Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Guy-Fawkes-Festivitäten neu anheizen wollte?
    Robert stolperte weiter. Er verspürte neuen Durst. Selbst eines dieser Alcopops namens Springwater hätte er in diesen Sekunden mit Kusshand angenommen. Wo befand sich die nächste Kneipe? Wie kam er aus diesem Irrgarten heraus?
    Abrupt blieb er stehen. Schaurige Töne erklangen, türmten sich übereinander zu einem obszönen Klangpolster, das ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Eine Klarinette schuf diese schaurige Melodie. War ihm Anne Lanschie nachgelaufen? Schickte sie ihm einen akustischen Abschiedsgruß hinterher? Und wieso hatte er nicht daran gedacht, sie über ihre musikalischen Begabungen auszufragen?
    Die Musik schwoll an, ließ gleich darauf wieder nach. Entfernte sich, kam näher, drückte sich lähmend auf sein Nervenkostüm.
    Roberts Hände zitterten und schmerzten. Als würde sie jemand mit einer Zange am Handgelenk abtrennen. Er zwang sich, nach seinem Handy zu greifen. Seine Finger waren so steif, dass er es kaum schaffte, die Kurzwahl zu Nadja zu wählen.
    Nichts. Keine Anzeige, keine Verbindung. Das Netz war zusammengebrochen.
    »Hilfe!«, krächzte er, plötzlich voll Panik.
    »Was ist denn, feiner Herr?«, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Ist Euch nicht wohl? Soll ich Euch um Eure Sorgen erleichtern?«
    Ein schmieriges Gesicht schob sich in flackerndes Fackellicht. Der Mann grinste zahnlos. In seiner Rechten hielt er eine schartige, rostige Klinge ohne Griff. »Habe ich Euch nicht gerade im Alehouse um die Ecke gesehen? Habt Ihr nicht Eure prall gefüllte Geldkatze im Licht der Talgkerzen hochgereckt und lauthals herumgeprahlt?« Er kicherte. »Ein Mann des Geldes, der Yorker Straßen in den Nachtstunden durcheilt, hat entweder eine Dame des dunklen Gewerbes zu beschützen oder ist in andere sinistre Geschäfte verwickelt. Seid Ihr etwa ein Berufskollege?«
    »Das geht jetzt wirklich zu weit, Kumpel«, sagte Robert. »Dieses Guy-Fawkes-Mittelalterspektakel sollte endlich sein Ende finden. Es ist weit nach Mitternacht.« Er wich ein paar Schritte zurück. Seine Stimme zitterte. Nicht nur, dass dieser Beutelschneider seine Rolle äußerst glaubwürdig spielte – der Klang der Klarinette verfolgte ihn weiterhin. Er weckte Fluchtreflexe in ihm, in seinem Leib.
    Der Mann mit der Waffe rückte näher. Seine rechte Augenhöhle war leer, ein schmutziger, zusammengefalteter Fetzen bedeckte sie nur zum Teil. Er grinste, humpelte näher und reagierte nicht auf Roberts Worte.
    Wahrscheinlich muss er mich nicht einmal richtig treffen, um mich zu töten
, dachte er in einem plötzlichen Anfall von Selbstironie.
Ein leichter Ritzer mit dieser vorsintflutlichen Waffe – und ich sterbe an einer Blutvergiftung
.
    Robert wich zurück, bis er gegen etwas Nachgiebiges stieß. Aneinandergebundene Binsenbündel, die mit Schnüren an der Umfriedung einer primitiven Wohnhütte zusammengeschoben waren. In einer Suhle dahinter grunzten Erdschweine aufgeregt vor sich hin, und ein stämmiges Pferd koppte bei jedem Atemzug.
    Dies konnte nie und nimmer York sein! War er in seinem Dusel in irgendeinen hinterwäldlerischen Vorort der Stadt geraten? Hatte er sich denn tatsächlich so weit verirrt?
    Die Waffenhand des Straßenräubers zuckte überraschend vor. Er legte sein Körpergewicht auf den vorgestreckten linken Fuß und stapfte laut auf, um Robert weiter zu irritieren.
    Robert wich zur Seite hin weg. Haarscharf pfiff die Klinge an ihm vorbei und blieb in einem Strohbündel stecken. Der Meuchelmörder zerrte an seiner Waffe, um sie freizubekommen, und stieß dabei unverständliche Flüche aus. Die Augen waren weit aufgerissen; der Wahnsinn sprach aus ihnen.
    Robert war niemals der Tapferste gewesen. Körperlichen Auseinandersetzungen wich er tunlichst aus. Er besaß gar nicht die biologischen Voraussetzungen, um sich mit irgendwelchen Tunichtguten zu messen. Diese jämmerliche, humpelnde Gestalt erschreckte ihn – und dennoch hörte er sich sagen: »Du kommst mir gerade recht, Kumpel! Schon den ganzen Tag fresse ich meinen Frust in mich hinein, und zu guter Letzt werde ich von der tollsten Frau, die mir seit Jahren untergekommen ist, eiskalt abserviert.«
    Er umrundete den Kleinen, holte mit dem rechten Bein aus und trat ihm mit aller Wucht in den Hintern. Der Mann stolperte vor, geriet mit dem Oberkörper über die Hofabgrenzung. Die Binsen federten ein wenig und gaben schließlich nach. Nun hing er halb über den Latten und kreischte lautstark vor

Weitere Kostenlose Bücher