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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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störte sich nicht am erbärmlichen Gestank. Dann legte sie sie auf den Rücken und begann mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Fünf mal fest drücken, einmal zuatmen. Immer wieder, mit aller Kraft.
    Nichts.
    »Jetzt komm schon, Rhoda!«, schrie der Junge neben ihr. »Mach kein’ Scheiß!«
    Nadja ließ sich nicht irritieren. Sie fuhr fort. Blies ihr Atemluft in den Lungenraum. Wartete, bis sich der Brustkorb hob, und drückte dann mehrmals gegen das Brustbein.
    Das war alles, was sie tun konnte. Vielleicht hatte das Mädchen zu viel Alkohol gehabt, zu viele Tabletten, vielleicht zu viel von beidem.
    Weitermachen. Immer wieder atmen, drücken, atmen, drücken. Sich ja nicht über die gaffenden Esel ringsum aufregen. Weitermachen. Weitermachen ...
    »Ist in Ordnung, Lady«, sagte jemand und schob sie sanft beiseite. »Wir übernehmen jetzt.«
    »Was ...?« Nadja wollte sich nicht abdrängen lassen, erkannte den roten Kittel des Red-Cross-Mitarbeiters erst nach ein paar Sekunden. »Sorry, ich wollte nur ...«
    »Ist schon gut, aber jetzt sind wir dran.« Er schenkte ihr ein berufsmäßiges Lächeln, bevor er sich mit einem Beatmungsbeutel an Rhoda zu schaffen machte. »Wir haben einen Puls; sie ist noch da. Haben Sie gut gemacht.« Das Mädchen wurde von zwei weiteren Mitarbeitern des hiesigen Roten Kreuzes auf eine Rolltrage gehoben und in Richtung eines breit gebauten Erste-Hilfe-Wagens geschoben. »Kennen Sie das Mädchen? Nein? Dann dürfen Sie nicht mit. Dort drüben steht ein Bobby. Er wird sich sicherlich mit Ihnen unterhalten wollen.«
    Nadja drehte sich beiseite und blickte in die angegebene Richtung. Ein groß gewachsener Uniformierter mit im Stoff eingearbeiteten Leuchtstreifen kam auf den Wagen zu. Er wechselte ein paar Sätze mit dem Fahrer des Erste-Hilfe-Fahrzeugs. Er wirkte verwirrt, überfordert.
    Nadja achtete nicht auf die Menschenansammlung, die sich nun enger um sie drückte. Die Instinkte der Reporterin schlugen an. Sie sperrte ihre Ohren weit auf, konzentrierte sich ganz auf die beiden miteinander tuschelnden Männer. Was sie nicht verstand, konnte sie anhand der Lippenbewegungen deuten. Es war ihr noch nie schwergefallen, Fremdsprachen nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verinnerlichen.
    »... ist gerade noch gut gegangen«, sagte soeben der Fahrer.
    »... bei den anderen nicht so viel Glück«, meinte der Polizist.
    »... kommen kaum zur Ruhe. Seit Mitternacht ... zwölfter Einsatz.«
    »In der ganzen Stadt ... weit über hundert ähnliche Fälle ... mehr als zwanzig Tote.«
    Sie nickten sich müde zu und trennten sich. Der Polizist kam auf Nadja zu. Er zückte Block und Bleistift und setzte einen berufsmäßig nüchternen Blick auf.
    Hatte sie sich verhört? Das konnte doch nicht wahr sein!
Zwanzig Tote?!
    Ihr schwindelte, und mit einem Mal fühlte sie eine zentnerschwere Last auf ihren Schultern.
    Wo zur Hölle war Robert? Sie brauchte ihn, wollte sich im Gespräch an ihm reiben, wie sie es so gerne tat. Dieses oft geübte Ritual half Nadja, ihr journalistisches Gespür zu Höchstleistungen zu treiben.
    Der Instinkt sagte ihr, dass all die Dinge, die sie während der letzten paar Stunden erlebt hatte, miteinander zusammenhingen. Aber noch waren die einzelnen Hinweise nicht an ihrem Platz, noch saß Nadja vor einem Haufen ungeordneter Puzzleteile, ohne zu wissen, wie das Bild aussehen sollte. Ihr fehlte ein Anstoß.
    Der Polizist trat vor sie hin, nickte knapp, hob seine flache Mütze und wischte sich trotz der Novemberkälte Schweiß von der Stirn. »Wir müssen uns unterhalten, Lady«, sagte er mit einem traurigen und müden Grinsen. »Sie scheinen eine der wenigen zu sein, die keinen Alkohol intus haben. Noch niemals zuvor habe ich so viele desorientierte Menschen auf einem Haufen gesehen ...«
    Alkohol. Springwater.
    Das war’s!
    Spring. Water.

25 Robert
Im Nebel der Zeit
    Er irrte blindlings durch die Stadt. Voller Hass, Wut, Verzweiflung und Trauer. Ohne ein Ziel, ohne Sinn. Zeitabläufe spielten keine Rolle mehr. Eindrücke der Vergangenheit und der Gegenwart prallten aufeinander, durchdrangen sich und erzeugten ein heilloses Durcheinander:
    Anne. Lisa. Sandra. Guy Fawkes.
    Das Bombenattentat auf seine Familie. Schmerz. Tod.
    London. York. Paris.
    Das Spital mit Boy X und den anderen Komapatienten in der Seine-Metropole und das Londoner Spital mit seinen beiden komatösen Angehörigen.
    Alternde Elfen. Grog, Pixie, der Kau und Cor.
    Fanmór. Der Getreue und die Königin Bandorchu.
    Robert

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