Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
ein. »Wir würden es vielleicht erkennen, wenn wir diese Orte einmal besuchen könnten.«
Die Augenbrauen der Frau wanderten hoch. »Würden Sie? Woher?«
»Wir haben ein Gespür für so etwas.« Rian hörte das Lächeln in seinen Worten, ohne es sehen zu müssen.
»So ein Gespür käme mir zupass«, sagte die junge Frau. »Allerdings brächte es mir keinen Gewinn, solange keine Fakten es untermauerten.«
»Vielleicht könnten wir auch Fakten dazu liefern«, warf Rian ein, während sie zu einem Tischchen mit wassergefüllten Halbkugeln schlenderte, in denen grüne Drachen saßen.
»Sie?« Der Unglaube war klar aus der Stimme der Museumsangestellten herauszuhören.
Rian nahm eine der Kugeln auf, sah dann zu der Frau und nickte.
»Was sind Sie – Historiker?«, fragte diese und runzelte die Stirn. »Warum wissen Sie dann nicht bereits, wo die Brunnen liegen?«
»Wir sind nicht von hier«, antwortete Rian und drehte die Kugel auf den Kopf, um kurz darauf goldenen Flitter und Sternchen auf den Drachen regnen zu lassen. Der Anblick ließ sie lächeln. »Und nein, wir sind keine Historiker. Wir sind … Journalisten.« Es war das Erste, was ihr eingefallen war: Nur Journalisten wie Nadja dürften viele Informationen haben und andere suchen. Rian hielt diese Identität für keine schlechte Idee. Als sie Davids seltsamen Blick auffing, war sie sich jedoch auf einmal nicht mehr so sicher.
»Journalisten, ah. Na ja, da können Sie wohl kaum die Fakten liefern, die ich brauche.« Die Frau lachte wieder auf, machte eine Handbewegung, als wolle sie etwas wegwischen, und sah dann erneut zu David. »Dann schreiben Sie also eine Reportage über die Siegfriedsbrunnen?«
»Genau«, antwortete er und warf Rian einen weiteren Blick zu, in dem etwas wie »Wie konntest du nur!« stand. »Und wenn Sie uns dabei helfen, wären wir äußerst dankbar. Wir könnten Sie zum Beispiel im Gegenzug heute Abend im Restaurant unseres Hotels zum Essen einladen, und ich könnte Ihnen an der Bar ein paar ganz spezielle Cocktails mixen.«
»Na, das werden wohl wirklich spezielle Cocktails sein«, sagte die Frau mit einem schrägen Lächeln. Die vorsichtige Skepsis in ihren Worten stand dabei in krassem Widerspruch zum Leuchten ihrer Augen, während sie David ansah.
Herz und Verstand kämpften offensichtlich noch, doch Rian war klar, wer siegen würde. Bei diesen Frauen siegten immer die Herzen und erstaunlicherweise sogar dann, wenn sie genau spürten, dass David nicht mehr als eine kurze Liaison anstrebte. Rian wunderte sich darüber, doch in diesem Fall konnte es ihnen nur nützlich sein, wenn sie auf diese Weise jemanden fanden, der ihnen weiterhalf.
»David kann wirklich gute Cocktails mixen«, sagte sie, während sie erneut die Traumkugel herumschwenkte. »In Paris hat er damit eine Weile sein Geld verdient.«
»Paris? Sie kommen aus Paris?«
»Nicht ursprünglich«, antwortete David. »Aber wir haben eine Weile dort gelebt.«
»Das möchte ich auch irgendwann«, sagte die junge Frau seufzend. »Im Studium hat es mit dem Austausch nicht geklappt, aber …«
Ein paar Leute traten durch die Eingangstür und schauten sich um. Davids Gesprächspartnerin sah zu ihnen und dann zurück zu den Elfen.
»Ich werde sehen, was ich herausfinden kann«, meinte sie unvermittelt. »Gehen Sie doch einfach so lange in das Museum. Vielleicht finden Sie dort ein wenig Stoff für Ihre Reportage.« Sie zog zwei an Walkmen erinnernde Geräte hervor und reichte sie ihnen. »Schauen Sie einfach rein. Abrechnen können wir später.« Kurz zwinkerte sie David zu und wandte sich dann zu den anderen Leuten, die sich ihrem Schalter näherten.
David trat zur Seite und reichte Rian eines der Geräte. Die Geschwister sahen sich an, zuckten kurz die Achseln und gingen dann an der Gruppe vorbei hinüber ins Museum. Ihre beiden unsichtbaren Begleiter folgten unbemerkt.
In der Ausstellung lernten Rian und David viel über das mittelalterliche Gedicht namens »Nibelungenlied«, das von der Sage um Siegfried und dem Niedergang des burgundischen Königshauses berichtete. Doch was sie wirklich wissen wollten, erfuhren sie nicht, obwohl die Hintergründe der Entstehung des Gedichtes, die ihm zugrunde liegende Sage und die damit verknüpften historischen Ereignisse erläutert wurden. Rian mochte die sonore Stimme in ihrem Kopfhörer, welche teilweise romantische, größtenteils aber tragische Ausschnitte aus der Sage nacherzählte. Sie konnte sich kaum satthören,
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