Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Rian.
Drache in Elfenhaut. Welches ist überhaupt seine wahre Gestalt?
In diesem Moment schüttelte Alberich kurz den Kopf, als wolle er einen unangenehmen Gedanken vertreiben, und wandte sich mit einem Lächeln wieder ihr und ihrem Bruder zu. Erneut war er ganz der weltgewandte Mann, der nichts allzu ernst zu nehmen schien. Kein Hinweis deutete mehr darauf, was darunter lag.
»Lassen wir diese alten Geschichten vorerst; ich denke, wir werden noch früh genug darüber sprechen. Aber wenn wir damit jetzt anfangen, kommen wir nicht beim Restaurant an, ehe die Küche schließt.«
Sie spazierten den Uferweg hinunter bis zum Fuß des Nibelungentores, durch das ein gutes Stück weiter oben die Bundesstraße führte. In Form der Nibelungenbrücke verband sie Worms mit dem anderen Rheinufer. Die drei Elfenwesen plauderten über die Zeit, welche die Geschwister in Paris verbracht hatten. Auch Alberich kannte die Stadt, und er erkannte einige der Orte wieder, von denen die Geschwister sprachen. Selbst Talamands Club war ihm ein Begriff, doch war er nie drinnen gewesen.
»Natürlich habe ich die Kraftlinie ebenso gespürt«, meinte er, als Rian nachhakte. »Aber wie ich schon erwähnte, war es mir nicht unrecht, in unserer gemeinsamen Heimat als tot zu gelten. Ich habe es mir angewöhnt, solchen Reizen nicht nachzugeben. Und was ihr erzählt, bestätigt mir nur, wie recht ich hatte. Ich wäre Talamand nur ungern über den Weg gelaufen.«
»Warum? Kennst du ihn?«
»Nein. Aber es hätte unangenehme Folgen für ihn haben können, hätte er mich erkannt. Und so etwas vermeide ich lieber.« Wieder blitzte kurz dieses Raubtierhafte auf, und das Schwarz seiner Iris schien über das ganze Auge zu zerfließen. Aber auch dieses Mal bedurfte es nur eines Augenzwinkerns, um den Eindruck wieder verschwinden zu lassen.
Alberich führte sie zu einem Restaurant, das über einen Außenbereich verfügte, der jedoch wegen der Jahreszeit geschlossen war. Sie gingen ein paar Stufen hinauf und traten in das rustikal ausgestattete Gasthaus. Sofort wurden sie von einem jungen Kellner begrüßt, der sie zu einem reservierten Tisch in einer ruhigen Ecke führte und wartete, während Alberich Rian aus ihrem Mantel half. Der Kellner nahm diesen sowie die Mäntel der beiden Männer entgegen und rückte jedem den Stuhl hin.
David und Rian nahmen an einer Seite des Tisches Platz, Alberich setzte sich gegenüber von Rian. Als alle saßen, verschwand der Kellner. Eine Frau erschien stattdessen, die ihnen Speisekarten reichte und eine Weinkarte auf den Tisch legte. Letztere schob Alberich jedoch zur Seite.
»Bringen Sie uns von dem Wein, den ich selbst hier habe einlagern lassen«, sagte er und sah dann fragend zu den Geschwistern. »Möchtet ihr noch etwas anderes vorwegtrinken?«
Rian schüttelte den Kopf. »Ich verlasse mich ganz auf deine Empfehlung, Reginald«, sagte sie. Sie sprachen wieder Deutsch und benutzten somit auch die Namen, die sie gegenüber den Menschen führten.
»David?«
»Ich ebenso. Ich bin gespannt, was du hier Besonderes gefunden hast.«
Alberichs rechter Mundwinkel hob sich leicht zur Andeutung eines Lächelns, ehe er sich wieder der Bedienung zuwandte. »Also, meinen Elfenwein«, sagte er. »Und wie immer einen Krug stilles Wasser dazu.«
Die Frau nickte und nahm die Weinkarte wieder mit.
»Elfenwein. Mhmmm …«, machte Rian.
Alberich hob die Augenbrauen. »Willst du Fragen vermeiden, beantworte sie mit der Wahrheit, insbesondere wenn es ohnehin eine unglaubwürdig erscheinende ist. Der Wirt hier hat mich nie wieder gefragt, woher ich diesen vorzüglichen Tropfen habe.«
»Es ist also ein Wein aus Earrach?«, fragte David und zog ungläubig die Augenbrauen hoch.
Alberich nickte. »Ich habe meine Beziehungen, hier wie dort. Um genau zu sein, ist es sogar ein Wein, der direkt aus dem Weinkeller Fanmórs stammt. Er sollte euch also bestens munden.«
Rian erschrak unwillkürlich und setzte sich noch etwas gerader auf. »Aus Vaters Weinkeller?«
Alberich lehnte sich zurück und legte auf dem Tisch die Fingerspitzen aneinander. »Exakt. Wie gesagt, man muss nur die richtigen Beziehungen haben und die richtigen Schwächen ausnutzen. Der Elf, der die Weinkeller eures Vaters hütet, ist ein Meidling und somit sehr einsam. Er glaubt, dies ertragen zu können, doch gelegentlich ist er durchaus zu einigem bereit, um sein schweres Los vorübergehend zu erleichtern.«
Der Drachenbruder schmunzelte. »Er weiß allerdings
Weitere Kostenlose Bücher