Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
hatten. Sie unterhielten sich über Kenneth und seine Männer, die sie weit hinter sich wähnten, und David ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
Die Gaststube war nicht sehr groß, aber das war so weit draußen in den Wäldern wahrscheinlich nicht nötig. Zwei bullige Männer, die ihrem Gespräch nach Waldbauern waren, saßen am Nachbartisch und tranken etwas aus großen Tonkrügen. An der Längswand lief eine Theke entlang, in der mehrere tiefe Kerben prangten, als habe dort einmal ein Kampf stattgefunden und eine Klinge sich ein halbes Dutzend Mal tief in das dunkle Holz gegraben. Der Kamin auf der anderen Seite des Raumes war leer, obwohl es empfindlich kühl war. David erfuhr durch die Spötteleien der beiden Waldbauern, dass der Wirt zu geizig war, um ein Feuer anzuzünden.
Plötzlich kehrten sich erneut Sebastians Augen nach hinten.
»Oh nein!«, wisperte Margaret. »Nicht hier!«
Bevor David oder Rian aufspringen und Sebastian nach draußen bringen konnten, wurde er bereits wieder klar. Diesmal war seine Vision offenbar überaus kurz gewesen, wenn auch nicht harmlos.
Er sprang auf die Füße. »Sie sind …« Weiter kam er nicht.
Die Tür zur Gaststube öffnete sich, und herein kamen Kenneth und seine beiden Männer.
Davids Hand fuhr zum Schwert, aber Sebastian hielt ihn auf, indem er den Unterarm des Elfen umklammerte. »Nicht!«, bat er. »Hier sind Unschuldige.«
Dann umrundete er den Tisch und trat auf Kenneth zu. »Ich komme freiwillig mit Euch!«
»Oh nein!« Jetzt stand auch David auf. »Dafür bin ich nicht zurückgekehrt, als Ihr mich weggeschickt habt, Sebastian!« Er heftete den Blick auf Kenneth. »Wie kann ich Euch davon überzeugen, dass dieser Mann kein Hexer ist?«
Kenneth grinste. Er hatte sein Schwert halb aus der Scheide gezogen, stieß es jedoch wieder hinein. Der Wirt, der hinter seiner Theke stand und die Szene mit blasser Miene beobachtete, seufzte erleichtert.
»Nur Gott selbst kann mich davon überzeugen«, behauptete Kenneth.
David verkniff sich ein Grinsen. Manche Menschen waren überaus berechenbar, dachte er. Und es war sein Glück, dass Kenneth zu diesen Menschen gehörte. »Was müsste er dafür tun?«, fragte er weiter.
Spöttisch lachte Kenneth. »Wie wäre es damit, die Sonne anzuhalten?« Seine Männer warfen wiehernd die Köpfe in den Nacken. »So, wie es bei Josua steht:
Da standen die Sonne und der Mond still!«
David fühlte Rians Blicke in seinem Rücken brennen. Er trat noch einen Schritt vor.
»Was tust du?«, zischte sie ihn an.
Er warf einen Blick über die Schulter nach hinten und lächelte zuversichtlich. »Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!«
Eleanor hätte sich gewünscht, dass der Frieden, den Guy offenbar in den Wäldern fand, ihn ein wenig gesprächiger gemacht hätte, aber das war zu ihrem Bedauern nicht der Fall. So hatte sie sich wohl oder übel daran gewöhnt, dass er schweigsam war. Und sie musste sich eingestehen, dass sie dieses Schweigen inzwischen sogar zu schätzen wusste. Es war ein gutes Schweigen, eines voller Einvernehmen und Harmonie, nicht zornig und vorwurfsvoll, wie Gytha manchmal geschwiegen hatte, wenn Eleanor als kleines Kind wieder einmal unartig gewesen war.
Die junge Frau begann, ihr einfaches Frühstück zuzubereiten. Es bestand wie jeden Tag, seit sie Marie und Joscelin verlassen hatten, aus einer Handvoll Getreide und Nüssen, die Guy vom Wagen seiner Mutter gestohlen hatte. Um die karge Kost erträglicher zu machen, hatte Eleanor es sich angewöhnt, die Körner mit frischem Quellwasser einzuweichen, und machte sich nun auf die Suche nach einer Quelle.
Nach ihrer Begegnung mit der weisen Frau im Baum hatte Guy ihr beigebracht, auf die Stimmen der Geister zu hören, daher war es ihr ein Leichtes, sofort jene Richtung einzuschlagen, die sie auf kürzestem Wege zum Wasser führte. Der Fluss war klein, führte über helle Steine und zwischen dicken, einladend aussehenden Moospolstern hindurch und erfüllte die Luft mit seiner Frische und einem leisen, rhythmischen Murmeln. Ohne zu überlegen, streifte Eleanor ihre Holzschuhe von den Füßen und setzte sich auf eines der Moospolster, um ihre Zehen ins Wasser zu halten.
Ein kaum hörbares Rascheln ließ sie innehalten. Lauschend legte sie den Kopf schief. Rechts von ihr, in einem Gebüsch voller langer Dornen, bewegte sich etwas Größeres, ein Reh vielleicht oder ein Hirsch. In Erwartung des Tieres hielt Eleanor den Atem an und saß ganz besonders
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