Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
und schwang sachte im Wind hin und her.
Der Fahrer des Transporters stieg aus. »Lydia!«, schrie er. »Bist du da?«
Pirx lugte um eines der Lasterräder und grinste. »Der macht wohl einen kleinen Liebesbesuch. Darum ist er von der Straße abgebogen.«
»Du glaubst gar nicht, wie wenig mich das interessiert!« Grog gesellte sich zu dem Pixie und runzelte missmutig die Stirn. »Was ich viel eher wissen will, ist: Wie kommen wir von hier wieder weg?«
Pirx achtete nicht auf seine Frage, sondern bekam ganz kugelrunde Augen. »Die wichtigste Frage ist«, piepste er aufgeregt und rannte plötzlich, so schnell ihn seine kurzen Beinchen tragen konnten, »wie werden wir den wieder los?«
Aus einer Hecke, die sich von dem baufälligen Haus bis hin zu dem Feldweg zog, auf dem sie gekommen waren, schoss ein dicker schwarzer Kater auf sie zu. Der tückische Blick seiner grünen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass er Pirx und Grog gesehen hatte, obwohl sie sich eigentlich unsichtbar gemacht hatten. Und es war ebenso offensichtlich, dass er vorhatte, sie zum Abendbrot zu verspeisen.
»Hilfe!«, schrie Pirx und flitzte quer über den mit struppigem Gras bewachsenen Hof. Der Kater bremste, schaute kurz von Grog zu dem Pixie und entschied, dass er Lust auf eine kleine Hetzjagd hatte. Mit langen Sprüngen folgte er Pirx.
Der beschleunigte seinen Lauf noch einmal. »Hilfe!«, schrie er erneut.
»Zum Donnerwetter!«, brüllte Grog. »Du bist ein Igel!«
Da erst besann der Pixie sich. Abrupt blieb er stehen, und im nächsten Moment hatte er sich zu einer kleinen, stacheligen Kugel zusammengerollt. »Hab ich glatt vergessen!«, hörte Grog ihn murmeln.
Der Kater stürzte sich auf Pirx und machte schmerzhafte Bekanntschaft mit dessen spitzen Stacheln. Mit einem gequälten Miauen, das fast wie ein menschliches Kreischen klang, fuhr er zurück, wischte sich mit der Pfote über die blutende Nase und schoss zurück in die Hecke – so schnell, wie er daraus hervorgekommen war.
Vorsichtig streckte Pirx seine Nase hervor. »Ist er weg?«
»Ja!« Grog verdrehte die Augen. »Und jetzt komm endlich! Wir müssen weiter.«
Pirx entrollte sich vollständig und rappelte sich auf seine Hinterbeine. Seine Mütze war heruntergefallen, als er sich zusammengekugelt hatte. Er schnappte sie sich, klopfte sie an der Hose ab und setzte sie sich wieder auf.
»Irland!«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich habe davon gehört, dass die Leute hier hellsichtiger sein sollen als anderswo in der Welt. Aber dass sogar Katzen uns sehen können, wenn wir eigentlich unsichtbar sind. Tz!« Misstrauisch blickte er in den Himmel, als erwarte er, dass im nächsten Moment ein paar Krähen auf ihn niedergingen.
Schließlich baute er sich neben Grog auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Was ist?«, fragte er, bereits wieder gut gelaunt. »Können wir endlich weiter?«
Grog starrte ihn an. Diesmal fiel ihm keine passende Antwort ein.
»Was hast du?« Bandorchu ließ ihre Finger durch die schwarzen Haare des Getreuen gleiten, und ein wohliger Schauer rann ihm den Rücken hinunter.
Er genoss die Berührung, auch wenn er innerlich erzitterte. Es war schwer, der Dunklen Königin etwas vorzumachen, und so hatte er, als ihr Ruf ihn erreicht und in ihre Gemächer befohlen hatte, mit dem Gedanken gespielt, nicht auf sie zu hören.
Aber es war unmöglich gewesen. Der Sog, den sie auf ihn ausübte, war übermächtig. Wenn sie ihn rief – in ihr Bett rief! –, vermochte er nicht zu widerstehen, und aus diesem Grund lag er nun schon wieder bei ihr und war ihr zu Willen.
Die wiedergewonnene Freiheit schien in ihr einen unbändigen Hunger geweckt zu haben, dachte er und hoffte, dass sie nicht hinter die Fassade blicken konnte, die er um sich errichtet hatte.
Auf keinen Fall durfte sie von Ainfar erfahren. Jedenfalls nicht, bevor er für eine angemessene Bestrafung des Tiermannes gesorgt hatte.
»Nichts, Herrin«, antwortete er ihr. »Ich muss mich nur um ein paar wichtige Dinge kümmern, das ist alles.«
Bandorchu legte ihm einen Zeigefinger unter das Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. In ihren leuchtend grünen Augen funkelte es, und er konnte nicht erkennen, ob es Wut war oder Spott. »Etwa um Nadja?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf und sah ihr direkt ins Gesicht.
»Dass du es wagst, sie vor mir zu verbergen!« Bandorchu ließ sein Kinn los und überlegte einen Moment. Dann lachte sie auf. Es war ein helles Lachen, voller Liebreiz, doch darunter lag
Weitere Kostenlose Bücher