss. Genau wie das dieser Molly, von der die Familie eben geredet hatte. Bandorchu hatte auch sie mit ihrem magischen Bann belegt, sodass sie handelte wie ferngesteuert.
Molly und der Fahrer – sie waren Übungsobjekte für die Dunkle Königin. An ihnen trainierte sie ihre Fähigkeit, die Menschen zu unterjochen, ihnen ihren Willen aufzuzwingen, um sie dann am Ende allesamt zu beherrschen.
Wenn es so weit war, würden sich die Nahrungsmittellieferungen in einen stetigen Strom verwandeln, die Kammern des Schlosses würden sich füllen, mit Essen, mit Kleidung, mit Sklaven.
Lachend warf Bandorchu ihren Kopf in den Nacken. Die Kreaturen dieser Menschenwelt waren so einfach zu beherrschen! Es sollte ein Kinderspiel sein, sie zu besiegen, und dann würde sie sich endlich wieder ihrem eigentlichen Ziel zuwenden.
Dem Thron der Crain!
Bandorchus Augen leuchteten vor Wut. Sie dachte an die vergangene Schlacht in Newgrange zurück. Der Getreue hatte ihren Untertanen den Weg aus der Schattenwelt gänzlich geöffnet, und sie waren einer Springflut gleich durch das Portal geschwappt. Bandorchu entsann sich genau an den Kampf, an das Massaker, das daraufhin entbrannt war, und an den Anblick all der zerfetzten Leichen. Das ganze Blut und der vielhundertfache Tod von Freund und Feind ließen sie selbst in der Erinnerung vor Erregung erschauern. Doch dann fiel ihr ein, wie Fanmór plötzlich das Schwert hatte sinken lassen. Ganz kurz hatte sie geglaubt, er werde sich ergeben, und wilder Triumph war in ihr aufgewallt. Fanmór jedoch hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass seine Kinder in Sicherheit waren, dass sie ihre wertvollen Geiseln verloren hatte.
Und sie hatte sich zurückziehen müssen!
Wütend schlug Bandorchu gegen den Fensterrahmen, sodass die Scheibe darin klirrte.
»Wir werden uns wiedersehen, Hochkönig!«, zischte sie. »Am Ende wird es nur einen Sieger geben, und das wirst nicht du sein!«
Aber bevor es so weit war, musste sie die Welt
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