Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Tagesreise, wenn man nicht gerade in einem Ferrari unterwegs ist.«
»Ferrari. Bekommt man hier irgendwo so etwas?«
Nina schüttelte den Kopf. »Nein, einen Ferrarihändler haben wir hier nicht, soweit ich weiß. Aber nicht allzu weit von meiner Wohnung, in Richtung Hafen, gibt es einen Autohändler, der auch Autos verleiht. Falls ihr keines habt, könnt ihr euch dort eins mieten.«
Rian studierte die Ortsnamen auf der Liste, die David ihr gegeben hatte.
»Da ist einer, den du in Klammern geschrieben hast. Warum?«
»Ja, Bad König. Dort gibt es einen Fafnirquell. Vielleicht ist das nicht ganz, was ihr sucht, wenn ihr den Brunnen sehen wollt, an dem Siegfried angeblich getötet wurde. Aber ich dachte mir, es ist eine Erwähnung wert. Es liegt ohnehin in der Gegend der meisten anderen Brunnen. Ich weiß allerdings nicht, ob der Name irgendeinen echten Bezug zur Sage um den Drachen Fafnir hat oder ob man nur einfach eine der Heilquellen so nennt, weil es zum Tourismusthema Nummer eins der Region passt.«
Ein Kellner kam, servierte die beiden Salatteller für die Zwillinge und stellte einen weiteren kleinen Salat vor Nina ab, die sich sofort mit sichtbarem Appetit darüber hermachte. Rian legte den Zettel neben ihren Teller, rollte mit der Gabel ein Salatblatt auf und knabberte daran herum, während sie erneut die Liste studierte.
»Odenheim, Heppenheim, Amorbach, Bad König, Hiltersklingen/Hüttenthal, Reichenbach, Grassellenbach«, murmelte sie leise und sah zu David. »Mir sagt ein Name so wenig wie der andere. Ich schlage vor, wir suchen diese Orte einfach nacheinander auf, wie sie auf der Liste stehen.«
»Zuerst sollten wir uns das auf einer Karte anschauen.« David spießte mit der Gabel ein Tomatenstück auf und zerteilte es vorsichtig mit seinem Messer.
Nina nickte. »Auf jeden Fall, sonst fahrt ihr womöglich Umwege. Wenn ihr nicht sofort morgen früh los wollt, hätte ich einen Vorschlag für euch.«
»Und der wäre?«, fragte David, ehe Rian es tun konnte.
Nina warf ihm einen kurzen Blick zu, der voll schüchterner Koketterie war, und starrte dann mit leicht geröteten Wangen wieder auf ihren Salat, ohne dass ihre Gabel auch nur zuckte.
»Ihr könntet mich morgen nach der Arbeit im Museum abholen. Dann fahren wir gemeinsam mit dem Bus runter zum Autohändler, und wenn ihr da fertig seid, kommt ihr noch mit zu mir. Ich habe zu Hause eine Karte der ganzen Region vom Odenwald bis zum Kraichgau, mit der sich eure Routen planen lassen. Wenn ihr das möchtet. Meine Wohnung ist vielleicht nicht das Richtige für Leute von königlichem Geblüt.« Sie sah erneut kurz zu David auf und grinste. »Aber ich denke, ich könnte es euch dort trotzdem irgendwie gemütlich machen. Ich habe auch eine einigermaßen gut ausgestattete Bar. Und falls ihr noch mehr Hilfe braucht – ich habe die nächsten Tage frei.«
»Das klingt verführerisch«, sagte David.
Rian sah, wie Ninas Brust sich kurz unter einem tiefen Atemzug hob und senkte.
David drehte sich mit einem fragenden Blick zu seiner Schwester um. »Was meinst du, machen wir es so? Gehen wir morgen zu ihr?«
»Gern.« Rian wandte sich mit einem Lächeln an Nina. »Und ich bringe dir aus der Stadt etwas Süßes mit, das du bestimmt ohne Reue vernaschen kannst.«
Nina wurde noch eine Spur verlegener und aß ihren Salat zu Ende.
Nina starrte auf den Bildschirm des Computers, ohne wirklich etwas zu sehen. Es war ein Fehler gewesen, nach dem Abendessen noch im Hotel zu bleiben, das war ihr längst klar. Nicht wegen der Cocktails, die David gemixt hatte und die erstaunlicherweise am Morgen keinerlei Nachwirkungen gezeigt hatten. Auch nicht, weil sie viel zu spät ins Bett gekommen war. Sie war ein gewisses Maß an Schlafmangel gewohnt, denn sie war kein Kind von Traurigkeit und dehnte ihre Abende auch unter der Woche gern einmal länger aus. Nein, der Fehler hatte darin bestanden, dass es am Ende nicht ihr eigenes Bett gewesen war, in dem sie geschlafen hatte, sondern Davids.
Sie hob in einer unbewussten Bewegung die Hand und berührte ihre Wange dort, wo David es getan hatte, bevor er sie gefragt hatte, ob sie mit ihm hochgehe. Noch immer spürte sie das leichte Prickeln, als sei ein Funke übergesprungen, der von seinen Fingern aus ihren ganzen Körper erfasste. Wieder durchlief sie das leichte Schaudern, das sie auch am Vorabend erfasst hatte, und ihre Härchen richteten sich auf. Unwillig schüttelte sie den Kopf, und ihr Blick wurde wieder klar.
Wie dumm
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