Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
sich. Während der eine einen Glaskrug mit Wasser auf den Tisch stellte und Weißwein- und Wassergläser verteilte, öffnete der andere eine Weinflasche, auf deren grünem Glas ein handgeschriebenes Etikett aufgeklebt war. Er schenkte für alle drei Elfen daraus ein und zog sich dann mit seinem Kollegen wieder zurück.
Rian beobachtete eine Gasperle, die sich an der Wand ihres Glases gebildet und schließlich davon gelöst hatte. Nun stieg sie in einer trägen Spirale durch den nahezu glasklaren Wein auf und hinterließ dabei eine schwach violett schimmernde Spur in der Flüssigkeit. Als sie schließlich an der Oberfläche zerplatzte, wirkte es, als würde dabei ein kleines Feuerwerk aus leuchtenden bunten Funken gezündet, das sich mit denen der anderen Perlen vereinte, welche die Oberfläche erreichten.
»Goldperle«, flüsterte sie. »Einer der Weine, die unser Vater aus Campofiero, dem Wilden Land, mitgebracht hat.«
David nickte und hob das Glas an seine Nase, um den Duft tief einzuatmen.
Alberich nahm ebenfalls sein Glas in die Hand.
»Auf euch, treue Kinder Fanmórs und des Reiches Crain«, sagte er und hob das Glas in Richtung der Geschwister. »Möge das Schicksal euch die Enttäuschungen vorenthalten, mit denen es mich so reichlich gesegnet hat.«
Er trank, und fast automatisch hob auch Rian ihr Glas. Sie nahm einen kleinen Schluck des Weines, den sie im Baumschloss bisher nur bei besonderen Gelegenheiten hatte kosten können. Blumig-fruchtig entfaltete sich der Geschmack in ihrem Mund; ein Feuerwerk der Perlen, mit einem Hauch der Süße von Blütenhonig darin.
Die Goldperle passte ihren Geschmack perfekter den Wünschen des Trinkenden an als jedes andere Elfengetränk, das Rian kannte. Die Bedingungen, unter denen die Goldperltraube zu solcher Perfektion reifen konnte, fanden sich allerdings nur in wenigen Gebieten, und darum war dieser Wein trotz seiner Beliebtheit nicht in großen Mengen erzeugbar.
Umso mehr erstaunte es Rian, dass es Alberich gelungen war, sich ausgerechnet etwas von diesem Schatz aus Fanmórs Weinkeller zu beschaffen. Langsam zweifelte sie an der Wahrheit der Geschichte. Es erschien ihr wahrscheinlicher, dass er den Wein direkt aus Campofiero erhalten hatte, auf welchem Wege auch immer.
Nachdem sie zu dieser Überzeugung gekommen war, entspannte sie sich ein bisschen. Alberich hatte sie beeindrucken wollen, und für eine Weile war ihm das auch gelungen. Doch so leicht ließ sie sich von ihm nicht ins Bockshorn jagen, wie die Menschen es nannten.
»Also?«, fragte sie herausfordernd.
Alberich nickte und stellte sein Glas in einer langsamen Bewegung vor sich, den Blick darauf geheftet.
»Mein Vater, meine beiden Brüder und ich waren von jeher Söldner«, erzählte er. »Unser Vater stammte aus Zyma, dem Kalten Reich, wo auch meine Brüder und ich geboren wurden. Er hatte sich aber schon früh im milderen Earrach eine Bleibe für die Zeiten zwischen den Kriegen geschaffen. Das Frühlingsland gefiel ihm besser als seine frostige Heimat, und man nahm ihn wegen seiner Fertigkeiten im Kampf mit offenen Armen auf. Meine Brüder und ich wuchsen die meiste Zeit in Earrach auf und traten bald in sein Handwerk ein.«
Rian versuchte, sich Alberich als Kämpfer auf dem Schlachtfeld vorzustellen. Ein Bild von ihm in dunklem Wams und elfischem Kettenhemd entstand vor ihrem inneren Auge, mit schützenden Schienen an Armen und Beinen, einem Schwert in der einen und einem Dolch in der anderen Hand. Auf seinem Kopf saß ein schlichter Helm, unter dem seine schwarzen Locken hervorquollen. Hinter ihm loderten Flammen in den Himmel.
Je länger Rian es sich vorstellte, desto realer wirkte es; mehr Erinnerung als Vorstellung. Sie schüttelte kurz den Kopf, um das Bild wieder zu vertreiben und in die Gegenwart zurückzukehren. Dann sah sie Alberichs Onyxaugen. Funken tanzten darin, die sie auszulachen schienen.
»Wir kämpften mehr als zwei Jahrhunderte in beiden Welten, und wir kämpften gut«, fuhr der Elf fort, als wäre nichts geschehen. Er lehnte sich etwas zurück, und sein Blick bekam etwas Abwesendes, fast Sehnsuchtsvolles. »Als Lohn für unsere Dienste verlangten wir Gold, Juwelen und Gegenstände, die uns gefielen oder nützlich erschienen. Einiges magisches Spielzeug bekamen wir auch, besonders wenn wir drüben kämpften.
Hier wie dort ging es uns gut, und wir verbrachten manchmal lange Zeiten bei den Menschen, da diese so viel leichter zu beeindrucken waren und man viel einfacher
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