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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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still.
    Doch es war kein Reh, das aus der Deckung an den Rand des Flusses trat, und auch kein Hirsch.
    Es war Guy. Und er war vollständig nackt.
    Eleanor unterdrückte ein überraschtes Keuchen. Guy hatte sie noch nicht bemerkt, und so rührte sie sich weiterhin nicht, sondern sah zu, wie er in das klare Wasser stieg. Sein Körper war hager, und jeder einzelne Muskel, jede Sehne zeichnete sich unter der hellen Haut deutlich sichtbar ab. Mehrere große, zackige Narben zogen sich quer über seinen Rücken, als sei er einmal ausgepeitscht worden.
    Der Anblick dieser alten Verletzungen ließ Eleanors Herz schneller schlagen. Sie sah zu, wie Guy sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht und über die Haare schaufelte und sich dann schüttelte. Hell glitzernd flogen die Tropfen in die Luft und zeichneten winzige Kreise auf die Wasseroberfläche, wo sie sie berührten. Auf Eleanors Armen und in ihrem Genick bildete sich eine dicke Gänsehaut.
    Dann tauchte Guy unter, blieb für mehrere Augenblicke verschwunden. Der Fluss plätscherte weiter über die Steine am Ufer. Sie wartete, dass Guy wiederkam, und schließlich durchbrach sein Körper die Wasseroberfläche und schoss in die Höhe.
    Eleanor stieß einen zitternden Schrei aus. Das war nicht Guy, was sie plötzlich vor sich hatte, sondern …
    Die Gestalt, die ihr den Rücken zuwandte, drehte sich langsam zu ihr um, und ihre Augen leuchteten in tiefstem, strahlendem Violett.
    Für einen Moment brannten Kenneths Blicke auf Davids Gesicht, doch der Elf hielt ihnen stand. »Was, wenn ich Gott darum bitte, die Sonne zu verfinstern, um Euch als Zeichen zu dienen?«
    Kenneth blinzelte verwirrt. Dann ließ er den Blick an Davids Gestalt auf und ab wandern, als wolle er Zeit gewinnen. »Ihr seid kein Mann der Kirche«, sagte er. »Wie könnt Ihr Euch erdreisten, Gott um ein Zeichen anzuflehen?«
    Diesmal brauche ich wirklich deine Hilfe, Viviane!
, dachte David.
Wenn das Wissen, das du mir gegeben hast, jetzt versagt …
Er führte den Gedanken nicht zu Ende, sondern konzentrierte sich auf Kenneths Gesicht. Die langen, roten Haare des Mannes waren verschwitzt, und der Helm, den er beim Betreten der Gaststube abgenommen hatte, war verbeult.
    »War nicht Moses ein einfacher Schafhirte, als Gott ihm in dem brennenden Dornbusch erschien?«, fragte David, und es kam ihm seltsam unpassend vor, dass ausgerechnet der Sohn Fanmórs, ein Elf aus der Anderswelt, mit den heiligen Schriften der Christen argumentierte. »Warum soll ich den Herrn nicht um ein Zeichen anflehen?«
    »Weil es Euch nicht zusteht als Laie!«, gab Kenneth zurück. »Im Übrigen war Moses kein einfacher Schafhirte, denn sein Schwiegervater war der Priester von Midian.«
    »Und mein Vater ist der König von Earrach! In seinem Land ist er die höchste Instanz, der Richter über Welt und Himmel.« David spürte, wie sich bei dem Lügengespinst, das er vor Kenneth ausbreitete, alles in ihm verkrampfte. »Also kann man mich als Priester bezeichnen.«
    »Earrach!« Kenneth war anzusehen, dass er diesen Namen noch nie gehört hatte, bevor ihm David auf der Waldlichtung begegnet war. Dennoch wirkte er unsicher, und David entspannte sich innerlich ein wenig. Diplomatische Verwicklungen waren in dieser Zeit offenbar gefürchtet wie die Pest. Vielleicht würde sein Plan aufgehen.
    Der Wirt kam ihm zu Hilfe. »Was verliert Ihr schon?«, fragte er von hinter seiner Theke. »Immerhin vermeidet Ihr vielleicht unnützes Blutvergießen!« David war sich sicher, dass ihm das Wohl der beiden Männer herzlich egal war – solange sie nicht in seiner Gaststube kämpften.
    Einer von Kenneths Leuten beugte sich vor und flüsterte seinem Herrn etwas ins Ohr. Kenneth überlegte, dann nickte er. »Gut! Bittet Gott, mir dieses Zeichen zu senden!«
    David presste die Lippen zusammen. Nun kam der schwierigere Teil. Er hatte keine Ahnung, wie er Kenneth davon überzeugen sollte, dass er zum einen auf die Sonnenfinsternis warten und zum anderen dafür auch noch fast zwei Tagesreisen lang quer durch den nordfranzösischen Wald reiten sollte. In seinem Kopf rotierten die Gedanken, doch diesmal ließ ihn Vivianes Wissen schmählich im Stich.
    Kenneth trat näher und machte Anstalten, sich auf einen der freien Stühle an ihrem Tisch zu setzen, tat es aber nicht. Die Hände auf die Rückenlehne gelegt, blieb er dahinter stehen. »Ich warte!«, sagte er.
    Sebastian räusperte sich. »Bevor dies geschieht …«, ergriff er das Wort und verstummte

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