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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schrecklichen Land voller Spiegelungen und Schatten die Orientierung zu verlieren. Mit aller verbliebenen Kraft schritt er aus, Gwynbaen hinterher. Die Felsspitze blieb hinter ihm zurück. In Gofannons Gedanken schwang der Name nach, den sich das unnütze Ding gegeben hatte. Es nannte sich
der Kau
.
    In späteren Zeiten würde man die Reise der Verbannten als
Todesmarsch
bezeichnen. Manch einer der Gefährten stürzte um und gab sich auf. Seine Substanz verschmolz in einem schrecklich anzusehenden Vorgang mit der Spiegelfläche. Ein Kinderknospen tragender Katapunder, wahrscheinlich der Letzte seiner Art, verbrannte. Die Familie der Hundegötter beschloss, sich auf eine rudimentäre Intelligenz zurückzuziehen und erst dann wieder den ihnen zustehenden Status einzunehmen, wenn die letzte Wolke verschwunden war. Die wilden Horden der Dendroiden zerfleischten sich gegenseitig und fielen augenblicklich dem Vergessen anheim. Wahrwölfe mutierten zu tumben, kaum eines vernünftigen Gedankens fähigen Werwölfen.
    »Wer sich aufgibt, hat verloren«, rief Gwynbaen zu allen Gelegenheiten. »Er unterliegt jenem Schicksal, das er in seinen Vorstellungen heraufbeschworen hat. Dies ist die grässliche Magie der Spiegelfläche ...«
    Die Königin schöpfte aus einer schier unerschöpflichen Kraftquelle. Zu keinem Augenblick ließ sie in ihren Mahnungen und Anfeuerungen nach, trieb ihre Verbündeten vorwärts, kümmerte sich um die Angeschlagenen. Und doch bereitete ihr jeder Verlust Schmerzen. Nicht, weil sie Trauer empfand! Für sie bedeutete der Tod eines Kameraden, dass Rückkehr und Rache noch schwerer, noch langwieriger würden. Sie zehrte von der Vorstellung, Fanmórs Sieg in eine Niederlage zu drehen. In den wenigen Stunden, die sie schlief, warf sie sich so wild hin und her, dass sich niemand in ihre Nähe wagte. Ihre Fingernägel bohrten sich dann in den glasierten Untergrund, als bestünde er aus Gelee, und der Speichel, der aus ihrem Mund träufelte, erzeugte ätzenden Rauch im Gestein.
    Gofannons Stärke überraschte ihn selbst. Stets marschierte er an vorderster Front oder stützte die Dahinsiechenden. Er tat alles, um sich das Wohlwollen der Königin zu sichern. Doch mit keinem Wort, mit keinem Blick gab Gwynbaen ihm zu erkennen, dass sie ihm Versagen und Verrat verzieh. Sie behandelte ihn mit grausamer Gleichgültigkeit, die ihn umso mehr verletzte, als er seine Begierden für sie immer stärker, immer drängender in sich wachsen fühlte.
    Doch was waren diese Empfindungen schon im Vergleich zum Hass, der die Herrscherin antrieb? Der sie selbst und ihre Begleiter am Leben erhielt, bis die Hügel überwunden waren?
    Es war ein hässliches und graues Land, das sie betraten – und dennoch ein Paradies im Vergleich zu den endlosen Spiegelflächen, die sie hinter sich ließen. Hier gab es Risse und Schluchten; scharfgratige Gesteinsblöcke mit blind gewordenen Reflexionsflächen, die sich im Laufe der Jahre hoch- und übereinandergeschoben hatten. Im ihrem Schutz wuchsen Kräuter mit blassen Blättern, von denen Feuchtigkeit zu Boden träufelte. Wasser entsprang aus einem Felsriss. Als Rinnsal mäanderte der Bach ins Tal hinab.
    Und es gab ... andere.
    Erbärmlich anzusehende Lager waren übers freie Gelände verteilt. Davor saßen einsame Gestalten. Gebeugt, gebückt, in ihren Qualen versunken. Kaum in der Lage, die Köpfe zu heben und dem Zug der Neuankömmlinge mehr als ein paar Blicke aus stumpf glänzenden Augen zu widmen.
    »Ich kann es vor mir sehen«, sagte Gwynbaen mit fester Stimme. »Hier, in diesem Landstrich, der uns jetzt noch wie der eitrige Ausfluss einer Wunde vorkommt, wird ein Königreich entstehen. Aber es wird nicht das neue Land der
Weißen Frau
sein, wie mich die Elfen früher nannten.« Sie lachte hässlich. »Meine alten Namen besitzen hier keine Gültigkeit. Sie klingen falsch und entsprechen nicht mehr ihrem ursprünglichen Sinn. Deshalb nenne ich mich von heute an ... Bandorchu.«
    Es war ein grässliches Wort. Eines, das in Gofannon nachschwang, Erinnerungen an alte Zeiten hochtrieb und Schmerzen bereitete. Niemals war es als Name gedacht gewesen, sondern als Bezeichnung für ... für ...
    Er hatte es vergessen. Das Gefühl der Vergänglichkeit, das ihm gegeben worden war, als ihm Fanmór sein Gottsein gestohlen hatte, reduzierte ihn mehr und mehr auf ein einfaches, unbedeutendes Lebewesen. Mit all seinen Schwächen.
    Bandorchu trieb sie ins Tal hinab. Jene Begleiter, die auf Wasser

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