Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
unter ihnen geschah.
»Artair!«, schrie eine Stimme plötzlich. »Da ist er! Tötet ihn!«
Ein Flammenritter, der einige Meter entfernt auf seinem Cosgrach saß, zeigte mit einer Hand auf den Statthalter und zog mit der anderen seine Armbrust hervor. Ein Pfeil traf ihn in den Hals, und seine Rufe brachen ab. Langsam rutschte er von seinem Reittier in den Sand. Doch andere hatten ihn gehört, auch Artairs eigene Ritter. Innerhalb von Sekunden war der Statthalter umringt. Diejenigen, die keine Schilde hatten, schützten ihn mit ihrer Rüstung. Robert kamen sie vor wie ein Schildkrötenpanzer.
Er zog den halb benommenen Artair hoch. Aus den Augenwinkeln sah er Brighde. Die Elfe stand im Inneren des Panzers und schoss zwischen den Schilden hindurch mit Pfeilen auf ihre Feinde. Robert sah sich erneut nach Nadja und Anne um. Er hoffte, dass es ihnen gelungen war, dem Chaos zu entfliehen.
»Vorsicht!«, schrie Brighde auf einmal.
Ein Schatten glitt über Robert hinweg. Er hörte lautes Kreischen. Erschrocken sah er auf und duckte sich im letzten Moment unter einer ledrigen Schwinge. Ein aufgerissenes Maul schoss Artair entgegen.
Robert stieß ihn zur Seite. Klauen schlugen sich in seine Schultern, drangen durch die Lederjacke bis ins Fleisch. Er schrie auf, als er den Kontakt zum Boden verlor, dann wurde er emporgerissen, über die Köpfe der Krieger hinweg. Sein Fuß schlug gegen einen Helm, ein Speer stach nach ihm. Der Grawnya kreischte und knurrte, drehte seinen langen Hals, und sein Maul schnappte nach der Beute in seinen Klauen.
Robert schlug den Kopf zur Seite und umklammerte den Hals des Ungetüms. Die Haut war trocken und heiß. Aus dem Kreischen wurde ein Krächzen, als der Grawnya begann, nach Luft zu schnappen. Robert biss die Zähne zusammen, wurde hin und her geschüttelt. Krallen rissen seine Lederjacke auf. Der Grawnya versuchte, ihn gegen die Dornen zu drücken, die seinen Körper bedeckten. Robert musste seinen Hals loslassen und stemmte sich verzweifelt gegen seine Brust.
Triumphierendes Kreischen antwortete ihm. Der Grawnya öffnete sein riesiges Maul. Robert sah den Sand auf seiner Zunge, würgte, als ihm ein Gestank nach Fäulnis entgegenschlug.
Im nächsten Moment war sein Gesicht voller Blut. Es brannte in seinen Augen, drang in Mund und Nase ein. Er hustete und spuckte, riss trotz des Brennens die Augen auf. Ein Pfeil steckte im Rachen des Grawnya. Das Wesen begann zu röcheln. Sein Flügelschlag erlahmte.
»Oh nein«, flüsterte Robert, als er nach unten sah. Der Grawnya stürzte trudelnd ab. Seine Schwingen flatterten im Wind. Robert sah den Boden auf sich zukommen, schnell, viel zu schnell.
Er schlug auf.
Dunkelheit.
11 He toa taumata rau
Maata Waka Nene fasste nicht, was die unbekannte junge Frau mit blumigen Worten erzählte. Konnte es wahr sein: Sollte wirklich eine Bande randalierender Jugendlicher durch die Gegend streifen? Officer Nuhaka Spencer würde sich bedanken, wenn ihr Neffe Tearoa Rangi Tuku morgen wie jeden Montag nach Waitara in sein Versicherungsbüro fuhr und einen der beiden jungen Leute in der kleinen Police Station ablud.
Besonders unvorstellbar war das Ganze eigentlich, weil es darauf hindeutete, dass sie und Whetu ihre Arbeit nicht richtig gemacht hatten. Sie wechselte einen Blick mit ihrer Schwägerin, die von der Südinsel stammte und selbst eine anerkannte Schamanin ihres Stammes war.
Der Ngati-Mutunga-Stamm, dem sie im Gegensatz zu ihrem Gatten Tamati angehörte, hatte ebenfalls schon immer in dieser Gegend gelebt. In Maatas Verwandtschaft und in ihrer Ahnenreihe fanden sich eine Menge hochgestellter Maori-Adliger oder
ariki
, etwa der Politiker Te Rangi Hiroa, und auch
tohungas
oder Schamanen. Die Gegend um das Grab Te Rangi Hiroas in Urenui war eine besondere Gegend, und es oblag den in die Geheimnisse eingeweihten Maata und Whetu, sie vor allem Bösen zu schützen, damit Dinge wie ein solcher Überfall nicht passieren konnten. Umso verwunderlicher war die Geschichte dieser beiden – Lebenswege voll von Brutalität ohnegleichen, die Whetus Zauber und Maatas Bannzeichen eigentlich hätten abhalten müssen.
Maata war hin und her gerissen, doch Tamati schien es wichtig, jede Einzelheit von den beiden fremdartig wirkenden jungen Leuten zu erfahren. Sie betrachtete die junge Frau. Ein Haarschnitt, wie er in Neuseeland bestenfalls in Auckland zu bekommen war. Sehr modisch, sehr extravagant, sofern Maata den Zeitschriften vertrauen wollte, die Mahine, ihre
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